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Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition)

Titel: Liberty Bell: Das Mädchen aus den Wäldern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Rosen
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dem Abend, der gerade begann. Es hatte leicht angefangen zu regnen, Ernesto spürte es mehr, als er es sah, während er ins Freie trat. Irgendwo in diesem miesen Kasten, den er gerade verlassen hatte, versteckten die Ärzte Liberty Bell vor ihm. Okay, nicht nur vor ihm, auch vor Roy Edwards und Konsorten, aber das tröstete nur wenig.
    »Ernesto«, sagte da plötzlich eine Stimme hinter ihm. »Warte doch.«
    Ernesto fuhr herum. »Sally? Du bist noch da?«
    »Wie du siehst. Das hat ja ewig gedauert. Ist Chazza wach gewesen? Was wollte er von dir?«
    Ernesto hob die Schultern. »Er ist erst ganz zum Schluss aufgewacht. Und er hat auch nicht viel gesagt, wirres Zeug…« Ernesto wiederholte Chazzas Worte.
    Sie standen sich im Nieselregen gegenüber.
    »Das klingt nicht gut, oder?«, sagte Sally schließlich. »Korrigiere mich, wenn du es anders siehst, aber mir kommt es so vor, als habe Chazza dir eben mitgeteilt, dass er nicht versehentlich über den Rand des Santa-Clara-Steinbruchs gefallen sei…«
    Ernesto hob den Kopf und tauchte seinen Blick in Sallys. »Aber das ist doch… verrückt«, sagte er und trat von einem Bein auf das andere. »Warum sollte jemand Chazza den Steinbruch hinunter stoßen? Kannst du mir das mal sagen?«
    »Warum sollte jemand dem alten Flavio die Kehle durchschneiden?«, fragte Sally zurück. »Kannst du mir das mal sagen?«
    »Du meinst – das hängt vielleicht alles irgendwie… zusammen?«
    Sally antwortete nicht. Stattdessen sagte sie: »Ach ja, ehe ich es vergesse. Station R 1, Zimmer 101. – Besser jetzt?«
    Ernesto machte ein ratloses Gesicht.
    »Was…?«, fing er an, aber Sally unterbrach ihn.
    »Ich habe ein bisschen recherchiert.« Sie lächelte. »Ich kenne da einen ehrenamtlichen Helfer in der Verwaltung, er ist Veganer wie ich. Wir mögen uns… Liberty Bells neue Station. Rehabilitation 1, Zimmer 101. Das ist in diesem würfelförmigen Anbau hinter der Neurologie.«
    Sie deutete auf einen verchromten Anbau am linken Giebel des großen Hauptgebäudes, von dem man von hier aus nur ein kleines Stück sehen konnte.
    Ernesto spürte eine Flutwelle aus Erleichterung durch seinen Körper strömen. Verrückt, dass es ihm schon eine Zentnerlast von den Schultern nahm, überhaupt zu wissen, wo Liberty Bell sich aufhielt.
    »Danke, Sal«, sagte er leise und versuchte, sich zurückzuerinnern, warum die Sache zwischen ihnen beiden im vergangenen Jahr eigentlich nicht funktioniert hatte. Jetzt hätten sie eine zweite Chance, das spürte er auf einmal mit großer Deutlichkeit – aber jetzt gab es eben auch Liberty Bell und durch sie war alles anders geworden.
    »Ach ja«, sagte er hastig, weil die Gedanken in seinem Kopf immer noch wirr hin und her sprangen. »Stell dir vor, Chazza hat jetzt sogar Polizeischutz…«
    Sally machte ein verwirrtes Gesicht. »Ich denke, die Sache mit dem Santa-Clara-Steinbruch hat er dir gerade eben erst gesagt? Wie kann er da jetzt schon…?«
    Ernesto schüttelte den Kopf. »Nicht deswegen«, erklärte er. »Sondern weil – angeblich jemand an seinem Infusionsschlauch herumgemacht haben soll…«
    »Was?«
    Sallys Blick sprach Bände.
    »Das Tier hat üble Depressionen, darauf wette ich«, sagte Darayavahush. »Es sehnt sich einfach irre nach Schlamm, Sex und artgerechtem Futter. Man muss echt kein studierter Rattenpsychologe sein, um das zu sehen, oder?«
    »Kann es sein, dass du mal wieder von dir und deinen Bedürfnissen ausgehst, Hush?«, fragte Mose mit hochgezogener Augenbraue. »Schlammcatchende Frauen im Sportkanal, Sex mit Portia in der Garage, dazu jede Menge Junkfood bei Clark & Sons? Das sind doch, wenn ich mich nicht irre, alles deine Spezialgebiete…«
    Ernesto schloss nervös die Augen. Seit der Sache mit Jaden waren seine Freunde, wenn möglich, noch anhänglicher als früher. Dauernd schneiten sie ins Haus. Salvas Besuche waren in Ordnung, aber auf Dara und Mose hätte er in der letzten Zeit gerne ab und zu verzichtet.
    »Morgen kommt übrigens Ronan zurück«, sagte Mose in diesem Moment. »Er hat nach dem, was Jaden passiert ist, wohl keine Lust mehr auf die Rockies.«
    Dara, der weiterhin versuchte, Sergeant Pepper mit Crackerkrümeln aus der offen stehenden Katzenkiste zu locken, hob den Kopf. »Ich wollte euch noch etwas erzählen. Ich weiß es von Portia. Jaden… Jaden hat noch etwas zu Portia gesagt, ehe er – na ja, ehe er… eben gestorben ist…«
    Darayavahush schluckte und räusperte sich.
    »Er hat nach seinem Unfall noch

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