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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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glaubst, sie könnten auf dich losgehen. Sie würden ihre Messer zücken und dich bei lebendigem Leib auffressen – ist das so?«
    »Ja, ja.«
    »Aber das tun sie nicht«, versichere ich ihm, obwohl ich mir sicher bin, dass sie uns lebendig in Stücke reißen würden, wenn wir die Disco jetzt abbrächen.
    »Nein, aber …« Er schluckt und beginnt zu weinen, greift nach meinen Händen. »Versprich mir … egal, was du machst, aber du darfst mich hier nicht verlassen. Die ermorden mich.« Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. »Du verstehst das nicht!«, schreit er.
    »Okay«, sage ich. »Gehen wir zu Rachel.«
    »Aber was kann sie tun?«
    »Sie kann dir helfen.«
    »Okay«, murmelt er und lässt die Schultern sinken. Er kennt Rachel jetzt acht Tage – hat mit ihr herumgehangen, gegessen. Sie ist ein hübsches Mädchen, ich habe gesehen, wie er ihr verstohlene Blicke zugeworfen hat. Als wir uns durch das wogende, heiße Menschenmeer zur Bühne durchgearbeitet haben, winke ich Rachel zu uns. Ich ziehe beide hinter das DJ -Pult und lasse sie seine Hand halten, während ich ihr das Problem erkläre.
    » Tsk «, schnalzt sie. »Dieses Arusha- bhangi lässt die Leute verrückt werden.« Und dann umarmt sie Anders vier Stunden lang von hinten, während er Kette raucht. Das Gefühl ihrer vollen Brüste an seinem Rücken und ihre warmen, fleischigen Arme um seine Brust – ihre Herzen beginnen, im gleichen Takt zu schlagen. Als Konsequenz wird er sie den Rest seines Lebens wahnsinnig lieben, aber daran lässt sich im Moment nichts ändern.
    Am Nachmittag nehmen wir einen Bus nach Arusha – ich, Anders, Rachel und Matilda. Ich habe Mick vorher angerufen und abgesprochen, dass ich mir seinen Pass leihen kann. Wenn man keine Aufenthaltserlaubnis hat, muss man die Touristentaxe in ausländischer Währung bezahlen, und das kann ich mir nicht leisten. Wir holen den Pass im Büro seiner Autowerkstatt ab – Mick ist nicht da.
    Wir wohnen im Arusha Hotel direkt am Clocktower-Kreisel im Stadtzentrum. Ich lasse Anders im Garten des Hotels warten, als ich zusammen mit Rachel und Matilda zwei Zimmer buche. Dass es sich bei dem Foto im Pass um Mick handelt, ist vollkommen egal – alle weißen Menschen ähneln sich. Ich fahre in einem Taxi zurück zur Autowerkstatt und liefere den Pass wieder im Büro ab.
    Anders finde ich im Garten. Die Mädchen sind in den Zimmern und bereiten sich für den Abend vor. Anders spricht nicht von Matilda, aber ich sehe, was er denkt. Als die Mädchen kommen, gehen wir in die Stadt in ein gutes Restaurant, und danach im Hotel Saba Saba in die beste Disco der Stadt. Es ist toll, mal nicht in Moshi zu sein.
    Anders tanzt mit Matilda. Hinterher kommen sie an unseren Tisch. Anders trinkt einen Schluck Bier.
    »Ich habe das Gefühl, als würden die einheimischen Mädchen mich auslachen«, sagt er auf Dänisch. »Machen sie das, weil sie auch nach Dänemark wollen?«
    »Das glaube ich kaum, sie sehen ja, dass Matilda bei dir ist«, antworte ich und lache. Er starrt mich an und schüttelt den Kopf.
    »Ich weiß auch nicht … vielleicht spielt dieser Pot in meinem Gehirn verrückt.«
    »Sie finden es lustig, wie du tanzt.«
    »Lustig? Wieso?«, fragt Anders – desorientiert.
    »Wie eine Scheißsalzsäule, wie ein weißer Mann.« Ich schüttele bedauernd den Kopf. Matilda will wissen, was er sagt. Ich übersetze. Rachel und Matilda grinsen. Anders breitet die Arme aus.
    »Was zum Teufel soll ich machen? Ich stamme aus dem Norden, unsere Glieder sind eingefroren.« Auf Englisch sagt er: »Ich kann nicht tanzen wie ein Afrikaner.«
    Matilda steht auf und zieht ihn wieder auf die Tanzfläche, legt seine Hände an ihre Hüften, flicht ihre Finger um seinen Nacken und rotiert rhythmisch mit ihrem Schoß gegen seinen Schritt. Die Mädchen und Jungen, die entlang der Wände an den Tischen sitzen, zeigen auf die beiden und lachen. Anders kümmert sich nicht darum, er hat genug zu sehen. Nach und nach findet er seinen Groove. Die Nacht endet damit, dass die Zimmerkonstellation im Arusha Hotel um einhundertachtzig Grad vom Plan abweicht – meinem Plan, dem weißen Plan. Der Plan der Mädchen war anders, schachbrettartiger. Ich schlafe mit Rachel, während Anders Matilda kennenlernt. Sie hat auf der Tanzfläche die Führung übernommen, er ist jetzt außerhalb meiner Kontrolle. Es ist ihr Einsatz.
    »Da brauchst du dich nicht einzumischen«, erklärt mir Rachel. Nein, das werde ich sicher nicht tun.
    »Na?«, frage

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