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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Seitenfenster. Die Scheinwerfer des Taxis erleuchten einen kurzen Augenblick den Innenraum des Land Cruisers, hinter dem ich jetzt stehe. Auf dem Rücksitz, aber mit dem Gesicht zu mir: eine schwarze Frau mit offener Bluse. Ihre Brüste wippen, sie lehnt sich gegen die Rückseite des Fahrersitzes, bewegt sich auf und ab. Sie sitzt auf Jonas. Solja geht mit einem Mal wieder in die Hocke und lehnt sich ans Hinterrad. Fuck, was für eine Scheiße. Ich strecke meinen Arm aus, um ihre Hand zu nehmen und sie von dort wegzubringen. Als ich sie erwische, zieht sie mich zu sich. Ich sitze in der Hocke und blicke auf ihre dunkle Silhouette. Die Schreie der Frau im Auto werden lauter.
    »Verdammte Hure«, es ist Jonas’ Stimme. Solja steht plötzlich auf und geht an mir vorbei – endlich kommen wir hier weg –, ich folge ihr; ihr Gang ist steif, langsam. Am Rand des Maisfeldes habe ich sie überholt und drehe mich um. Ich will sichergehen, dass sie mitkommt. Sie steht vorgebeugt da.
    »Komm jetzt«, flüstere ich. Sie richtet sich auf, wendet mir den Rücken zu und hebt die Hand. Verdammt. Ein Stein. »Nein«, kann ich gerade noch sagen, bevor sie ausgeholt und geworfen hat. Das Geräusch von zersplitterndem Glas. Sie dreht sich um und läuft an mir vorbei zwischen die Maispflanzen – ich hinterher. Wir hören, wie eine Autotür geöffnet wird.
    »Wer ist da?«, ruft Jonas auf Englisch. Das Maisfeld hat uns bereits verschluckt.
    Der Nachbarshund beginnt zu bellen, als wir uns durch den Zaun drücken. Katriina entdeckt uns von der Veranda.
    »Hej«, ruft sie. »War es ein guter Film?« Solja sagt nichts. Wir stehen an einer Ecke des Gartens. Ich weiß nicht, was Solja jetzt tun wird. Auf welche Ideen könnte sie kommen? Vielleicht erzählt sie alles.
    »Ja, ausgezeichnet«, antworte ich.
    »Wir müssen bald los«, sagt Vater. Wir müssen nach Hause zur TPC , denn morgen ist ein Schultag, und es ist bereits halb zehn.
    »Ist bwana Jonas noch nicht nach Hause gekommen?«, erkundigt sich Marcus – ich weiß nicht, warum er danach fragt.
    »Nein, vielleicht hat er irgendwelche Probleme mit dem Wagen«, meint Katriina. Marcus geht in sein Zimmer.
    »Was macht ihr denn da?«, fragt Katriina, weil wir noch immer am Zaun stehen und nicht auf die Veranda kommen.
    »Wir kommen schon«, sage ich, lege Solja einen Arm um die Schulter und gehe mit ihr zur Veranda.
    »Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Schatz?«, will Katriina wissen, sobald sie einen Blick auf Solja geworfen hat.
    »Nein, nichts. Ich gehe ins Bett«, murmelt Solja und geht ins Haus. Katriina schaut mich an. Was soll ich machen? Ich zucke die Achseln. Sie steht auf und geht Solja hinterher.
    »Was ist mit ihr?«, fragt Vater.
    »Ich weiß nicht«, antworte ich und setze mich auf eine Stuhlkante. »Wollen wir fahren?«
    »Gab es viele Gewaltszenen in dem Film?«
    »Nein, er war ganz entspannt und locker«, antworte ich. Dann höre ich Solja weinen und Katriinas aufgeregte Stimme.
    »Was ist passiert?«, will Vater wissen.
    »Es ist nichts passiert. Woher zum Teufel soll ich wissen, was mit ihr los ist.«
    »Sprich ordentlich.«
    »Ich gehe runter zu Marcus.«
    »Du bleibst hier«, befiehlt Vater. Katriina kommt auf die Veranda.
    »Christian«, sagt Vater. »Was ist passiert?« Ich schaue auf die Fliesen.
    »Ich weiß nicht, was mit ihr los ist«, antworte ich und blicke auf. Meine Wangen glühen, aber ich glaube nicht, dass man es in der Dunkelheit sehen kann.
    »Was sagt sie?«, fragt Vater Katriina.
    »Tja, sie will nichts sagen. Sie weint bloß.« Katriina ringt ihre Hände. »Marcus!«, ruft sie. In diesem Moment sehen wir Scheinwerfer auf dem Feldweg. Es ist Jonas’ Land Cruiser. Der Wachmann öffnet ihm das Tor. Wie ich sehe, kommt Marcus langsam über den Rasen. Jonas parkt den Wagen vor der Veranda und steigt aus – das hintere Seitenfenster ist eingeschlagen. Die anderen bemerken es in der Dunkelheit nicht.
    »Hej«, sagt er tonlos. Er schaut uns der Reihe nach an, lässt die Augen eine Sekunde auf mir ruhen, versucht, die Situation zu erfassen. Marcus ist auf dem Weg zu uns. Katriina unterbricht das Schweigen.
    »Solja ist vollkommen außer sich. Sie liegt im Bett und weint und will mir nicht sagen, warum.«
    »Ist irgendetwas passiert?«, erkundigt sich Jonas.
    »Sie war mit Christian und Marcus im Kino, und als sie nach Hause kam – erst vor Kurzem –, ging sie sofort ins Bett und … weint.« Jonas schaut Marcus an.
    »Was ist vorgefallen?« Marcus ist

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