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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zurück nach Perth. Hat mich schon genug Mühe gekostet, ihn bis nach Coolgardie zu locken. Da draußen gibt es doch Gold, nicht wahr?«
    »Mehr, als die meisten Leute wissen«, flüsterte der Wirt verschwörerisch. »Es heißt, hinter Coolgardie sammeln sie zig Unzen mit bloßen Händen auf. Hier wohnt ein Schreiberling namens Vosper und meint, sie hätten den größten Goldfund der Welt gemacht.«
    »Woher will er das wissen?«, fragte Clem, der inzwischen begriffen hatte, dass es klüger war, das Thema Aufruhr nicht mehr anzuschneiden. Hoffentlich lebte Vosper noch. Clem fühlte sich schuldig, weil er den armen Teufel in den Händen dieser Meute zurückgelassen hatte.
    »Weiß nicht. Vielleicht von den Geologen.«
    »Aber hinter Coolgardie gibt es nur noch Wüste, oder nicht?«, erkundigte sich Clem.
    »Man muss sich schon ein bisschen Mühe geben«, warf Mike ein. »Wir nehmen noch einen Whisky.«
    »Könnt ihr überhaupt ein Bett bezahlen?«, fragte der Wirt, als er ihre Drinks einschenkte.
    »Denke schon.«
    »Dann bleibt hier, und ich höre mich um. Wollt ihr essen?«
    »Ich könnte ein Pferd verdrücken«, antwortete Clem.
    »Gut, das macht zehn Shilling. Meine Missus bringt euch Hammeleintopf und Kartoffeln. Das ist alles, was wir haben. Ihr Goldgräber müßt verstehen, dass wir alle in einem Boot sitzen. Ich muss schon ein Vermögen bezahlen, um meine Familie zu ernähren.«
    »Das Pub läuft doch gut«, sagte Mike bedächtig, als die Gäste von der Straße hereinströmten, aber der Wirt war schon weggegangen.
    Clem folgte Mike zum Ende der Bar, wo sie sich mit dem Rücken zur Wand niederließen. »Hier können wir uns schon mal entspannen. Wenn er kein Zimmer für uns auftreibt, schlafen wir einfach hier. Wenigstens gibt es etwas zu essen. Und der Whisky ist gar nicht mal so schlecht.«
    Mike fasste die anderen Gäste scharf ins Auge.
    Plötzlich sah Clem nach unten. »Guter Gott! Was zum Teufel fällt dir ein? Du kannst doch kein geladenes Gewehr mit dir herumtragen! Ich weiß ja nicht, woher du kommst, aber in diesem Land ist das strengstens verboten. Versteck es!«
    »Tu ich doch. Ganz ruhig. Du hast das Geld. Ich passe darauf auf, das ist alles. Du hast dein Gewehr ja im Stall bei den Pferden gelassen.«
    »Wo deins auch sein sollte.«
    »Hat mir aber keiner gesagt, oder?«
    Clem genoss es, einfach nur dazusitzen. Weder er noch Mike tranken viel; sie blieben mit ihrem Whisky an der Bar und beobachteten die anderen Gäste, lauter hoffnungsvolle Goldgräber. Die Einheimischen hielten sich an diesem Tag fern, um dem Zorn der Menge zu entgehen.
    Sie hatten bereits die zweite Portion des wässrigen Hammeleintopfs gegessen, als sich der Wirt wieder an sie erinnerte.
    »Ihr könntet ein Bett im
Avon Hotel
haben. Ist mitten in der Stadt, aber der Besitzer will keinen Ärger und hat deshalb heute geschlossen. Das Zimmer ist anständig. Es hat zwei Betten und kostet zwei Pfund. Ich habe ihm gesagt, ihr wärt zwei ehrliche Burschen, die keine Unruhe stiften. Er hat keine Schanklizenz, aber wenn ihr wollt, könnt ihr euch bei mir eindecken und eine Flasche mitnehmen. Geht zur Hintertür und sagt, ich hätte euch geschickt. Heißt Barclay. Ach ja, und keine Frauen aufs Zimmer!«, Er sah zu den Prostituierten hinüber, die sich unter die Gäste gemischt hatten. Zwei der übermütigen jungen Frauen hatten offensichtlich ein Auge auf Clem und Mike geworfen.
    »Das ist aber schade«, sagte Mike und stieß Clem an. »Die Damen sind ganz wild darauf mitzugehen.«
    »Auf gar keinen Fall!«, wehrte Clem prüde ab.
    »Hab doch Mitleid mit mir! Weißt du eigentlich, wie lange ich nicht mehr mit einer Frau geschlafen habe?«
    Clem tat, als habe er nichts gehört, wuchtete die Satteltasche auf die Schulter und ging zur Tür. Mike folgte ihm, wobei er das Gewehr lässig unter dem Arm trug.
    »Ich glaube, eure Vorschriften sind ein bisschen überholt«, bemerkte er. »Einige Männer da drin waren bewaffnet. Liegt wohl an den Zeiten.«
    »Oder der Wirt war zu beschäftigt, um es zu sehen.«
    Die Straße lag im Dämmerlicht. Zwei klaffende Öffnungen, die einmal Schaufenster gewesen waren, zeugten von den Ereignissen des Tages. Überall lagen Trümmer herum, und der Geruch nach verbranntem Holz hing über der Stadt. Wie angekündigt, war das
Avon Hotel
geschlossen und verriegelt. Sie nahmen eine Seitenstraße, die zum Hintereingang führte, doch das Tor zu den Stallungen und dem Hof war mit einer Kette versperrt.
    »Verdammt!«,

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