Leuchtendes Land
mit dem Auktionator und wies ihn an, nur Bargeld entgegenzunehmen, doch selbst diese Reglementierung hatte keinerlei Einfluss auf die horrenden Gebote. Die Männer drängten und schubsten, um sich Gehör zu verschaffen.
Mike genoss die ganze Veranstaltung, feuerte die Käufer mit Zurufen an und bot ab und zu mit, um den Verkauf zu beschleunigen. Clem lauschte verwundert, wie der Preis für seine Schafe erst auf sechs, dann auf sieben Pfund emporschnellte, und wünschte sich, er hätte noch mehr Tiere gekauft. Bei den letzten Schafen schoss der Preis auf acht, dann sogar auf zehn Pfund hoch. In der Menge brach Streit aus, weil da einige Spekulanten angeblich die Chancen der ehrlichen Käufer ruinierten.
Das Bargeld floss in Strömen, und Clem war dankbar für Mikes Gesellschaft, als sie sich mit Gewehren bewaffnet im Schuppen des Auktionators einfanden, um den Erlös abzuholen.
Auch der Auktionator hatte Wachen bei sich, als er seine Provision einstrich und die Eigentümer des an diesem Tag verkauften Viehs auszahlte.
»Ist gut gelaufen für euch«, grinste er und zählte Clem über dreitausend Pfund in zerknitterten Banknoten auf den Tisch. »Habt ihr noch mehr, Jungs?«
»Natürlich«, antwortete Mike eifrig.
»Nein, habe ich nicht«, gab Clem zurück. »Ich züchte Wollschafe, und die sind zu schade fürs Schlachthaus.«
»Bei diesen Preisen?«
»Bei jedem Preis. Ich werde nicht meinen gesamten Viehbestand verkaufen.«
Sie bündelten die Geldscheine mit Gummibändern und verstauten sie in Geldsäcken, die Clem wiederum in seine lederne Satteltasche stapelte. »Na, los«, sagte er zu Mike, »ich muss das hier auf dem schnellsten Weg zur Bank bringen.«
Sie rannten übermütig zu ihren Pferden und lachten und jauchzten wie Schuljungen.
»Mein Gott, du hast es geschafft!«, strahlte Mike. »Welch ein Profit! Ich und George haben uns schon gefragt, wozu du die ganzen Schafe gekauft hast. Sie hatten nicht so ausgesehen, als würden sie etwas einbringen. Wir hatten vermutet, dass du auf einen hohen Preis spekuliertest, aber das hier hatten wir nicht erwartet.«
»Ich auch nicht. Es hätte mich nicht überrascht, wenn die Hälfte der Käufer kein Geld gehabt hätte, aber nun steckt es in meiner Satteltasche. Wir bringen es zur Bank und übernachten in Northam. Mir ist nach Feiern zumute.«
Als sie in die Hauptstraße von Northam einbogen, drängte sich eine große Menschenmenge vor den Geschäften.
»Die scheinen auch zu feiern«, meinte Clem und zügelte sein Pferd.
»Sieht eher nach einem Protest aus!«
Sie lenkten ihre Pferde an den Rand der Menge, in deren Mitte ein Mann auf einer Kiste stand und eine Rede hielt. Er wirkte eigenartig mit seinem hageren Gesicht und den langen, glatten Haaren.
»Immer mit der Ruhe, Freunde! Ihr könnt das Recht nicht selbst in die Hand nehmen. Irgendwann werdet ihr es noch bereuen.«
Stimmen aus der Menge versuchten ihn niederzubrüllen, doch der Redner setzte sich durch. »Zwischen hier und Coolgardie liegt vieles im Argen. Zeigt den Bossen in Perth, dass ihr kein Abschaum seid, sonst werdet ihr nichts bekommen.«
Mike drehte sich zu Clem um. »Die Lage scheint ziemlich brenzlig zu sein. Sieh nur, alle Geschäfte sind geschlossen und verriegelt. Auch die Banken.«
»Oh nein«, stöhnte Clem. »Wer ist der Typ?«, fragte er einen Mann, der neben ihm stand.
»Heißt Vosper, Fred Vosper. Ist wohl Reporter. Keine Ahnung, wieso er sich hier einmischt. Die Leute haben die Nase voll.«
»Wovon?«
Die Antwort ging im Lärm unter. Steine prasselten nieder, und Vosper duckte sich, doch die Werfer zielten nicht auf ihn. Sie zerschmetterten die Schaufenster der Geschäfte, während der Mob grölte.
Vosper ließ sich nicht beirren. »Hört auf!«, schrie er. »Ihr macht die Sache nur noch schlimmer! Ihr gehört hier zu den Ersten, doch jedes Schiff bringt neue Goldsucher aus den Staaten im Osten. Der Mangel an Waren wird noch viel gravierendere Ausmaße annehmen.«
Seine Stimme war so durchdringend, dass er sich erneut Gehör verschaffen konnte. »Wenn ihr diese Stadt zerstört, habt ihr die Bosse gegen euch. Damit meine ich die Politiker in Perth. Sie werden euch keine Hilfe, sondern Soldaten schicken.«
»Wie sollten sie uns schon helfen?«, rief ein Mann.
»Sie sitzen auf dem Geld, Junge. Ihr habt keins. Sie können in Coolgardie Brunnen bohren. Dann zahlt ihr dort für Wasser mehr als für Whisky! Wenn ihr glaubt, die Nahrungsmittelpreise seien Wucher, dann wartet ab,
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