Leuchtende Sonne weites Land - Roman
verkauft. Anscheinend ist die Nachfrage sehr groß, weil so viele Menschen nach Australien auswandern. Hätte ich genug Geld, würde ich selbst in die Gesellschaft investieren. Aber mein Mann hatte keine Lebensversicherung abgeschlossen.«
Henrys Neugier war geweckt. »Ich kann ja mal mit deinem Vater reden«, meinte er nachdenklich.
Er kannte in New York einige Bauunternehmer, die mit dem Aufkauf, dem Umbau und dem Wiederverkauf alter Häuser reichgeworden waren. Das Risiko eines solchen Geschäfts war ihm immer zu groß gewesen, aber in einem Land wie Australien mit seinen zahllosen Einwanderern war mit dieser Methode vielleicht Geld zu machen.
»Ja, das solltest du«, stimmte Verity erfreut zu.
12
In den nächsten beiden Tagen arbeitete Jacqueline härter, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie schrubbte Fußböden und Wände, putzte die Fenster, räumte Schränke aus, säuberte sie gründlich und räumte alles wieder ordentlich ein. Sie staubte die Möbel ab, stellte sie im Wohnzimmer so um, dass es gemütlicher wirkte. Sie entfernte die Spinnweben von den Veranden und fegte sie. Sie wusch die Vorhänge, die Bettwäsche und ganze Berge von Unterwäsche und Kleidung, und alles musste mit der Hand ausgewrungen werden, weil die Wäscheschleuder immer noch kaputt war. Ihre Hände und Handgelenke schmerzten, aber sie arbeitete unermüdlich weiter.
Nach zwei Tagen war das Haus blitzblank. Jacqueline blickte sich zufrieden um. Eigentlich hätte sie völlig erschöpft sein müssen, aber das wunderbare Gefühl, etwas geleistet zu haben und den Erfolg ihrer Hände Arbeit zu sehen, hatte sie in Hochstimmung versetzt.
Ben hatte von alldem kaum etwas mitbekommen, da er so mit der Arbeit auf der Farm beschäftigt war. Als er jetzt zur Mittagszeit hereinkam, schaute er sich staunend um.
»Bin ich hier im richtigen Haus?«
Jacqueline, die einen Staubwedel in der einen Hand und eine Dose Möbelpolitur in der anderen hielt, strahlte vor Stolz. Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und sagte: »Jetzt sieht es schon ganz anders aus, nicht wahr?«
Ben nickte bedächtig. »Das kann man wohl sagen. Und wenn ich Sie so ansehe, dann scheint mir, Sie sind richtig zufrieden mit sich, hab ich Recht?«
»Ja, das stimmt«, gab sie zu. »Ich kann es selbst kaum glauben.«
Ben lächelte und nickte abermals. Dann nahm sein Gesicht unvermittelt einen wehmütigen, bedrückten Ausdruck an.
»Was ist? Hab ich etwas falsch gemacht?«, fragte Jacqueline. Vielleicht hatte sie etwas umgestellt, was an seinem Platz hätte bleiben sollen.
»Nein, nein. Ganz im Gegenteil.« Ein abwesender Ausdruck trat in Bens Augen.
Jacqueline blickte sich ratlos um. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »So hat es hier ausgesehen, als Ihre Frau noch am Leben wahr, oder?« Vermutlich war das Haus zum ersten Mal nach dem Tod seiner Frau richtig in Ordnung gebracht worden.
Ben nickte stumm. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ein sauberes, aufgeräumtes Zuhause so viele Erinnerungen heraufbeschwören würde. Ihm war, als müsste Cindy jeden Augenblick durch die Tür kommen. Er räusperte sich und riss sich zusammen.
»Sie haben fantastische Arbeit geleistet, Jackie«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich weiß das wirklich zu schätzen, aber Sie sollten sich nicht so viel Mühe machen. Hier draußen kämpft man vergebens gegen den Staub an. Fünf Minuten, nachdem Sie sauber gemacht haben, ist er wieder da. Ich bin schon zufrieden, wenn er nicht zentimeterhoch auf den Möbeln liegt.«
Typisch Mann, dachte Jacqueline. »Ich mag es nun mal nicht, wenn alles so staubig und schmuddelig ist. Wo sind denn die Jungs? Kommen sie nicht zum Essen?« Sie hatte einen ganzen Berg belegte Brote gemacht.
»Sie reparieren den Kaninchenzaun am anderen Ende unserer Weiden. Sie müssen zusehen, dass sie damit fertig werden. Ich werde ihnen etwas zu essen bringen.«
»Kaninchenzaun?«, wiederholte Jacqueline stirnrunzelnd. »Braucht man tatsächlich einen Zaun, um Kaninchen fernzuhalten?«
»O ja, allerdings. Sie halten Kaninchen wahrscheinlich für wuschelige, possierliche Tierchen, aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Sieben Kaninchen fressen so viel wie ein einziges Schaf, und in den Bergen gibt es tausende von ihnen. Zusammen mit den verdammten Kängurus fressen sie meinen Herden auch noch die letzten Grashalme weg.«
»Das hab ich nicht gewusst«, murmelte Jacqueline bestürzt.
»Deshalb ist es so wichtig, dass der Zaun
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