Liberty: Roman
die Jungs zusammen. Raus aus den gelben Hemden, jetzt wird gearbeitet. Zuerst wird die kleine Anlage an einen Inder verkauft – sonst haben wir kein Geld, um den Neustart zu finanzieren. Keine transportable Disco mehr für Geburtstage und Feste auf dem Berg. Aber das ist in Ordnung, wir bekommen einen guten Prozentsatz. Rachel nimmt den Bus nach Tanga, um ihren Vater zu besuchen und Halima abzuholen. Wir, das sind Rogarth, Firestone, Abdullah und ich.
Rebel Rock Sound System – alle kennen uns. Das letzte Geld geben wir im Moshi Computer Centre aus; der Eigentümer entwirft unsere Plakate und druckt sie. Wir verbreiten sie in der ganzen Stadt, hängen sie an die Bäume, Gebäude, in die Läden. Es findet gerade ein großes Volleyball-Turnier in der Stadt statt, die Mannschaften sind von überall hergekommen: Simbabwe, Sambia, Uganda, Kenia – Jungen und Mädchen und jede Menge Zuschauer. Das Turnier endet an dem Tag, an dem wir eröffnen. Wir schenken dem Turniersieger Karten für den Eröffnungsabend. Der erste Abend im Royal Crown Hotel. Alle kommen – das gesamte Volleyball-Turnier und sämtliche Zuschauer, die wissen, dass die Siegermannschaft bei uns feiert. Einhundert Menschen stehen draußen, aber es ist voll – sie feiern auch auf dem Parkplatz. Rebel Rock Sound System ist wieder im Spiel. Freitag. Samstag: der große Abend, bis fünf Uhr morgens. Und Sonntag, an dem die ältere Generation kommt. Für sie spielen wir ABBA , die Beatles und Donna Summer. Sie gehen um ein, zwei Uhr, dann feiern wir noch ein bisschen. Wir haben das ganze Wochenende gearbeitet. Montag ist unser freier Tag, an dem wir durchatmen.
Marcus
DER PREIS DER ELEKTRIZITÄT
Claire wird krank, eine schwere Malaria, und die Princess-Boutique in der Stadt läuft nicht gut, denn ihre Schwester Patricia kann nicht gut handeln. Tsk , ein ständiger Wahnsinn, hier zu leben. Die Hälfte der Hühner sterben an einer Infektion – wir verlieren ein Vermögen. Ich muss zu den Söhnen der mabwana makubwa in die Stadt fahren und meine wenigen guten Langspielplatten verkaufen. Jeden Schilling investiere ich in Stoffe, Farben, Wachs und Chemikalien, um Batik zu kochen. Es gibt keine Küken unter der Treppe, die den Holocaust erleben müssen – die Infektion hat sie bereits getötet. Die Chemikalien werden nur in die Lungen des alten Marcus dampfen, der in Sack und Asche gehen muss.
Ich fahre Claire zu ihrer Mutter in Pasua, die sie pflegen kann, bis die Malaria wieder verschwindet. Das Hausmädchen schicke ich heim. Sie wohnt in einem Dorf nicht weit von Moshi, und es ist besser, wenn sie sich nachts nicht hier aufhält, solange Claire nicht da ist – sonst fängt sofort das Gerede der Nachbarn mit fantastischen Geschichten über die Gottlosigkeit an. Der Kiosk wird geschlossen, der Junge, der sich darum kümmert, soll mir bei den Batikdämpfen helfen. Überall stehen die Türen auf, damit wir nicht krank werden.
Ich rauche drei Joints bhangi , bedecke die Tücher mit Wachs, spritze mit der Farbe, fixiere die Farbe mit Chemikalien, koche die überschüssige Farbe ab – eine lange Nacht der Chemie und des bhangi – und erwache in einem wahnsinnigen Muster. Bald werden wir diese Ladung in Kenia verkaufen.
Von Tanesco kommt die Stromrechnung, sie ist turmhoch. Unser Hausmädchen kommt aus der Lehmhütte: Sie kocht Maisgrütze für den Kioskjungen und sich und lässt den Herd an; sie hält es für ein Kohlebecken, das von allein ausgeht, während sie ins Bad geht und wäscht. Der Strom verdampft nutzlos in der Luft. Und wenn der Strom unterbrochen ist, legt sie die Kohle wie einen Berg ins Kohlebecken.
Ich kann die Elektrizität nicht bezahlen, ohne die Batik zu verkaufen. Und ich kann die Batik nicht verkaufen, bevor Claire wieder gesund ist, denn Claire weiß, welcher Preis in Kenia richtig ist – sie ist sehr hart bei den Verhandlungen. Aber Tanesco wird mich aus dem Haus schmeißen und mir die Unterhose wegnehmen, wenn ich ihnen mein Problem erkläre, denn in deren Augen bin ich nur ein kleiner Fisch. Ich muss Claire zwingen, aus dem Bett zu steigen und mit falschen Versprechungen über Schmiergelder ins Hauptbüro zu gehen, um die Zahlung aufzuschieben.
Wir warten zwei Tage, bis Claire beinahe gesund ist. Dann fahren wir. Schleichen uns bei Rongai über die Grenze; auf derselben Route wird Vieh für die kenianische Schlachterei in Oloitokitok geschmuggelt. Wir nehmen den Bus nach Nairobi, um einen besseren Preis zu erzielen. Und gehen
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