Lewis, CS - Narnia 6
werden, als Trauer pfützler auf den nächsten Eintrag darunter deutete. Er lautete:
Moorwackler. Aufgrund der sehnigen B e schaffenheit und des schlammigen G e schmacks halten manche die ses Tier als Ri e sennahrung für völlig ungeeignet. Der G e schmack kann jedoch wesentlich verbessert werden, indem …
Jill berührte sanft die Füße der beiden. Alle drei sahen nach der Riesin. Ihr Mund war etwas geöffnet und aus ihrer Nase kam ein Geräusch, das ihnen in diesem A u genblick schöner klang als Musik: Sie schnarchte. Und jetzt hieß es, auf Zehenspitzen ganz langsam und fast ohne zu atmen dur ch die Spülküche hinauszu schlei chen (in Riesenspül küchen stinkt es entsetzlich), hinaus in das fahle Sonnen licht eines Winternach mittags. Sie standen an der Spitze eines unebenen kle i nen Pfads, der steil nach unten führte. Und Gott sei Dank – rechts vom Schloss war die Ruinen stadt zu s e hen. Ein paar Minuten später hatten sie die breite steile Straße erreicht, die vom Haupttor des Schlosses hinu n terführte. Allerdings waren sie jetzt von jedem Fenster auf dieser Seite deutlich zu sehen. Wären es ein, zwei oder fünf Fenster gewesen, dann hätte eine gute Cha n ce bestanden, dass gerade keiner hinaus schaute. Aber es waren an die fünfzig. Sie merkten jetzt auch, dass der ganze Weg bis hin zur Ruinenstadt nicht einmal für ei nen Fuchs genug Deckung geboten hätte; es gab nur grobes Gras, Kiesel und flache Steine. Und was alles noch schlimmer machte: Sie trugen die Kleider, die ihnen am Abend zuvor die Riesen gegeben hatten (a u ßer Trauerpfützler, dem nichts passen wollte). Jill trug ein leuchtend grünes Gewand, das ihr ein wenig zu lang war, und darüber einen scharlach roten, mit we i ßem Pelz besetzten Umhang. Eustachius trug scha r lachrote Strümpfe, einen blauen Waffenrock und einen blauen Umhang, ein Schwert mit goldenem Schaft und eine federgeschmückte Mütze.
»Ihr beiden gebt hübsche Farbflecke ab«, brummte Trauerpfützler. »An einem Wintertag fallt ihr sehr schön auf. Der schlechteste Bogenschütze der Welt könnte euch nicht verfehlen, wenn ihr in seinem Schussfeld wärt. Und da wir von Bogenschützen reden – es sollte mich nicht wundern, wenn es uns in alle r nächster Zeit Leid täte, dass wir unsere Bogen nicht bei uns haben. Eure Kleider sind auch ein wenig dünn, nicht?«
»Ja, ich friere schon jetzt«, antwortete Jill.
Ein paar Minuten zuvor in der Küche hatte sie g e dacht, ihre Flucht wäre schon gelungen, wenn sie nur erst aus dem Schloss heraus waren. Jetzt wurde ihr klar, dass der gefährlichste Teil noch vor ihnen lag.
»Sachte, sachte«, sagte Trauerpfützler. »Schaut nicht zurück. Geht nicht zu schnell. Was auch immer passiert – ihr dürft nicht rennen. Tut so, als machten wir ledi g lich einen Spaziergang, denn wenn uns dann einer sieht, kümmert er sich vielleicht nicht darum. In dem Moment, wo wir wie Leute aussehen, die davonrennen, ist es um uns geschehen.«
Die Entfernung zur Ruinenstadt war größer, als Jill es für möglich gehalten hätte. Aber nach und nach k a men sie näher. Dann hörten sie ein Geräusch. Die a n deren beiden stießen einen Schrei aus. Jill, die nicht wusste, worum es ging, fragte: »Was ist los?«
»Jagdhörner«, flüsterte Eustachius.
»Aber selbst jetzt dürft ihr noch nicht rennen«, war n te Trauerpfützler. »Nicht, ehe ich es sage.«
Diesmal konnte Jill nicht anders, als über die Schul ter zu blicken. Dort, etwa achthundert Meter entfernt, links hinter ihnen, waren die zurückkehrenden Jäger.
Sie gingen weiter. Plötzlich ertönten laute Stimmen; dann Schreie.
»Sie haben uns gesehen. Rennt!«, rief Trauer pfützler.
Jill raffte ihre langen Röcke – schreckliche Dinger, wenn man darin rennen musste – und raste los. Ohne Zweifel – sie waren in Gefahr. Sie konnte das Gebell der Hunde hören und die Stimme des Königs, der schrie: »Ihnen nach, ihnen nach, oder es gibt morgen keine Menschenpastete!«
Jill war inzwischen hinter den anderen beiden z u rückgefallen. Ihre Kleider behinderten sie, sie rutschte auf den glatten Steinen, das Haar geriet ihr in den Mund und ihre Brust schmerzte. Die Hunde waren schon viel näher. Jetzt musste sie bergauf rennen, den steinigen Hügel empor, der zur untersten Stufe der Ri e sentreppe führte. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würden, wenn sie dort anlangten, oder ob es über haupt etwas nutzte, selbst wenn sie es bis ganz hinauf schaf f ten. Aber daran
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