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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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sind im Club. Es klingelt am Tor – Asko im Land Cruiser des Projekts. Ich gehe hinaus. Der Wachmann hat geöffnet. Asko hält vor der Veranda, und aus dem Auto taumelt Mika – betrunken, high. Hinten auf der Ladefläche liegt Mikas 80ccm Motorrad.
    »Wo sind Jonas und Katriina?«, erkundigt sich Asko.
    »Im Club. Was ist passiert?«
    Mika grinst albern.
    »Er saß stockbesoffen in einer Bar in Majengo«, sagt Asko.
    »Und was jetzt?«, lallt Mika – so betrunken, dass er nicht stottert.
    »Er sollte sich nicht in Majengo herumtreiben«, sagt Asko. »Bring ihn ins Bett. Ich fahre in den Club und rede mit Jonas.«
    »Du hast nich’ über mich zu bestimmen, Marcus«, kichert Mika und schwankt ins Haus. Asko hat den Wagen bereits angelassen. Eine Frage bleibt unbeantwortet. Wieso ist Asko in Majengo gewesen, er hat doch eine feine Frau, Tita?
    DIE BIBEL
    Im Haus heißt die Bibel Osterman Tax & DutyFree , ein großes Buch mit allem: Kleidung, Möbel, Alkohol, Süßigkeiten, Konserven, Hi-Fi-Anlagen … allem. Es ist eine dänische Firma, die ihre Waren an Botschaften in der ganzen Welt verkauft. Wenn wazungu Arbeit in Tansania bekommen, müssen sie einen ganzen Container mit ihren Sachen mit ins Land bringen: Kühlschrank, Gefrierschrank, Auto, Stereoanlage … alles, weil man hier nichts kaufen kann. Sie dürfen das einmal machen – ohne Abgaben. Jonas ist vier Tage in Daressalaam und kommt mit einem Container zurück. Es sind nicht ihre eigenen Sachen, aber all das, was sie in der Bibel bestellt haben: merkwürdige Dosen mit Essen, Schokoladenpäckchen, viel Carlsberg-Bier, ein sehr kräftiger Staubsauger. Für die Augen ist es ein Fest, und der Klang der Stereoanlage ist zart und klar. Darunter ist auch ein großes Rohr mit Papier, das riesige Bild eines Walds. Unten gibt es Gras und einen See, hohe grüne Bäume, Sonnenschein, aber sanft – nicht wie die afrikanische Sonne. Das Bild soll an der hinteren Wohnzimmerwand aufgehängt werden, damit der Wald im Haus ist – eine merkwürdige weiße Sitte. Ich helfe Katriina, denn ihr Bauch ist inzwischen ziemlich dick.
    »So sehen die Wälder zu Hause in Schweden aus.«
    Asko und Tita haben auch einen Container bekommen, mit einem Auto und anderen Dingen. Sie kommen, um sich den Wald an der Wand anzusehen; eeehhh – ein sehr schöner Mercedes, wie der eines Diktators. Aber wir müssen Tita noch immer vom Markt abholen, und Asko fährt Motorrad. Wenn er mit Tita irgendwohin muss, leiht er sich den Land Cruiser des Projekts, obwohl es den Angestellten nicht erlaubt ist, ihn privat zu fahren. Wo ist der Mercedes? Er steht mit abmontierten Reifen in der Garage der FITI -Waldschule auf einem Holzblock, darüber liegt eine große Decke, als würde er frieren.
    »Wieso muss Askos Auto immer in der Garage schlafen?«, frage ich Katriina. Sie seufzt und lächelt.
    »Weil Asko ihn mit zurück nach Finnland nehmen darf, ohne Steuern und Abgaben zu bezahlen, wenn er ihm mindestens ein Jahr gehört, solange er im Ausland lebt«, sagt sie. Askos Hilfe für die Neger ist also auch eine große Hilfe für Asko – in Finnland wird er zum bwana mkubwa , der in einem großen Mercedes fährt –, ganz neu und niemals auf Tansanias staubiger Erde durchgeschüttelt.
    Am Abend stehe ich mit Solja in der Küche und bereite Popcorn als Snack vor. Im Wohnzimmer beginnt die Musik von ABBA zu spielen.
    »Jetzt werden Mama und Papa tanzen«, sagt Solja auf Englisch und lächelt mich an. Ich höre, dass sie sich im Wohnzimmer auf Schwedisch unterhalten. Soljas Gesicht verzieht sich, während sie zuhört.
    »Was sagen sie?«, frage ich, denn Katriina hat im Wohnzimmer angefangen zu heulen.
    » Papa ist doof«, sagt Solja. »Er sagt, Mutter ist zu dick zum Tanzen. Aber Mutter sagt, es ist auch sein Baby, das sie dick werden lässt.«
    ABBA -POWER
    Sonntag. Solja sitzt vor mir auf dem Benzintank des Motorrads und hält sich am Lenker fest, während ich sie zu einer Freundin fahre.
    » Haraka, haraka!« , ruft sie – schneller, schneller. Das Mädchen fährt gern schnell. Ich kann das Motorrad den ganzen Tag haben, bis ich sie wieder abholen muss. Ich habe mein gutes Hemd an und trage eine Sonnenbrille, die ich mir von Mika geliehen habe – sehr scharf. Ich rase zum Haus der Familie Nechi gegenüber der Polizeischule. Ich hoffe, Rosie ist da. Als Erstes sehe ich Edson, den Akrobaten, der in der Einfahrt auf Händen läuft. Wieso macht er das? Auf den Stufen der Vordertreppe sitzt Rosie zwischen

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