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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Porpentine!«
    »Stimmt. Freut mich, dass Sie nicht mehr tot sind!« Col machte sich daran weiterzukriechen.
    »Warte!« Mr. Gibber hielt ihn am Knöchel fest. »Willst du nicht mit mir sprechen? Willst du nicht wissen, was ich erlebt habe?«
    »Nicht jetzt.«
    »Letzte Nacht hatte ich eine Vision, weißt du?« Mr. Gibber hielt ihn weiter fest. »Ich war tot. Und dann bin ich wieder ins Leben zurückgekehrt.«
    Riff war schon weitergekrochen, und auch Dunga, Cree und Jarvey hatten sich an Mr. Gibber vorbeigedrückt und folgten Riff. Keiner wollte seine Zeit mit Lyes kleinem Spion vergeuden.
    »Sieh es dir an!« Mr. Gibber ließ Cols Knöchel los und nestelte in seiner Jackentasche herum. »Der Beweis! Ein Wunder!« Er hielt die jetzt leere Keksschachtel hoch, die Cree ihm in Tasche gesteckt hatte. »Die Kekse waren plötzlich einfach da. Erlösung in der Nacht. Ich glaube, es war ein Engel.«
    Col war jetzt schon fünf Körperlängen von ihm entfernt, aber er konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Und Sie haben sie alle auf einmal gegessen, stimmt’s?«
    Mr. Gibber fand das gar nicht komisch. »Das ist kein Witz, Porpentine. Mir ist das Leben erneut geschenkt worden. Ich will fortan ein besserer Mensch sein.«
    »Tut mir leid, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit«, erwiderte Col. »Wir müssen diese Imperialisten aufhalten, bevor sie den Liberator stürmen.«
    »Lass mich mithelfen!« Mr. Gibber richtete sich mit einem Arm und einem Bein ein wenig auf. »Ich hasse sie auch. Sie haben mich getreten und sind auf mir herumgetrampelt. Deshalb habe ich mich hier drunter versteckt.« Er blies Schlammblasen aus seinen Nasenlöchern und begann hinter Col herzukriechen. Er bewegte sich schneller als das letzte Mal. »Lass mich beweisen, dass ich ein besserer Mensch geworden bin. Ich helfe euch.«
    Der Abstand zum Rest des Kommandos betrug inzwischen an die dreißig Meter. Mr. Gibber wirkte zwar glaubwürdig, aber er störte nur.
    »Ein andermal«, sagte Col und kroch so flink er konnte davon; er holte schneller auf, als er gedacht hatte, denn seine Mitkämpfer kamen nicht mehr weiter. Der Abstand zwischen den Planken und der Erde war immer geringer geworden – ein Meter, dann sechzig Zentimeter, dann vierzig; als Col die anderen endgültig erreichte, lagen sie flach auf der Erde.
    »Kein Durchkommen mehr«, sagte Dunga.
    »Und was nun?«, fragte Jarvey. »Ins Freie?«
    Riff schnaubte. »Und gegen ’ne ganze Armee antreten?«
    Sie krochen zur Seite des Unterbaus und sahen nach draußen. Die silber-schwarzen Radfahrzeuge hatten sie hinter sich gelassen. Die Soldaten hier trugen graue Uniformen; es waren Massen, und sie waren in Abteilungen zu je vielleicht tausend Mann gegliedert.
    Ihre Gewehre waren kunstvoll mit Schnitzereien und Silberintarsien verziert. Trotzdem sahen sie nicht weniger todbringend aus als das von Dunga.
    »Uns muss was einfallen!«, murmelte Cree.
    Die anderen blickten zu Col und Riff, aber auch die hatten dieses Mal keine Idee. Riff schüttelte frustriert den Kopf. Die Zeit verging. Draußen wurden weitere Befehle durch einen Lautsprecher geschrien, dann trat wieder Stille ein. Die Befehle galten offensichtlich nicht den Soldaten in den grauen Uniformen, die mit geschulterten Gewehren weiter in Habachtstellung verharrten.
    Dann hörten sie eine Stimme, in einer Sprache, die sie verstanden: »Ich werde euch helfen.«
    Es war Mr. Gibber, der noch immer hinter ihnen herkroch. Er hatte die Strecke, wenn man den gebrochenen Arm und das gebrochene Bein in Betracht zog, in Rekordgeschwindigkeit hinter sich gebracht. Sie machten ihm Zeichen, leise zu sein. Glücklicherweise war die nächste Schwadron etwa fünfunddreißig Meter entfernt. Mr. Gibber näherte sich ihnen nun ohne ein weiteres Wort. Alle, bis auf Dunga, sahen zu ihm. Sie blickte durch den Unterbau nach draußen und gab plötzlich einen leisen Pfiff von sich. »Was’n das?«
    Selbst Mr. Gibber schaute jetzt nach draußen. Etwas näherte sich dem Plankenweg – ein Fahrzeug, wie sie es noch nie gesehen hatten. Es war eine dampfbetriebene Zugmaschine, eine Lokomobile, mit einem Führerstand und einem Fahrer.
    »Es kommt in unsere Richtung«, flüsterte Col.
    »Ja, es ist auf’m Weg zum Turm«, ergänzte Cree.
    »Ich frag mich …«, flüsterte Riff.
    Die Lokomobile bewegte sich sehr langsam vorwärts, sie fuhr parallel zum Plankenweg in etwa zwanzig Metern Entfernung. Und jetzt konnten sie auch sehen, was sie zog: einen Tieflader, der mit

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