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Leute, das Leben ist wild

Titel: Leute, das Leben ist wild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Sandwich-Platte auf dem Büffet abgestellt hat, steckt sie sich ihre Haare hoch, und als hätte sie meinen Wunsch intuitiv empfangen, meint sie mit einer Haarklammer zwischen den Zähnen: »So, ich geh mal duschen.«
    Sie verschwindet die Treppe rauf, und Alina, die gerade aus Richtung Garten kommt, wo sie vor lauter Anspannung wieder ein paar Glimmstängel runtergeglüht hat, erklärt: »Ich geh auch mal duschen. Und lasst ja nicht diesen irren Albert rein!«
    »Keine Sorge! Ich hab’s im Griff!«

    Wie immer. Was bleibt mir auch anderes übrig. Das ist, seit ich lebe, meine mir zugedachte Rolle: alles im Griff haben. Nicht aufgeben. Immer ruhig bleiben. Also ständere ich alleine mit Alice und Susanna in meinem leer geräumten Zimmer herum. Dann warte ich eben, bis Alina fertig ist mit Duschen. Irgendwer muss ja die Stellung halten.
    Alice sieht Alina interessiert hinterher. »Wer bitte ist der irre Albert?«
    »Ach, so ein Typ, der was von ihr will und dabei sämtliche Grenzen überschreitet.«
    »Was für Grenzen?« Jetzt guckt mich Susanna neugierig an, als hätte sie echtes Mitgefühl für Alina.
    »Na ja, also er hat in den letzten zwei Tagen ungefähr 300-mal angerufen. Das nervt ein bisschen. Wir denken, dass er irgendwie manisch oder wahnsinnig ist.«
    »Scheint so.« Alice nickt zur Bestätigung. »Den würde ich auch nicht reinlassen. Solche Typen können einem ja echt die Party verderben. Was total schade wäre.«
    Da spricht Alice ein wahres Wort gelassen aus. Und als wäre damit das Thema vom Tisch, drücken sich die beiden Girls schon wieder ums Büffet rum. Vermutlich haben sie heute den ganzen Tag nur Joghurt zu essen bekommen - kleine Sparmaßnahme von Rita, weil sie ja wusste, dass es hier ordentlich was zu speisen gibt. Mich würde nicht wundern, wenn Susanna und Alice in ihren Handtaschen Tupperdosen stecken haben, in die sie heimlich die Sandwiches abfüllen, um sie später mit nach Hause zu nehmen. Wenn ich nicht aufpasse, mampfen die hier sowieso alles auf, bevor überhaupt die ersten Gäste da sind. Das wäre so typisch, weil diese Girls von ihrer raffgierigen Mutter dazu erzogen wurden, bei anderen Leuten so viel
wie möglich zu essen, um nicht selbst kochen zu müssen. Die können gar nichts dafür. Und irgendwie mag ich sie ja sogar. Ehrlich!
    Alice und Susanna lächeln glückselig vor sich hin und beugen sich über die Schüsseln und Teller. Mit Blick durch die Frischhaltefolien stellen sie lobend fest: »Das sieht ja alles sehr lecker aus. Dürfen wir mal probieren?«
    »Nee, noch nicht. Sonst wird das noch schlecht. Das Büffet wird erst eröffnet, wenn alle Gäste da sind.«
    »Schade!«
    Fällt euch auf, dass Alice und Susanna am heutigen Tag alles schade finden? Schade, dass Arthur noch nicht kommt. Schade, wenn Leute die Party verderben. Schade, dass sie das Büffet noch nicht alleine eröffnen dürfen. Leute, ich finde, sie sollten genügsamer sein. Außerdem muss ich mich langsam auch mal in Schale schmeißen. Ursprünglich war Johannes bereits vor einer halben Stunde eingeplant. So hatten wir das zumindest vor Urzeiten abgesprochen. Ich frage mich, wo der bleibt? Wenn Johannes nicht kommt, was ja immerhin sein kann, habe ich ein echtes Problem. Vielleicht hat er gestern deshalb versucht, mich anzurufen. Um mir abzusagen! Bitte nicht! Ich besitze nämlich nur runtergeladene Musik, die sonst niemand hört. Ich wage nicht mal zu erwähnen, um welche ausgezeichneten Musikstücke es sich dabei handelt. Johannes lacht mich jedenfalls immer aus, weil er meint: »Lelle, du bist so retro!« Und bei aller Liebe: Ich will den Abend nicht ausschließlich mit Bird’s Nest bestreiten müssen. Hauptsache, Johannes ist nichts passiert.
    Als ich gerade dabei bin, mir total dramatisch vorzustellen, dass er auf dem Weg hierher von der S-Bahn überrollt wurde und ich an seinem Grab verzweifelt und in
tiefer Trauer vor den Augen aller Anwesenden zusammenbreche, klingelt es an der Haustür. Okay, Leute. Das wird er wohl hoffentlich sein. Oder aber der gestörte Psycho Albert. Ich flitze zur Tür, gucke sicherheitshalber noch flott in den Garderobenspiegel, weil ich ja unter der Phobie leide, dass mir etwas im Gesicht klebt, dann durch den Spion. Nicht, dass ich dem Feind die Tür öffne.
    Voilà!
    Es ist Johannes, in Begleitung seines 19-jährigen Cousins Samuel. Großartige Idee. Ich kotze. Dieser Samuel hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, ich muss es leider so hart formulieren. Der verzapft

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