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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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essen. An den kleinen Schuppen auf dem Land mbege zu trinken. Sich frei zu bewegen ist unmöglich.
    Ich lasse Rogarth mit dem Motorrad in die Stadt fahren, um die Geschäfte zu erledigen: Plakate bestellen, Tapetenkleister, Eimer und Quaste organisieren und ein paar zwielichtige Typen vom Markt anheuern, um die Plakate überall aufzuhängen. Elektrische Glühbirnen fürs Liberty besorgen, damit es nicht vollkommen stockfinster ist.
    Ich gehe wieder zu Fuß. Auf der festgebackenen Erde. Staub steigt in kleinen Wolken von meinen Füßen auf. Es geht nicht. Ich bin auf dem Weg zur Uru Road, um mit Marcus zu reden. Aber ich will nicht, es ist peinlich. Ich schäme mich – als wäre alles meine Schuld. Aber das stimmt nicht. Soll ich es lassen? Ich drehe um. Ich sehe die Lichter vor dem YMCA , dort halten Taxen. Ich kaufe einen gegrillten Maiskolben bei dem Burschen, der neben der Containerbar vor dem YMCA steht. Er will einen Wucherpreis. Ich gebe ihm den korrekten Betrag, rede mit ihm in Straßen-Swahili: » Mimi sitake kuchuma mboga « – ich werde mich nicht bücken, um Gemüse zu lesen. Mit anderen Worten: Er soll mich nicht verarschen. Alle halten mich für eine wandelnde Brieftasche, in die sie ihre Finger tief hineinstecken können. Ich gehe zu den Taxifahrern, und alle bestürmen mich mit ihrem holprigen Englisch: »Komm her. Hier. Taxi. Gutes Auto. Mit Musik.« Es ist irritierend, dass sie es nicht sehen; vor neuneinhalb Jahren bin ich nach Tansania gekommen – ich spreche ihre Sprache fließend.
    Ich gebe dem ältesten Fahrer ein Zeichen, einem grauhaarigen Mann mit zerfurchten Wangen, der an den Kühler seines Autos gelehnt steht und nichts gesagt hat. Er richtet sich auf und öffnet mir die Tür. Die anderen maulen, aber ich habe keine Lust, mir all ihren Mist anzuhören und ihre Versuche abzuwehren, einen Wucherpreis zu nehmen.
Marcus
    ENTSPANNUNG
    Ja, ein Mann braucht Entspannung nach einem langen Arbeitstag. Ein Drink oder zwei, obwohl Claire eine Feindin dieses Systems ist. Sie will, dass ich zu Hause esse und schlafe. Fertig. Keine Lebensfreude. Und das Pumpen: Früher war es saftig. Jetzt erledigt sie diese Arbeit wie ein Baumstamm, der gefällt auf der Erde liegt. Ich kann in keine Bar in der Umgebung mehr gehen, meine Rechnungen sind so lang wie der Weg nach Dar. Also klopfe ich an den Kiosk und wecke den Jungen, der sich tagsüber darum kümmert und nachts darin schläft, damit nichts gestohlen wird.
    »Gib mir etwas Geld«, sage ich.
    »Aber mama Claire hat die Tageseinnahmen bereits geholt«, sagt er schläfrig.
    » Tsk .« Eigentlich ist es so, dass Claire sich in der Stadt um Princess kümmert und ich mich um den Kiosk. Sie hat sich bei meinem Kiosk nicht einzumischen. Und wenn ich ein wenig von dem Verdienst zur Entspannung am Abend brauche, dann nur, um den Willen zu einer großen Arbeit am nächsten Tag wieder aufzubauen. Ich gehe nach Haus und rüttele Claire wach.
    »Wo ist mein Geld?«
    »Welches Geld?«, murmelt sie und schaut mich erschrocken an, weil ich sie so brutal geweckt habe.
    »Mein Geld vom Kiosk«, sage ich so laut, dass das Baby aufwacht und zu schreien beginnt.
    »Du weckst Redemption. Das Geld habe ich für Maismehl, Speiseöl und Limonade ausgegeben, für ein Warenlager, damit der Kiosk mehr verkaufen kann.«
    Tsk , Claire ist mit einem Taxi herumgefahren, hat das Lager aufgefüllt und das ganze Geld verbraucht.
    »Und wo ist der Rest des Geldes?« Jetzt heult Redemption wie ein Krankenwagen.
    » Tsk . Sieh in meiner Tasche nach.«
    »Wieso bist du so böse?«, sage ich. »Hat ein Mann nicht das Recht, es sich mal einen Abend gemütlich zu machen, ohne dass seine Frau ihn zur Hölle schickt?«
    »Es ist nicht ein Abend. Du gehst jeden Abend in die Bar, als ob es deine Kirche ist.«
    »Ich brauche lediglich ein wenig Entspannung, damit ich schlafen kann.«
    »Andere Menschen können schlafen, ohne in die Bar zu gehen.« Claire tröstet den kleinen Redemption, indem sie ihm die Brust gibt.
    »Vielleicht sind deren Frauen ja anders. Wenn sie Lust haben, mit ihnen zu schlafen, stoßen sie vielleicht nicht nur auf einen kalten Rücken.«
    »Ich will kein Spektakel, wenn ich noch Milch habe, das ist falsch. Und ich bin müde, weil ich den ganzen Tag arbeite.«
    »Du bist immer müde. Aber ich bin nicht müde, ich muss mit den Leuten reden, arbeiten und ein paar Geschäfte anleiern.«
    »Du bist morgens müde.«
    » Tsk .« Ich gehe an ihre Tasche. Raus, weg, auf die Uru Road

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