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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Aktivität. Ihr Erfolg, die Lieblingswaffe der Russen außer Gefecht gesetzt zu haben, schien keinerlei Auswirkungen auf die Belagerung zu haben. Sicherlich hatten auch die anderen imperialistischen Mächte ihre Lieblingswaffen.
    Plötzlich donnerte eine Stimme klar und deutlich durch einen Lautsprecher. Die Worte gehörten zu einer fremden Sprache, aber der Tonfall war eindeutig der eines Befehls. Nach etwa einer halben Minute übernahm eine andere Stimme in einer anderen Fremdsprache den Lautsprecher.
    »Es kommt von dem Turm«, sagte Jarvis.
    »Truppenbefehle«, meinte Riff. »Dann muss der Turm die Kommandozentrale sein.«
    Cree nickte. »Deshalb führen auch alle Wege dahin.«
    »Die Generäle an einem Ort versammelt«, sagte Dunga.
    »Alle Befehlshaber«, fügte Col hinzu.
    »Wisst ihr, was ich denke?«, fragte Riff.
    Eine lange Stille folgte. Alle hatten denselben Gedanken – und wünschten, ihn nicht zu haben.
    »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, um wirklich was zu bewirken«, fuhr Riff dann fort.
    »Den Turm angreifen«, sagte Dunga mit finsterer Entschlossenheit.
    »Die Anführer töten.«
    »Genau. Und wir sind die einzigen, die das machen können. Wir können uns unter den Plankenwegen anschleichen. Oder?«
    Cree zuckte die Achseln. »Na klar. Wir haben ja sonst nichts zu tun.«
    »Is’n Versuch wert«, stimmte Dunga zu.
    73
    Mit gesenkten Köpfen krochen sie auf Ellbogen und Knien im Schutz des Buschwerks zum Plankenweg. Unter den Planken konnten sie sich bloß gebückt fortbewegen, denn das solide Holzdeck erhob sich nur etwa einen Meter zwanzig über den Erdboden. Die Stützen und Streben des hölzernen Untergestells schützten sie auf beiden Seiten vor Blicken.
    Jetzt kamen sie schneller voran – außer wenn sie Schritte über sich hörten. Viermal mussten sie stehenbleiben und den Atem anhalten, bis die Personen über ihnen sich entfernt hatten.
    Nach einer Weile waren sie auf gleicher Höhe mit den hintersten Linien der imperialistischen Hauptarmee. Die Soldaten standen auf der rechten Seite des Plankenweges und trugen nicht nur grüne Uniformen, sondern auch grüne Helme, die mit grünen Federbüschen geschmückt waren. Col erkannte in ihnen die Österreicher von der Prinz Eugen , denn die Initialen PE standen in weißer Schrift auf den Helmen.
    »Was ist das denn?«, flüsterte Riff auf einmal und deutete auf die seltsamen Geräte, die die Österreicher trugen. Mit ihren kupferfarbenen Körpern, hervortretenden Düsen und abstehenden Stahlstiften sahen sie aus wie mechanische Igel. Was auch immer es war – es handelte sich auf jeden Fall um eine Waffe. Septimus hätte bestimmt gewusst, welche, aber Col hatte nicht den leisesten Schimmer.
    Während sie sich vorsichtig weiterbewegten, tauchten zu ihrer Linken andere Truppen auf. Col entdeckte durch das hölzerne Gerüst die silber-schwarzen Radfahrzeuge wieder, die er schon vom Deck der Romanow aus bemerkt hatte.
    Silbern waren die Speichenräder und die torpedoförmigen Schnauzen; schwarz waren die Rahmen und die Fahrer. Die Fahrzeuge waren höchstens sechzig Zentimeter hoch, und die mit Masken und Schutzbrillen ausgerüsteten Fahrer lagen darin fast waagerecht auf dem Rücken. Zu beiden Seiten befanden sich Steuerstangen, und angetrieben wurden die seltsamen Radfahrzeuge mit Pedalen durch Muskelkraft.
    Jetzt setzten sich alle Fahrzeuge – es mussten mehrere Hundert sein – gleichzeitig in Bewegung; es sah aus wie ein silbern glitzernder See, und die Wellen im See waren die Knie der Fahrer, die sich exakt zeitgleich hoben und senkten. Wie ein Käferschwarm bewegten sich die Fahrzeuge unter Summen und Brummen in enger Formation vorwärts.
    Das Kommando eilte unter dem Plankenweg weiter Richtung Turm. Die Planken über ihren Köpfen rückten jedoch immer näher, so dass sie jetzt nur noch auf allen Vieren vorankamen. Besonders schwer war es für Col, der viel größer war als die Dreckigen. Nach einer Weile stieß ein anderer Plankenweg auf den ihren.
    Da Col immer nur die Planken über ihm im Blick hatte, entging ihm ein Klumpen Erde. Während Riff das Hindernis umschlängelte, blieb er mit dem Fuß hängen und fiel flach aufs Gesicht.
    »Aua«, sagte der Klumpen mit dumpfer Stimme, und zwei Augen und ein Mund wurden sichtbar. Col sortierte seine Beine und setzte sich auf. Was wie ein Klumpen Erde aussah, war in Wahrheit Mr. Gibber.
    »Dich kenne ich doch.« Jetzt klang die Stimme schon weniger dumpf. »Du bist doch Colbert

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