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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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neue, von Lil eingestellte Köchin konnte Zeugnisse aus guten Hotels und Erfahrung mit »Großveranstaltungen« vorweisen, was Mr. Warburton sehr freuen würde. Er hatte Lil klargemacht, dass nun für Minchfield House eine neue Ära anbrechen werde. Sie würden des Öfteren Gäste empfangen, und er gab Anweisung, den Weinkeller, von dessen Existenz Lil bisher nichts geahnt hatte, zu reinigen und aufzufüllen.
    Warburtons erste Gartenparty war in Lils Augen eine reichlich steife Veranstaltung. Die Damen und Herren spazierten in ihrem Sonntagsstaat über den Rasen und wirkten ziemlich gelangweilt, bis die Erfrischungen aufgetragen wurden. Sogleich fielen sie wie die Heuschrecken über die Tische her. Danach machten viele einen Rundgang durchs Haus. Lil war wenig begeistert von der Neugier der Gäste. Aus den Unterhaltungen schloß sie, dass Miss Lavinias Schicksal allgemein bekannt war.
    »Er hat seine Schwester einsperren lassen«, sagte eine Frau. »Und dann selbst den Besitz übernommen.«
    Als Lil in die Bibliothek spähte, hörte sie jemanden flüstern: »Er ist selbst ein bisschen seltsam.« Sie begriff, dass es sich bei den Gästen keineswegs um Freunde des früher so zurückgezogen lebenden Warburton handelte, sondern um Leute, die in der Gegend wohnten und die Einladung aus purer Neugier angenommen hatten. Die meisten verließen die Party früh. Nur die durstigen Seelen bewiesen Sitzfleisch. Sie saßen in einer kleinen Gruppe zusammen, ließen sich die exzellenten Weine munden und ignorierten ihren Gastgeber.
    Schließlich stürmte Mr. Warburton ins Haus und wies seine Haushälterin an, dafür zu sorgen, dass diese Leute sich entfernten.
    »Wie?«, wollte sie wissen.
    »Räumen Sie den Wein ab!«
    Lil wies die beiden Serviererinnen an, bei jedem Gang ins Haus einige Flaschen mitzunehmen, damit ihre Taktik nicht allzu offensichtlich wurde. Sie selbst war von der Party ebenso enttäuscht wie der Gastgeber. Die Vorbereitungen waren aufwendig gewesen, und Mr. Warburton hatte weder Kosten noch Mühe gescheut, um seinen Gästen etwas zu bieten. Doch Lil hatte ihn mehr als einmal allein und verwirrt irgendwo herumstehen sehen, als wisse er nicht, wie er sich verhalten solle.
    »Sie sind kein guter Unterhalter, Sir«, dachte sie, als sie an der Tür zur Bibliothek vorüberging. Vielleicht wusste er einfach nicht mehr, wie man sich in Gesellschaft verhielt.
    In der ersten Zeit nach Miss Lavinias Einweisung hatte Lil versucht, sie zu kopieren, und immer schwarze Kleider und einen Schlüsselbund am Gürtel getragen. Doch diese Farbe stand ihr überhaupt nicht. Auch der strenge Knoten passte nicht zu ihr. Daher veränderte sie ihre Garderobe wieder: Eine Weile lang trug sie eine weiße, dann eine farbige Bluse, und zuletzt wagte sie sogar, sich in einem blau-weiß karierten Kleid mit weißen Manschetten und weißem Kragen zu zeigen. Inspiriert von den Frisuren, die sie bei den Damen, die auf der Party gewesen waren, gesehen hatte, schnitt sie sich einen Pony und steckte die Haare am Hinterkopf mit Kämmen auf.
    Warburton bemerkte die Veränderungen durchaus. Er sah von seinem Frühstück auf, spähte über die Brille und erklärte: »Sie sehen heute hübsch aus, Mrs. Cornish.« Dann wandte er sich wieder seiner Zeitung zu.
    Lil war begeistert. »Vielen Dank, Sir.« Doch er schien ihre Antwort nicht zu hören.
    Lil entschied, dass sie ihre Mahlzeiten nicht mehr gemeinsam mit dem übrigen Personal einnehmen könne, da sie nicht in dessen Klatsch hineingezogen werden wollte. Küche und Speisezimmer kamen fürs Essen nicht in Frage. Daher ließ sie es sich in ihr kleines Wohnzimmer hinaufbringen, wo sie auch die Buchhaltung erledigte. Die Tatsache, dass Haushaltsführung mehr hieß, als einen ständigen Kampf gegen den Staub zu führen oder andere Mängel zu beseitigen, hatte sie zunächst verunsichert, doch bei der Durchsuchung von Miss Lavinias Zimmer war sie schon bald fündig geworden. Zu ihrer Überraschung hatte Miss Lavinia über viele Jahre hinweg sorgfältig Buch geführt. Diese Bücher enthielten nicht nur eine vollständige Inventarliste von allen Gegenständen, die sich im Haus befanden – angefangen bei der feinen Tischwäsche bis hin zur schlichtesten Teekanne –, sondern auch Aufzeichnungen über die Geschichte aller gekauften, reparierten oder ersetzten Möbelstücke, Kopien von Menüplänen, Rezepten und eine Fülle weiterer Informationen. Lil beschloss, mit dieser Tradition fortzufahren. Abend für

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