Level 6 - Unsterbliche Liebe
eine unmissverständliche Schärfe mit, „dann brauchen wir ihn. Es könnte der einzige Weg sein, dasVirus zu stoppen.“
Eine Tür fiel klickend ins Schloss, als Oliver zurückkehrte. „Worüber redet ihr gerade?“
Vorsichtig trat ich auf ihn zu. „Oliver, mir ist das bewusst, dass du sauer auf mich bist. Ich kann das verstehen. Aber wenn du mir auch nur noch ein kleines bisschen vertraust, dann bitte ich dich, hier zu verschwinden. Du musst dir einen sicheren Unterschlupf suchen.“
Er zog die Brauen zusammen. „Was?“
„Verschwinde einfach. Komm morgen wieder oder so.“
„Wenn du das sagst.“ Er versuchte, zu lächeln, doch seine Wangen zuckten zu sehr, um ein Lächeln fertigzubringen. Und genau wie Joe schwitzte Oliver wie wahnsinnig, obwohl es im Raum nicht besonders warm war. „Sicher. Okay. Ich werde gehen. Äh … Ich werde sofort gehen.“
Warum klang er so nervös? Lag es nur an Rogans Anwesenheit? Oder … Oder steckte noch etwas anderes dahinter?
„Was ist mit dir los?“, fragte ich.
„Nichts. Mir geht es gut. Hab mir nie besser gefühlt.“
Ich wusste nicht, ob es meine paranormalen Fähigkeiten waren, oder ob es nur mein Bauchgefühl war, die mir sagten, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
„Wir sehen uns bald, okay?“, meinte er und wandte sich zur Treppe um.
„Ja, klar. Oliver?“
Als er sich mit wachsamem, angstvollem Blick wieder zu mir umdrehte, umarmte ich ihn fest. Er verkrampfte sich, als hätte er nicht mit dem körperlichen Kontakt gerechnet, ehe er sich kurz darauf entspannte.
Ich fuhr mit meinen Fingern an Olivers Hinterkopf durch sein Haar und hoffte inständig, dass ich nicht finden würde, wonach ich suchte.
Doch da war es.
Oliver hatte vor Kurzem ein Implantat eingepflanzt bekommen.
Er löste sich von mir und trat einen Schritt zurück. „Tut mir leid, Kira.“
Meine Kehle war wie zugeschnürt. „Was tut dir leid?“
Oliver zitterte inzwischen. „Ich hatte keine Ahnung, dass du irgendwie in dieses Spiel involviert bist. In der letzten Woche haben sie mich eingestellt – sie waren der Meinung, meine Computerkenntnisse würden mich zu einem Gewinn für das Team machen. Ich wollte dir die tollen Neuigkeiten erzählen, allerdings hast du mich in letzter Zeit gemieden. Sie setzten mir einen Chip ein, damit ich zusehen konnte.“Seine Miene war mit einem Mal angespannt. „Und sie positionierten mich im Einkaufszentrum, um zu gucken, ob du versuchen würdest, mich um Hilfe zu bitten. Jedoch hast du meine Hilfe nicht in Anspruch genommen. Du bist weggerannt. Mit ihm. “
Rogan stand mittlerweile neben mir. Sein Blick war zornig. „Wo warst du gerade, Oliver? Hast du telefoniert? Hast du ihnen erzählt, wo wir sind?“
Er vermied es, uns in die Augen zu schauen. Dann nickte er knapp. „Sie werden in ungefähr zwei Minuten hier sein.“
Mein Herz zog sich zusammen – es war das vertraute Gefühl, entweder zu kämpfen oder wegzulaufen. Dieses Gefühl kannte ich inzwischen allzu gut.
Ich war dafür, wegzurennen.
Ein weiterer Countdown beginnt.
„Es tut mir leid“, flüsterte Oliver.
Ich öffnete den Mund auf, um etwas zu ihm zu sagen – um ihn anzuschreien, weil er uns verraten und verkauft hatte. Doch Rogan kam mir zuvor und ging einen Schritt auf ihn zu. Das reichte. Oliver taumelte zurück und stolperte über ein Kabel. Er stürzte und schlug mit dem Kopf gegen die Kante eines Computertisches. Er hatte sich selbst ausgeknockt.
Ich packte Rogan am Arm. „Was sollen wir jetzt tun?“
„Wir können nur hoffen, dass Oliver sich wegen der verbleibenden Zeit geirrt hat.“
Joes Augen waren groß geworden. „Sie kommen hierher? Jemand sollte die Treppe hochlaufen und die verdammte Tür abschließen.“
Das musste man mir nicht zweimal sagen. So schnell ich konnte, stürmte ich die Treppe hinauf. Noch immer probierte ich dabei, meinen verletzten Knöchel zu schonen. Hastig schob ich den Riegel vor.
Nachdem ich wieder nach unten kam, starrte Rogan Joe eindringlich an. „Wir brauchen das Antivirus-Programm. Und wir brauchen es jetzt.“
Ich war sicher, dass Joe am liebsten abgehauen wäre. Ich war mit genauso sicher, dass Rogan das nicht zugelassen hätte. Aber wir hatten keine Zeit für eine Auseinandersetzung. Nicht hier. Nicht jetzt.
Zu meiner Überraschung nickte Joe. Er drehte sich um, setzte sich an seinen Computer und legte die Hände auf die Tastatur. „Ich weiß, dass die Datei hier irgendwo ist. Es ist allerdings schon eine
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