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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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einen Moment still.
    »Vielleicht hat man sie in der Schule geärgert«, sagt er dann. »Im Kino ist nichts passiert.«
    »Seid ihr direkt nach Hause gegangen?«
    »Ja, also …«, sagt Marcus.
    »Was?«
    »Als wir zum Zaun kamen«, erklärt Marcus und zeigt auf die Ecke im Garten. Jonas unterbricht ihn.
    »Habe ich euch nicht gesagt, dass ihr das Loch im Zaun nicht benutzen sollt? Das muss geschlossen werden.«
    Marcus sagt nichts. »Und was dann?«, wendet sich Jonas wieder an ihn.
    »Na ja, dann wollte sie ein paar Maiskolben vom Feld mitnehmen, und ich habe gesagt, sie dürfe den Mais nicht klauen, weil es der Mais von armen Leuten ist, den sie jeden Tag essen müssen, aber sie hat gesagt, es wäre ihr egal, und ist ins Feld gelaufen, so dass ich sie nicht mehr sehen konnte. Dann haben wir eine Weile auf sie gewartet, ich habe sie gerufen und wollte ins Feld, um sie zu suchen, aber dann kam sie, und wir sind durch den Zaun gegangen.« Marcus redet zu viel und zu schnell. Es wirkt suspekt, denn so spricht er sonst nicht.
    »Und was dann?« Jonas ist hartnäckig.
    »Vielleicht ist sie traurig, weil ich so hart mit ihr umgesprungen bin, weil sie nicht klauen soll«, sagt Marcus. Jonas sieht mich an.
    »Stimmt das?«
    »Ja«, antworte ich.
    »Wieso hast du das nicht vorher gesagt?«, will Vater wissen. Blödmann.
    »Ich dachte, es hätte nichts damit zu tun.«
    »Sieh du doch noch einmal nach ihr«, bittet Katriina. Jonas geht ins Haus. Wir sind still.
    »Ist noch etwas zu tun?«, fragt Marcus.
    »Nein, geh schon«, antwortet Katriina wütend.
    »Hej«, sagt Marcus.
    »Hej«, erwidere ich. Jonas kommt wieder heraus.
    »Sie schläft bereits.« Ich glaube nicht, dass sie schläft – ich glaube, sie tut nur so. Vater schaut auf die Uhr.
    »Wir müssen sehen, dass wir nach Hause kommen.«
    »Ja, hej«, sagt Katriina tonlos und geht ins Haus.
    »Okay«, verabschiedet sich Jonas. »Wir sehen uns im Club.«
    Ich gehe zum Auto und klettere auf den Beifahrersitz. Vater setzt sich ans Steuer. Lässt den Wagen an und fährt, sagt kein Wort, bis wir an die Grenze der TPC kommen. Die Wachposten an der Straßensperre erkennen den Wagen und heben die Schranke. Direkt auf der anderen Seite hält Vater an, stellt den Motor ab. Sofort kommt einer der Wachposten.
    » Shikamoo mzee «, sagt er.
    » Marahaba «, antwortet Vater. » Hamma shida .« Keine Probleme – damit der Posten verschwindet. Der Wachposten geht.
    »Was war los?«, will Vater wissen.
    »Was?«
    »Hör auf, mir etwas vorzumachen. Du hältst mich wohl für blöd?«
    »Nein, aber …«, fange ich an; ein Gefühl, als müsste ich mich übergeben. »Es ist nichts passiert.« Der Hals ist zusammengeschnürt.
    »Steig aus dem Wagen«, sagt er. Ich steige aus, schließe die Tür hinter mir und schaue durch das offene Seitenfenster. Mein Vater in dem schwachen Licht des Instrumentenbretts. »Von hier bis nach Hause sind es fünfundzwanzig Kilometer«, sagt er. »Du kannst entweder laufen oder mir erzählen, was wirklich passiert ist.« Ich drehe mich um, beginne zu gehen – mein Schatten bewegt sich ruckweise vor mir, lang und dünn im Scheinwerferlicht. Ich spüre, wie mir die Tränen kommen, und unterdrücke ein Schluchzen, ich will nicht, dass die Wachen es hören. Vater lässt den Motor an und fährt an mich heran: »Bist du sicher, dass du nicht doch besser reden möchtest?« Ich schüttele den Kopf. Er fährt weiter neben mir. Verdammter Idiot, was denkt er sich? Ich bleibe stehen, er bremst ein Stück vor mir. Marcus hat mir ein paar Zigaretten gegeben. Ich suche nach einer Zigarette und der Streichholzschachtel mit der Watte über den Streichhölzern, damit sie in der Tasche nicht rasseln. Ich ziehe ein Streichholz heraus, streiche es an, stecke die Zigarette an, inhaliere, wische mir mit dem Handrücken über die Augen, fange wieder an zu laufen, gehe am Wagen vorbei. Stoße eine Rauchwolke aus. Vater öffnet die Wagentür.
    »Jetzt ist aber, verdammt noch mal, Schluss!«, brüllt er. Ich bleibe mit dem Rücken zu ihm stehen. Höre, wie er aussteigt. Ich gehe zurück zum Auto, die Scheinwerfer blenden mich, so dass ich lediglich seine Silhouette sehe. Er steht neben der Wagentür – ich gehe auf die Beifahrerseite. Er dreht sich um. Wir sehen uns über das Dach des Wagens an. Ich schaue weg. Nehme die Zigarette aus dem Mund, rede.
    »Jonas hat eine seiner Nutten im Land Cruiser gebumst. Am hinteren Weg, wir sind auf dem Heimweg vom Kino dort

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