Liberty: Roman
überspielt, als er im Urlaub war. Ich habe die ganze gute Musik, obwohl ich nur einen kleinen Raum bespielen kann.
Ich finde eine Bar in Majengo, die ein bisschen für eine Disco bezahlen will. Phantom hilft mir an der Tür, wir nehmen nur einen geringen Eintrittspreis. Raggamuffin Sound System, Schmuddelkinders Tonsystem – so nennen wir uns.
»Wieso sollen wir bezahlen?«, fragen die jungen Burschen Phantom, wenn sie mit dem Eintrittspreis konfrontiert werden. »Dieser Marcus hat längst nicht so gute Musik wie der mzungu vom Rebel Rock Sound System im Golden Shower.«
»Marcus hat dieselbe Musik wie der mzungu «, sagt Phantom.
»Aber er hat keine so gute Anlage«, sagen die Burschen.
»Darum ist es hier auch billiger als im Golden Shower«, sagt Phantom.
»Aber es müsste viel billiger sein. Er ist kein mzungu -Discjockey. Er ist bloß Marcus aus dem Laden an der Rengua Road. Wir kennen ihn bereits, ihr müsst die Preise senken. Es muss umsonst sein.«
»Der Preis wurde bereits gesenkt«, sagt Phantom. »Wir müssen auch leben.«
»Ihr seid Idioten«, sagen die jungen Burschen. »Wir scheißen auf eure Disco.« Sie ziehen ihres Wegs. Aber zum Glück gibt’s auch erwachsene Menschen, die trinken und gute Musik aus alten Zeiten hören wollen, ohne sich die malaya im Golden Shower ansehen zu müssen. Für sie spiele ich, und die Nacht wird gut. Die erwachsenen Menschen tanzen.
Pszziiii … KLATSCH . Irgendetwas trifft einen Mann auf der Tanzfläche und fällt auf den Boden.
» Kuma mamayo !«, schreit der Mann, als er an sich herunterguckt. Ich kann nicht erkennen, was es ist. Noch einmal fliegt etwas durchs offene Fenster, trifft eine Wand und spritzt auf die Gäste. Geschrei. Es fällt auf den Boden. Ich schaue es mir an: Plastik, dazwischen etwas Braunes.
»Es ist Scheiße!«, brüllt der Mann, und alle versuchen, von den Fensteröffnungen wegzukommen; sie laufen hinter den Tresen und hocken sich hin. Ein neuer Beutel fliegt aus der Nacht ins Lokal, ich ducke mich hinter den Tisch mit meinem Verstärker, dem Plattenspieler und dem Kassettenrekorder. KLATSCH . Der Beutel trifft auf die Wand hinter mir, Scheiße regnet auf mich herab. Phantom läuft hinaus in die Dunkelheit, aber es gibt keine Straßenbeleuchtung, er kann nichts sehen. Ich schalte sofort die Musik ab – der Plattenspieler dreht sich noch immer, mit Scheiße auf Bob Marleys Natty Dread . Von draußen ertönt eine Stimme: »Wir scheißen auf eure Disco!«
Die Burschen haben in Tüten gekackt, in die man am Kiosk kleine Einkäufe packt. Die Leute schmeißen sie überall auf die Erde. Das Plastik ist sehr dünn und reißt leicht. Der Beschuss geht weiter. Alle Gäste rennen aus der Bar, einfach nur weg, weg, weg von der Scheiße, und verschwinden in der Nacht.
»Polizei, Polizei, Polizei!«, schreit Phantom – das Polizeirevier von Majengo liegt gleich um die Ecke. Der Beschuss hört auf. Wir hören jemanden in die Nacht laufen.
»Ich müsst die Reinigung dieser Sauerei bezahlen«, sagt die Bar mama . »Und meine Kunden sind auch weg.«
»Soll ich die Polizei holen?«, fragt Phantom.
»Nein«, sage ich. »Es ist zu spät. Die Arschlöcher sind verschwunden.«
»Ein paar von ihnen kenne ich«, sagt Phantom. »Ich weiß, wo sie wohnen. Die Polizei kann sie finden.«
»Ja, aber wir müssen für die Reinigung der Bar bezahlen. Das Geld, das wir verdient haben, ist futsch. Wir haben nicht genug, um die Polizei zu bezahlen, damit sie die Kerle einsperrt.«
Christian
Die Lautsprecher wummern mit Isaac Hayes’ Stimme, bei deren Klang die Tanzfläche vor Erotik trieft.
»Im Moshi Hotel spüren sie es«, erzählt mir Rogarth. »Ich habe mit Faizal geredet. Er sagt, die Umsätze gehen rasant in den Keller.«
»Na ja, ist doch klar. Wir sind näher an Majengo, Old Moshi und Kiborloni – die Leute müssen nicht so viel Geld für den Transport ausgeben.«
David ist sehr zufrieden. Sein Vater, bwana Benson, kommt zu mir. Bisher hat Benson unsere Arbeit nicht kommentiert, aber er sitzt jeden Abend ein paar Stunden an der Bar. Jetzt fasst er mich an die Schulter und lächelt breit.
»Jetzt läuft es gut«, sagt er.
»Ja, unser Start war perfekt, finden Sie nicht?«
»Nein«, erwidert er. »Das war gar nicht gut. Aber jetzt läuft es gut.«
»Was meinen Sie damit?« Er breitet die Arme zur Bar hin aus, an der einige teure Mädchen sitzen, wie man sie sonst nur im Moshi Hotel sieht.
»Die Damen sind gekommen«, erklärt er. »Damit kann
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