Liberty: Roman
ab!« Ich packe sie und schleppe sie zum Wasser. Sie entkommt meinem Griff.
»Magst du mich, weil ich schwarz bin?«
»Ich mag dich, so wie du bist. Und schwarz ist hübsch.« Ich werfe einen Blick auf Samantha. Ihr Gesicht ist eine unbewegliche Maske – der Blick hinter der Sonnenbrille verborgen. Ich würde sie gern umarmen. Gleichzeitig habe ich Lust, sie anzuspucken.
Jarno fliegt nach Finnland, der Militärdienst wartet. Wir haben abgemacht, uns im Winter irgendwo in Skandinavien zu treffen. Ich habe mit Vater gesprochen. Er hat dafür gesorgt, dass ich für ein paar Tage bei einigen Norwegern in Valhalla wohnen kann. Dann soll ich den Bus nach Moshi nehmen und bei Katriina und den Mädchen wohnen, bis er eine Woche später zu uns stößt. Danach wollen wir auf Safari. Shakila ist mit ihrer Abreise nach Kuba beschäftigt. Samantha … ich weiß nicht, wie ich sie erreichen soll, und wenn sie mich nicht sehen will, dann ist es auch egal. Ich verstehe es nicht. Ich rufe Alison an und hinterlasse die Adresse und Telefonnummer des Hauses in Valhalla, bitte Alison, Samantha die Nummer zu geben.
Ich latsche herum. Hänge am Strand ab. Schwimme und laufe, liege in der Sonne, rauche Zigaretten und trinke Cola. Jarno ist weg. Samantha … Ich freue mich auf Moshi und Marcus. Vielleicht sollte ich schon früher hinfahren. Ich habe ohnehin nicht mehr so viel Geld. Ich gehe zurück nach Valhalla, schwitze wie eine Kuh in der Sonne. Das Gelände ist eingezäunt, es gibt Wachen am Tor. Ich gehe zu dem Reihenhaus, dessen Stil vollkommen skandinavisch ist. Setze mich ins kühle Wohnzimmer. Die Norweger arbeiten. Sie haben keine Kinder. Das Hausmädchen hantiert in der Küche. Ich trinke noch eine Cola, gehe ins Gästezimmer, lege mich aufs Bett und rauche. Es klingelt. Ich höre, wie das Hausmädchen öffnet. Ich stehe auf und gehe in den Flur. Es ist Samantha.
»Hej«, sagt sie. »Ich muss mal auf die Toilette.« Sie läuft an mir vorbei. Ich höre, wie sie abzieht und sich die Hände wäscht. Ich gehe zum Kühlschrank und hole zwei Dosen Carlsberg.
»Möchtest du etwas trinken?«, frage ich, als sie aus der Toilette kommt.
»Ich muss gleich wieder los, das Taxi wartet.« Samantha weist mit einer Handbewegung in Richtung Straße.
»Ah ja, ich dachte …«
»Ich muss packen und so. Ich habe wirklich keine Zeit, Christian.« Ich bleibe stehen und sehe sie an. »Es tut mir leid«, sagt sie. Na, super. Sterben. »Aber ich esse mit meinem Vater zu Abend, dann fährt er mich zum Flughafen. Du könntest kommen und mit uns essen …?«
»Glaubst du, er hält das für eine gute Idee?«
»Nein, aber er hat sich mir gegenüber sowieso schon wie ein Schwein benommen. Komm schon – dann muss er sich wenigstens nicht wiederholen.«
»Okay.«
»Oysterbay Hotel. Um acht.« Sie umarmt mich, küsst mich auf die Wange. Ich hebe nicht die Arme. Stehe still. Es ist kalt hier.
»Bis dann, um acht«, sagt sie und geht zu ihrem Taxi.
Samanthas Vater Douglas sitzt an einem Tisch. Ich gehe auf ihn zu.
»Guten Tag.«
»Guten Tag«, erwidert er den Gruß. »Was machst du hier?«
»Samantha hat mich eingeladen.«
»Na, okay. Sie ist noch nicht da. Du heißt Christian, nicht wahr?«
»Ja.« Er fängt an, mich auszufragen, was ich in Dänemark mache. Was meine Eltern machen. Ich erzähle von der momentanen Situation und dass ich meinen Vater und seine neue Frau in Moshi besuchen will.
»Deine Eltern sind also geschieden. Na, ich muss Samantha zu meiner Frau nach England schicken. Ich weiß nicht, was ich hier mit ihr anstellen soll.«
Ich habe keine Antwort darauf. Glaubt er, Samantha weiß, was sie mit sich in England anstellen soll?
»Was soll sie in England?«, erkundige ich mich, da er nichts darüber erzählt hat. Ihr Vater lacht: »Tja, das frage ich mich auch.«
Wir trinken Bier, rauchen, Samanthas Vater schaut auf die Uhr. »Verflucht«, sagt er und steht auf. »So was macht sie ständig«, sagt er zur Erklärung. »Wir müssen zu ihr fahren.« Wir gehen zu seinem Land Rover. »Sie ist bei Alison.«
Als wir zum Haus von Alison und Frans kommen, ist niemand zu Hause. Der Wachmann sagt, sie wären im Jacht-Club, aber Samantha saß nicht im Wagen, als sie abfuhren.
»Hm«, brummt Douglas. »Scheiße. Dann ist sie vielleicht bei mir, um noch ein paar Dinge zu holen. Sie hat bis vor Kurzem bei mir gewohnt, aber jetzt wohnt dort einer meiner Kompagnons.« Er fährt schnell und sagt nichts mehr. Wir rauchen beide. Als wir zum
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