Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
Vom Netzwerk:
erinnern?«, fragt er mich.
    »Ja, klar.«
    »Panos arbeitet auf dem Flughafen Heathrow in London. Er transportiert Gepäck in Doppelschicht. Und er ist zusammen mit Parminder, die hinter einem Schalter von British Airways steht.«
    »Die hübsche Parminder?«
    »Ja, genau die. Sie hat in Nairobi einen Sikh geheiratet, der sie geschlagen hat. Also hat Parminder mit ihrer ganzen Familie gebrochen und sich mit Panos zusammengetan. Und jetzt schuften sie wie die Tiere, um Geld zu verdienen und sich ein Safarilager in Ruaha aufzubauen.«
    »Und was ist mit Stefano und seiner Familie?«, erkundige ich mich, denn nachdem, was ich gehört habe, war Stefano bereit, Panos umzubringen. Panos hatte Stefano verprügelt, weil er Samantha vergewaltigen wollte.
    »Stefanos ganze Familie ist nach China gezogen und betreibt dort ein paar große Tabakfarmen. Der Witz ist, dass Panos sich vorbereitet. Er arbeitet hart, um Geld für seine Investition zu verdienen. Und er findet die richtige Frau, die ihm dabei hilft. Er fasst die Dinge auf die richtige Art und Weise an, und es gibt eine reelle Chance, dass es ihm gelingen wird. Du machst das nicht.«
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Ich kann dir zweihundert Dollar geben«, sagt Mick.
    »Wirklich?« Ich habe nicht einmal gefragt. »Ich bin froh …« Mick hebt eine Hand und gibt mir zu verstehen, dass ich den Mund halten soll. Er wühlt in einer Tasche, als er aufsteht. Gibt mir die zweihundert Dollar.
    »Und komm nicht wieder«, sagt er und verschwindet mit dem Oberkörper unter der Motorhaube.
    Nach ein paar Tagen kommen Rachel und Halima nach Hause.
    »Was ist mit Ibrahim? Hast du ihn gesehen?«, frage ich Rachel.
    » Tsk «, gibt sie zur Antwort und schüttelt missbilligend den Kopf. »Ibrahim ist so gut wie tot.«
    »Was hat er denn?«
    »Er hat die Krankheit. Und im Dorf haben sie ihn gesteinigt.«
    »Ihn gesteinigt?«
    »Ja. Das ganze Dorf – die Männer. Weil Ibrahim mit der Frau eines anderen Mannes geschlafen hat. Also haben sie ihn gesteinigt. Hart, fast bis zum Tod. Und jetzt stirbt er im Krankenhaus.«
    »Aber … die Krankheit. Ist er dünn?«
    »Ja, er ist nicht mehr Big Man Ibrahim. Er sieht aus wie ein Skelett.«
    »Aber wie konnte er denn mit der Frau eines anderen Mannes schlafen? Er war doch bereits krank.«
    »Eine kurze Zeit ging es ihm etwas besser, und er konnte aufstehen. Und Ibrahim kann die Mädchen beschwatzen. Er besitzt einen kleinen Laden, er hat zwei matatu , er hat eine Bar.«
    »Wenn er so dünn ist, dann weiß man doch, dass er die Krankheit hat«, wende ich ein.
    »Es ist ein Dorf, Christian. Sie wissen nichts von der Krankheit. Sie glauben, es sei nur eine hartnäckige Malaria.«
    »Und ich dachte, seine Frau hätte seine Geschäfte übernommen?«
    »Ja, aber Ibrahims Name steht auf den Geschäften, deshalb glauben die Leute, er sei ein großer Mann. Ibrahims Frau hat die Krankheit auch.«
    »Und ihr Kind?«
    »Das Kind ist okay. Die Eltern der Frau kümmern sich darum.«
    In der Innenstadt werden die Probleme größer; unsere Aktivitäten im Liberty sind für sämtliche Amtspersonen offensichtlich. Rogarth wird von der Polizei auf der Straße angehalten. Alle wollen etwas von uns. Die Stadt ist zu klein, und wir haben Erfolg – so sieht es jedenfalls aus. »Komm schon, wir wissen, dass du Geld hast. Gib uns ein bisschen.« Alles wird teurer, wenn man weiß ist und Geld hat. Jedes Mal, wenn wir etwas einkaufen, werden überhöhte Preise gefordert. Wenn Rachel auf den Markt geht, wirft man ihr die weißen Preise an den Kopf. Ich fange an, so zu leben wie die Weißen, die ich vor sieben Jahren verachtet habe, als ich mit Vater von der TPC nach Moshi zog. Ich hielt sie für paranoid, weil sie Angst vor den Negern hatten. Ich fand es widerlich, wie sie aus dem Haus gingen, sich ins Auto setzten und zur Arbeit, zur Schule oder in den Club fuhren. Sie nahmen den Gärtner mit zum Markt, damit er die Körbe trug, und bekamen das Fleisch vom Metzger an die Tür gebracht. Sie wussten allenfalls, dass der Koch eine Familie in einem Dorf hat, aber sie haben sie nie kennengelernt oder sein Haus und seine Felder gesehen. Sie trafen sich nie mit den Einheimischen. Sie haben niemals versucht, an einem rauchenden Feuer zu hocken und Maisgrütze oder Fisch zu essen. Sich den Hintern mit Wasser abzuwischen. In Zeitungspapier gerollten Tabak zu rauchen. Im Kino auf den billigen Plätzen mit den harten Holzsitzen gegrillte Manioks mit Senf- und Chilidressing zu

Weitere Kostenlose Bücher