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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Innenlicht. »Lässt sich das ausschalten?«
    »Was?«, fragt er, während er die Hupe betätigt.
    »Das Licht hier im Wagen. Es soll nicht eingeschaltet sein, wenn ich die Tür aufmache.«
    »Es funktioniert nicht«, sagt er.
    »Bleib hier, bis ich im Liberty bin«, verlange ich und bezahle das doppelte Fahrgeld, bevor ich die Tür öffne. Steige aus dem Auto und stehe den Männern mit den Zigaretten gegenüber, die in der Dunkelheit für mich vollkommen unsichtbar sind. Aber ich bleibe einen Moment stehen, damit sie im Licht der Scheinwerfer den Revolver sehen können. Ich nehme die Waffe in die Hand, schließe die Wagentür und ziehe den Korb mit den Sprite und dem kalten samosa durch das offene Autofenster. Lasse den Revolver in der rechten Hand am Oberschenkel liegen, als ich auf die Tür des Liberty zugehe. Der Nachtwächter ist nirgends zu entdecken. Ich höre eine Bewegung, sehe aber außerhalb der Lichtkegel des Wagens nichts. Der Griff des Revolvers liegt glatt in meiner Handfläche, ich habe den Zeigefinger nicht am Abzug, als ich mit dem Griff gegen die Tür poche und mich dabei umsehe.
    »Wir kriegen dich schon, mzungu «, wird irgendwo auf der Straße gerufen. Es ist nicht Abdullah, aber ich habe die Stimme schon mal gehört, obwohl ich kein Gesicht damit verbinde.
    »Was?«, wird von innen gefragt. Rogarth.
    »Ich bin’s.« Er schließt auf, und ich schlüpfe hinein.
    »War da jemand?«, will Rogarth wissen.
    »An der Straße stehen ein paar Typen.«
    »We-we-we-we-wer …?«, ruft Firestone aus dem Tanzsaal.
    »Es ist Christian!«, ruft Rogarth zurück. Im Flur steht eine Petroleumlampe. Ich entdecke den Nachtwächter, der gegen die Wand gelehnt auf einem Metallstuhl sitzt.
    »Wieso bist du nicht draußen?« Er sieht mich mit einem leeren Blick an.
    »Ich habe keine Waffe«, sagt er.
    » Tsk «, schnalzt Rogarth. Dem Nachtwächter ist das egal. Er hat ein panga und einen Stock, und er hat meinen Revolver gesehen: Ihm ist der Ernst der Situation klar geworden.
    »Ich habe Angst, dass sie zu Rachel fahren.«
    »Gibt’s keine Nachtwache dort?«, fragt Rogarth. Ich zeige mit der Hand auf den Nachtwächter des Liberty.
    »Das ist nicht gut«, sagt Rogarth.
    »Es gibt noch Hunde.«
    »Das ist nicht gut genug.«
    »Ich weiß. Vielleicht sollten wir Firestone dorthin schicken – auf dem Motorrad. Er könnte den Weg durch Majengo nehmen, denn die Typen stehen oben an der Straße.«
    »Firestone schafft das nicht«, erwidert Rogarth gedämpft. »Er hat jetzt große Angst vor Abdullah, er hört überhaupt nicht mehr auf zu zittern.«
    »Vielleicht sollte ich zurückfahren«, überlege ich. »Verflucht, was für eine Scheiße!«
    »Diese Typen da draußen … haben die den Revolver gesehen?«
    »Ja.«
    »Ich könnte mit dem Motorrad zu Rachel fahren. Dann wüssten sie nicht, ob du den Revolver hast oder ich«, schlägt Rogarth vor.
    »Und wer soll ihn bekommen?« Rogarth sagt nichts. Ich ziehe den Revolver aus dem Hosenbund. Strecke ihm die Waffe hin. Er blickt in der Dunkelheit darauf. »Nein«, sagt er dann. »Ich kenn mich mit so was nicht aus.« Ich stecke den Revolver wieder ein. Ich kenne mich auch nicht damit aus. Ich schließe das Motorrad auf und ziehe es aus dem Gang, in den ich es gestellt hatte, bevor ich anfing aufzulegen. Ich fordere den Nachtwächter auf, die Tür aufzumachen und nachzusehen, ob draußen jemand ist.
    »Ich gehe da nicht raus«, erklärt er.
    »Das ist dein Job, du bist der Nachtwächter.«
    »Dann bin ich lieber ohne Job«, erwidert er. Rogarth öffnet die Tür, ich stehe hinter ihm und halte den Revolver mit angewinkeltem Arm in der Hand, sodass er direkt auf die Decke zielt. Rogarth geht hinaus, schaut sich nach beiden Seiten um. Es gibt noch immer keinen Strom im Zentrum. Er kommt zu mir zurück, zuckt die Achseln.
    »Ich stelle mich an die Tür und passe auf, bis du außer Sichtweite bist«, flüstere ich. Dann gehe ich zu Firestone. Er ist sehr still.
    Wir rauchen und trinken Sprite, bis es draußen hell wird.
    »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um deinen Vater zu besuchen«, sage ich zu Rachel. »Zumindest, bis die Sache mit Abdullah geklärt ist.«
    »Aber vielleicht ist es besser, wir reden mit deinem Vater. Vielleicht kann er uns ein Ticket nach Dänemark besorgen, damit wir aus diesem Chaos herauskommen.« Dänemark.
    »Nein, verflucht. Wir werden nicht weglaufen.« Ich kann ihr nicht erklären, dass mein Vater uns keine Tickets nach Dänemark kaufen wird und wir dort

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