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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ihren starken Armen, so dass Lils Kopf auf ihrer breiten Brust ruhte, drückte die Frau an sich und flüsterte ihr Worte in ihrer eigenen Sprache zu. Dann ergriff sie Lils Hände und verlieh ihr dadurch neue Kraft.
    Die Wehen setzten wieder ein, und Lil hatte noch genug Energiereserven, um zu pressen, bis Alice einen Freudenschrei ausstieß. »Es kommt, Lil. Es ist fast vorbei.«
    Und so gebar Lil ihr zweites Kind.
    Clem machte sich auf die Suche nach Ted.
    »Herzlichen Glückwunsch! Das hast du gut gemacht. Es sind zwei hübsche Mädchen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Mrs. Cornish hat Zwillinge bekommen.«
    »Zwillinge? Verdammt noch mal! Was sollen wir mit zweien? Wir können uns nicht mal eins leisten.«
    »Das wird schon. Willst du sie dir ansehen?«
    »Später.«
    Clem kehrte achselzuckend ins Haus zurück und traf unterwegs Sadie und eine andere Aborigine-Frau.
    »Wo wollt ihr beiden hin?«
    »Eure Frauen nicht gut füttern, Mr. Clem. Sie hier füttert zweites Baby.« Sie warf Clem einen finsteren Blick zu, als trage er die Schuld an dieser Situation. »Ich sie bringe, um zu füttern dein Kind. Was machen jetzt?«
    »Immer langsam, Sadie. Darüber können wir uns noch Gedanken machen, wenn es so weit ist.« Er lachte.
    Sadie hatte unrecht. Thoras Brüste waren angeschwollen, und sie würde ihr Kind selbst stillen können.
    Doch Sadie vertrat ihm den Weg und sah ihn forschend an. »Weißt nicht viel. Deine Missus bekommt Baby heute Nacht.«
    Er rannte zu Thora hinein. »Wie geht es dir?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie teilnahmslos. »Hat die andere Frau ihr Kind bekommen? Sie sah so unglücklich aus. Ich kann verstehen, wie sie sich fühlt.«
    »Ja.« Er erwähnte die Zwillinge nicht, um sie nicht zu erschrecken. »Ihr geht es gut.«
    »Ich fühle mich so unbehaglich. Könntest du mir etwas Tee bringen?«
    »Ja, natürlich.«
    Als Mrs. Dodds schließlich eintraf, waren alle erleichtert. Thoras Wehen setzten um neun Uhr abends ein, und die Hebamme und Alice blieben bei ihr.
    Clem saß in der Küche und machte sich Sorgen, weil alles so lange dauerte. Ted döste in Noahs altem Stuhl vor sich hin. Clem tat Teds Frau leid, die schwach und in weinerlicher Stimmung war und angesichts der schlechten Laune ihres Mannes nur noch mehr litt. Clem hatte nichts dagegen gehabt, dass sie hergekommen waren, hatte es im Gegenteil sogar für eine vernünftige Idee gehalten. Mrs. Cornish wäre sogar in offensichtliche Gefahr geraten, wenn sich ihr nicht gerade zärtlicher Ehemann um sie gekümmert hätte. Doch nun wünschte er sich, die beiden würden sich aufmachen und ihn mit Frau und Kind allein lassen.
    Alice überbrachte ihm tränenüberströmt die Nachricht.
    »Clem, Thora hat ein kleines Mädchen geboren, aber es kam tot zur Welt.«
    Clem war entsetzt. »Das kann nicht wahr sein! Was ist passiert?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Ich bin nur froh, dass Mrs. Dodds dabei war, sonst hätte ich mir die Schuld gegeben. Sie sagte, es käme von der Nabelschnur, die sich irgendwie verschlungen hatte. Es lief zuerst alles so gut, viel besser als bei Teds Frau. Und dann …« Sie brach in hemmungsloses Schluchzen aus.
    »Wie geht es Thora? Kann ich zu ihr?«
    »Noch nicht. Mrs. Dodds sagt, wir sollen sie schlafen lassen. Sie hat ihr Laudanum gegeben. Mrs. Dodds will drinnen alles selbst in Ordnung bringen … Die arme Thora, sie wird am Boden zerstört sein.«
    »Gib ihr eins von meinen«, grollte Ted. Alice drehte sich zu ihm um. »Wie können Sie so grausam sein!«
     
    Thora erwachte Stunden später und schrie, Alice solle ihr das Baby bringen, schlief aber gleich darauf wieder ein.
    »Es wird sie sehr hart treffen«, sagte Mrs. Dodds, und Alice war derselben Meinung. Sie hatte allerdings Zeit zum Nachdenken gehabt und mit Ted eine lange Unterredung geführt.
    Als Clem zu ihnen kam und ihm der Vorschlag unterbreitet wurde, nahm er ihn zunächst nicht ernst. »Ted, deine Frau wäre niemals damit einverstanden.«
    Alice ging mit ihrem Bruder ins Wohnzimmer, um die Angelegenheit unter vier Augen zu besprechen. »Wenn sich Mrs. Cornish bereit erklärt, eines ihrer Kinder zur Adoption freizugeben, wäre das wie ein Gottesgeschenk für Thora. Sie ist sehr sensibel. Der Verlust des Kindes würde sie furchtbar treffen, nachdem sie schon so viel durchgemacht hat.«
    »Würde sie denn das Kind einer anderen Frau akzeptieren?«, fragte Clem verwirrt.
    »Wir sagen es ihr nicht.«
    »Das müssen wir aber!«
    »Nicht

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