Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
ist?“
„Seid Ihr noch einmal nach Nagranor gekommen? Ist von meiner Stadt etwas übrig geblieben?“, fragte er traurig.
„Ich fürchte, ich habe diesbezüglich schlechte Kunde für Euch. Die Rache kam schnell und hart. Nichts konnte der Gewalt widerstehen. Aber ich traf Überlebende. Sie haben sich am Fuß der Myralisbergkette angesiedelt. Ich sagte ihnen, sie sollen weiter hineingehen. Der Feind streift weiterhin zahlreich durch diese Lande. Sollte ich abermals in die Nähe kommen, werde ich nach ihnen sehen.“
„Ich denke, es werden die Wenigen sein, die die Heimat nicht aufgeben wollten. Ihre Ahnen lebten schon in diesen Gefilden.“
„Das sagten sie auch mir. Aber manchmal ist es klüger, die Heimat vorerst zu verlassen. Man kann später zurückkehren.“ Die Zweiundzwanzigjährige wusste allerdings sehr gut, wie schwer dies werden konnte.
Gemeinsam streiften die Drei weiter durch die Stadt und über die Wälle. Soh’Hmil war von den Wehranlagen beeindruckt. Der Krieger erkannte sofort deren Stärke, waren sie doch ein kaum zu überwindender Schutz. Am Nachmittag verließ der Elb die Freundin und den Menschen. Er wollte zu den Gitalanern.
„Ihr tatet gut daran, hierher zu ziehen. Agonthalith ist günstig gebaut und verfügt über sehr gute Verteidigungsanlagen. Der Feind wird hier keinen Zugang finden.“
„Magie? Ich hörte, die Dunkelheit verfügt über sehr starke Hexenmeister, stärker als der damals in Nagranor.“
„Leider ja. Ich sah, wie ein einzelner von ihnen Tausend in den Tod schickte, innerhalb kürzester Zeit. Dabei war er nicht einmal in der Nähe. Ihr könnt nur hoffen, dass ein solcher Magier den Weg hierher nicht findet.“
„Ja, gegen solch finstere Bosheit kann nichts bestehen, nicht einmal die Mauern von Agonthalith.“ Die Beiden befanden sich unterdessen auf dem Wehrgang des ersten Walls. Von hier aus prüften sie die Umgebung, zudem die weiteren Schutzanlagen der Stadt. Aschiel war zufrieden. Kein Schwachpunkt war zu erkennen, alles befand sich in gutem Zustand.
„Die äußere Mauer steht nicht so lange wie die andere. Sie zu errichten war eine weise Entscheidung.“
„Sie entstand zusammen mit dem Graben. Ihr sagtet mir in Nagranor, dass die Dunkelheit an Macht gewinnt. Auf dem Weg zu Teglamons großer Stadt haben wir es erleben müssen. Nicht alle aus meinem Zug sind noch am Leben. Dies und Eure Warnung ließen mich dem König raten, Agonthalith vermehrt zu schützen.“ Er wies kurz darauf mit der Rechten nach Osten. „Bevor ich ihn überzeugen konnte, wurde die Stadt angegriffen. Hunderte verloren in diesen Tagen das Leben bei ihrer Verteidigung. Sie ruhen seither unter dem großen nackten Hügel. Die Erde trauert noch heute mit uns um die Gefallenen. Als die Toten begraben waren, fingen wir sofort damit an, den Wall gegen den Feind zu verstärken. Bislang hielt er jedem weiteren Angriff stand.“
„Ich nehme an, die Stadt ist ebenfalls für eine Belagerung gerüstet. Ich sah
einiges an Vieh innerhalb der Mauern und mehrere Brunnen. Was ist mit Korn?“
„Das lagert trocken unter den Hügeln in der Kühle der Erde. Die Reserven sind groß. Außer über die Brunnen verfügen wir auch über Zisternen, die Wasser speichern. Sämtliche Vorratslager sind gefüllt. Ja, wir sind auf eine Belagerung gut vorbereitet.“
„Teglamon kann sich glücklich schätzen, Euch in seiner Nähe zu haben. Ihr leistet ihm gute Dienste.“ Sie lächelte. Aschiel hatte nicht nur Nagranor weise geführt. Seit seiner Ankunft half er Agondhars Herrn mit seinem Können, ebenfalls Agonthalith und das Land gegen den Feind zu verteidigen.
Im Westen senkte sich die Sonne langsam hinter den Horizont. Dabei tauchte sie den Himmel in ein herrliches Farbenspiel. Es war ein Augenblick des Friedens.
„Wir sollten zurückkehren. Teglamon erwartet, dass Ihr zu Abend erneut mit ihm speist.“
„Ich würde zuvor gern ein Bad nehmen. Habt Ihr einen Fluss oder einen See in der Nähe?“
„Wir verfügen über Bäder. Nutzt diese doch.“
„Die Gefahr der Entdeckung wäre zu groß. Sieht jemand, dass ich eine Frau bin, werden sie sicher nicht lange brauchen, um herauszufinden, wer in ihrer Stadt weilt.“
„Natürlich. Der warme See liegt in der Nähe. Doch kann ich Euch den Weg dorthin ersparen. Nehmt das Bad in dem Gemach, das Ihr bezogen habt. Das Wasser des Sees findet dort Zugang. Ihr wäret ungestört.“ Diesmal war es der junge Mann, um dessen Mund ein leichtes Lächeln
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