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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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gesucht.«
    »Hej, Marcus«, sagt er und lächelt seltsam müde.
    »Wie geht’s dir?«, frage ich. Er wirft mir einen schrägen Blick zu, zuckt die Achseln, schaut weg.
    »Lass uns zum Uhuru Hostel fahren und eine Limonade trinken«, sagt er. Ich trete den Kickstarter. Er setzt sich hinter mich, und ich kann in seiner Kleidung das bhangi riechen. Es ist ein merkwürdiger Tanz. Er mit einer schwelenden Wut, die überdeckt wird von einer total leeren Traurigkeit – dieses Gefühl ist sehr weiß, und ich weiß nicht, wie man darüber spricht. Also erzähle ich einfach, was alles passiert ist. Es ist spät, und das Uhuru Hostel schließt.
    »Was sollen wir machen?«, frage ich ihn.
    »Ich weiß nicht.«
    »Wir können in mein neues Ghetto fahren, es gibt eine Bar in der Gegend. Und Claire ist mit unserer Tochter bei ihrer Mutter.«
    »Okay. Ich brauche nur noch einen Pullover von zu Hause.« Wir fahren hin.
    Ich stelle die Maschine ab, weil ich gern mit hinein möchte. Hat Christian gute Sachen aus Dänemark mitgebracht? Er geht zur Dienstbotenwohnung, dreht sich auf halbem Wege um und grinst: »Ja, jetzt wohne ich in einem Ghetto, genau wie du.«
    »Wohnst du da drin?«
    »Ja«, sagt er. Ich folge ihm. Er wohnt in einem Raum, wie ein Gärtner mit der Matratze auf Kisten.
    »Hast du keine Musik?«
    »Die steht im Haus.« Ja, natürlich, sonst würde sie gestohlen. Christian nimmt sich einen Pullover, schließt mit dem Vorhängeschloss ab. »Lass uns fahren«, sagt er.
    »Willst du Katriina nicht sagen, wo du bist?«
    »Ich weiß nicht.« Dann sagt Christian zu dem Wachmann: » Mimi nitakaa nyumbani ya Marcus mpaka kesho « – er wohnt bis morgen bei mir. Wir fahren zu meinem Haus. Ich schiebe das Motorrad ins Wohnzimmer und schließe es ab. Wir gehen in eine Bar ganz in der Nähe. An einem Tisch sitzen vier fette mabwana makubwa , sonst ist es leer.
    »Hast du irgendwelchen Zaire-Rock?«, fragt Christian an der Bar. So etwas hat das Mädchen nicht. Christian bestellt Getränke und setzt sich. »Ich bin inzwischen ein ziemlich guter Schlagzeuger«, sagt er. »Ich könnte mir vorstellen, hier mal in ’ner Band mitzuspielen.«
    »In Moshi? Livemusik gibt’s bei uns nur in der Kirche, aber das ist selten.«
    »In den Hotels in Arusha«, sagt Christian. Das Mädchen bringt uns Bier und Konyagi.
    »Bist du krank gewesen?«, frage ich, weil Christian schlecht aussieht.
    »Nein, es geht mir nur nicht so … ich bin müde.« Ich frage, warum, und er erzählt von Dänemark – er mag es nicht.
    »Hattest du ein paar Mädchen?«
    »Ja, eine. Sie redete viel darüber, nach Afrika zu kommen, aber … ich weiß nicht.«
    »Dir fehlt noch ein Jahr auf der Schule?«
    »Ich habe die Schule satt«, sagt er. »Fuck off. Lass uns noch was bestellen …« Christian wechselt ins Schwedische: »Und dann gehen wir zu dir nach Hause und rauchen ein bisschen.« Er ruft die Bedienung und bestellt mehr Bier, mehr Konyagi.
    » Natty Dread Rides Again «, sage ich, denn es ist schön, dass er gekommen ist und wir uns nach über einem Jahr wiedersehen, trotz aller Wirren des Lebens.
    KRIEGSERINNERUNG
    Am Samstag gehen wir zu dem großen Kiosk, der in der Mitte des National-Housing-Geländes steht – abends gibt es hier auch eine Bar, in der guter Zaire-Rock gespielt wird.
    »Ist das Liberty noch immer die beste Disco in der Stadt?«, fragt Christian.
    »Nein, jetzt ist es das Moshi Hotel.«
    »Lass uns hingehen und ein bisschen zuhören.«
    »Okay«, sage ich, obwohl die Innenstadt nicht gut ist.
    »Es ist schön, zurück zu sein«, sagt er. Aber ich mag es nicht mehr. Die Mädchen heutzutage sind halb nackt. Malaya gibt es so viele wie Grashalme in der Ebene. Alle Menschen in der Stadt sind irgendwie verrückt. Wir sollten aufs Land fahren, uns mit den Leuten auf einem althergebrachten ngoma treffen. Das Fest müsste saftig sein. Die Menschen spüren. Heutzutage ist der Juice verdorben. Die Mädchen sind Köter, sie sind nicht menschlich. Du bist ein Mann und suchst ihre Zärtlichkeit. Und wenn du versuchst, den Regenmantel anzuziehen, dann halt deinen Samen unter Kontrolle, denn sie könnte dich abkochen; wenn du nackt bist vor Lust, ist sie die Spinne, und du bist die Fliege. Rhema … die Fliegenfängerin. Eeehhh – ich muss heute Abend starkes gongo trinken, um mir mein doppeltes Baby-Problem aus dem Kopf zu spülen.
    Der Abend führt auch zur Konfrontation mit meinem Fiasko. Wer ist im Moshi Hotel? Nechi. Mein alter Klassenkamerad, dessen

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