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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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dort in eine Diskothek. Eeehhh , die haben Sachen, die in Tansania bisher niemand gesehen hat. Was wir Disco nennen, sind lediglich eine Stereoanlage und ein paar Platten. Unser Discolicht ist gefährlich für deine Augen. In Nairobi ist das ein total feines Licht, das eine Menge Unterhaltung bietet und deine Augen nicht ständig nadelt, sondern schön ist. Die Diskothek in Nairobi ist eigentlich zu teuer für mich und Claire, aber manchmal muss man solche Dinge sehen, um zu verstehen, wie die Menschen versuchen, etwas zu bewegen. Ich brauche ein Vorbild, damit ich arbeiten kann, anstatt zu träumen. Jetzt bin ich glücklich – und nicht mehr so deprimiert darüber, dass ich das Discogeschäft in Moshi verloren habe. Das war nicht europäisch. Im Grunde weiß ich es ja: Es war ziemlich chaotisch. Es war Betrug. Christian hat sich den Großteil genommen. Ich war der Handlanger. Es war eine Kombination aus seinen und meinen Mitteln, und er hat mich ausgenutzt.
    Der Kiosk wird laufen, die Hühner werden wieder groß für die Tische der Restaurants, und ich werde Claire meinen Samen einpflanzen, bis der Bauch sich wölbt. Das Geld ist knapp, aber wir sind keine Beifahrer mehr, die am Rockzipfel eines dummen weißen Jungen hängen.
Christian
    Vom Motorrad aus sehe ich Khalid in die Stadt gehen. Nachdem ich ihn gefeuert habe, wurde er Träger auf dem Berg, aber jetzt sieht es so aus, als wäre er Guide geworden. Er trägt Scarpia-Bergstiefel, die deutlich besser sind als mein Schuhwerk. Man kann sie vermutlich in Kenia kaufen, aber sie dürften ihn ein paar Monatslöhne gekostet haben. Und er hat Levis-Jeans und ein T-Shirt an, auf dem Nagasaki Dreaming steht; Sachen, die er von Bergsteigern bekommen hat. Das bedeutet, dass er nicht stiehlt, denn einem Dieb schenkt man nichts. Und wenn er stiehlt und die Geschenke trotzdem bekommen hat, dann muss er äußerst charmant sein. Er sieht mich nicht, und ich halte nicht an, um mit ihm zu reden, obwohl ich seine Arbeitskraft und seine Gesellschaft vermisse. Ich bin froh, dass er zurechtkommt. Aber er hat gestohlen.
    Das Royal Crown Hotel läuft gut. Ebenso gut wie das Golden Shower, aber wir bekommen einen höheren Anteil, der beinahe kompensiert, dass wir die kleine Anlage verkaufen mussten, um den Neustart zu finanzieren. Mir fehlt ein Mann, deshalb besuche ich Emmanuel von der TPC . Er ist einverstanden und arbeitet für mich an den Wochenenden.
    Ich habe meiner Mutter geschrieben, wie ich es meinem Vater versprochen habe. Habe ein Foto von mir, Rachel und Halima mitgeschickt, das vor dem Haus aufgenommen wurde. Jetzt schreibt sie zurück, sie würde mir gern ein Flugticket bezahlen, wenn ich sie im Sommer besuchen wollte. »Es ist ja fast zwei Jahre her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben«, schreibt sie. Sie arbeitet noch immer in Genf für Ärzte ohne Grenzen , kann aber im Sommer das Haus ihrer Schwester in Hasseris mieten. »Dann könntest du dich auch mit deinen Freunden vom Hasseris Gymnasium treffen.« Rachel und Halima erwähnt sie mit keinem Wort. Aber das Flugticket kann ich gut gebrauchen. Ich muss Rachel erklären, dass meine Mutter sich keine drei Tickets leisten kann, weil sie von meinem Vater geschieden ist und er eine neue Frau hat. Warum Vater mir nicht helfen will, das Royal Crown zu kaufen, versteht Rachel nicht. Wir könnten das Hotel betreiben. Wie soll ich ihr klarmachen, dass er hofft, ich würde dieses Leben aufgeben und nach Dänemark zurückkehren, um das Gymnasium zu beenden und mit einer Ausbildung zu beginnen? Rachel kümmert sich momentan um ihre Scheidung, aber sie sagt, es gäbe bei Gericht eine Wartezeit. Ich weiß nicht, wie sie sich die Zukunft vorstellt, und ich will sie im Augenblick auch nicht fragen. Zurzeit geht es uns gut. Sehr stabil. Die Woche über lege ich hier und da ein bisschen auf; mit einer kleinen Anlage, die ich mir von einem ziemlich ausgeflippten Lehrer der ISM borge – dafür überspiele ich ihm Kassetten und versorge ihn mit Arusha- bhangi . Manchmal veranstalten wir mit der großen Anlage auch eine Disco auf dem Berg, aber es muss schon an einem Werktag sein, und es muss sich wirklich lohnen, denn sonst würde ich keinen Pick-up mieten und diese miserablen Straßen fahren. Wenn die Anlage kaputtgeht, bin ich erledigt.
    Ich muss die Situation besser in den Griff bekommen. Dass wir im Royal Crown ein gutes Geschäft machen, ist offensichtlich. Rogarth wird auf der Straße von ein paar Regierungsbeamten

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