Leuchtendes Land
doch bereits einen Freund. Plötzlich fühlte er sich älter, war nicht mehr der Junge, mit dem Carty zu sprechen glaubte, und er begriff, dass größte Vorsicht geboten war.
»Weshalb?«, fragte er.
»Weshalb was?«, Die Gegenfrage des Doktors klang unschuldig, doch Clem spürte seine Unaufrichtigkeit.
»Weshalb sollte Thora mich heiraten wollen? War es ihre Idee? Ist sie plötzlich zu Ihnen gekommen und hat gesagt, sie möchte Clem Price heiraten, der draußen auf Lancoorie lebt?«
»Dem Lancoorie gehört«, merkte der Doktor an.
»Selbst wenn. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso Thora ausgerechnet mich wollen sollte.«
»Du darfst dich nicht unterschätzen, Clem.«
»Ich glaube nicht, dass ich mich unterschätze. Worum geht es wirklich, Doktor? Ist sie in anderen Umständen?«
Die flammende Röte, die plötzlich in Cartys rosiges Gesicht stieg, sagte mehr als alle Worte. Der Mann tat Clem leid, da er ohne Pomp und Gehabe ziemlich kläglich wirkte.
»Ich habe Claret im Haus. Darf ich Ihnen ein Glas anbieten, Doktor?«
»Bloß keinen Claret«, stöhnte dieser. »In meinem Wagen habe ich einen anständigen Scotch. Würdest du mir die Flasche holen, mein Junge?«
Dann saßen sie im kühlen Wohnzimmer mit Biergläsern, einer Karaffe Wasser und der Whiskyflasche. Clem hatte bemerkt, wie verärgert seine Schwester war, weil sie wieder einmal ausgeschlossen blieb, doch er konnte nichts daran ändern. Später würde er ihr alles erklären.
»Du siehst, in welcher Lage ich mich befinde«, sagte Carty und trank einen großen Schluck Whisky.
»Ist das Kind von Matt Spencer? Ich hörte, er sei mit Thora befreundet.«
»Ja, er ist der Vater und hat sich verdrückt. Clem, bisher weiß noch keiner von dieser Sache, niemand außer Mrs. Carty, mir und diesem verdammten Bastard. Und jetzt dir. Ich rechne mit deiner Diskretion.«
Clem trank ebenfalls seinen Whisky. Ein guter Tropfen. Der beste, den er je gekostet hatte. »Schauen Sie, ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber Sie sind Arzt. Könnten Sie nicht … ich meine … etwas für Thora tun?«
»Auf keinen Fall! Es verstößt gegen all meine Prinzipien. Völlig ausgeschlossen.«
»Tut mir leid. Wie gesagt, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten.«
»Schon gut. Clem, Sie würde dir eine gute Frau sein …«
»Aber was hat Thora zu diesem Vorschlag gesagt?«
»Sie war natürlich ziemlich verwirrt. Ich nannte ihr mehrere junge Männer aus der Gegend, an die ich herantreten könnte …«
»Die arme Thora. War das nicht grausam?«
»Ihr bleibt nichts anderes übrig!«, schnappte ihr Vater. »Aber ich kann dir sagen, dass sie dir freundlich gesinnt ist, Clem. Offensichtlich haben andere Mädchen auf unserer Party einen guten Eindruck von dir gewonnen. Du weißt ja, wie die jungen Dinger reden.«
Das war zwar nicht der Fall, doch Clem freute sich über diese Mitteilung.
»Wenn du damit einverstanden bist, Thora zu heiraten, rettest du ihren Ruf und bekommst gleichzeitig eine gute Frau.«
»Und was ist mit meinem guten Ruf?«
»Wie bitte?«, Nun war es an Carty, überrascht zu sein.
»Die Leute werden es bald an fünf Fingern abzählen können, dass Thora vor der Eheschließung schwanger war. Und schon ist mein Ruf hin.«
»Ich werde mich erkenntlich zeigen, Clem.«
Im nun folgenden Schweigen, das nur vom fernen Kreischen eines Kakadus unterbrochen wurde, konzentrierten sich die beiden Männer auf ihre Argumente. Clem war versucht, das Angebot anzunehmen, da ihn die Mitgift lockte, doch im Herzen wusste er, dass dies ein erbärmlicher Grund für eine Heirat war. Ihm missfiel die Vorstellung, gekauft zu werden, und genau das sagte er auch.
»Dr. Carty, ich habe den Eindruck, hier geht es nicht um eine Mitgift, sondern um eine Bestechungssumme, was ich nicht gerade als Kompliment empfinde. Für wen halten Sie mich eigentlich?«
Cartys Antwort brachte die erhoffte Beschwichtigung. Ein sanftes Streicheln über Clems gesträubtes Gefieder, unter dem wilde Aufregung herrschte. Was für ein Erfolg, wenn er Thora Carty für sich gewinnen könnte! Sie war zwar schwanger, aber keineswegs hässlich und würde ihm größeren Nutzen bringen als jedes andere Mädchen aus seinem Bekanntenkreis.
»Verzeih mir, mein lieber Junge«, sagte Carty. »Ich hege den höchsten Respekt für dich. Ich bin diese delikate Angelegenheit wohl zu plump angegangen. Jede meiner Töchter würde eine Mitgift erhalten, und ich wünsche mir, dass du die Sache auch unter diesem
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