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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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ich für die härteste Strafe stimmen werde, sollten wir irgendwann über dich abstimmen müssen. Damit es keine Missverständnisse gibt.«
    »Ah ja.«
    »Ja. Und in der letzten Zeit in Dänemark ist es ziemlich heftig zugegangen, habe ich von deiner Mutter gehört.«
    »Du stimmst für die härteste Strafe?«
    »Meine unparteiische Haltung darf nicht in Zweifel gezogen werden können«, erwidert er. Ist er verrückt geworden? Gut, dass Mutter morgen kommt.
    »Okay, dann weiß ich ja Bescheid«, sage ich und erhebe mich.
    »Warte einen Moment.«
    »Was ist denn noch?«
    »Christian, diese ganze Geschichte mit Jonas Larsson, erzähl deiner Mutter nichts davon.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie hat erst kürzlich ein Kind zur Welt gebracht, und nun kommt sie hierher, in ein völlig neues Leben – da kann eine Frau durchaus ein wenig überempfindlich sein.«
    »Okay, gute Nacht«, sage ich. Wieso ist er so komisch?
    Wir stehen auf der Aussichtsplattform des Flughafens und sehen der Landung zu. Mutter hat Annemette auf dem Arm. Sie ist zart und schreit.
    »So ist das mit Babys – die meiste Zeit schreien, kacken und schlafen sie«, sagt Vater zu mir.
    Miriam hilft Mutter, eine junge Frau einzustellen, die selbst erst vor Kurzem ein Kind bekommen hat. Die Frau möchte mit mama Brian angesprochen werden – nach ihrem Erstgeborenen –, einem kleinen Jungen, der Brian heißt und in ein Tuch gewickelt auf ihrem Rücken hängt. Mama Brian soll Mutter bei Annemette helfen, putzen und Wäsche waschen. Kochen will Mutter selbst.
    Die Schreierei ist durchdringend. Ich gehe in den Garten. Ein Arbeiter mäht unseren Rasen. Normalerweise würde er Zuckerrohr mit einem panga schneiden, aber er ist krankgeschrieben, weil er sich ins Bein geschnitten hat. Wenn die kranken Arbeiter gesund genug sind, um die Krankenstation der TPC zu verlassen, haben sie auf dem Golfplatz und in den Gärten der Verwaltungsangestellten den Rasen zu mähen.
    Mutter fängt an, jeden Vormittag einige Stunden im Krankenhaus der TPC zu arbeiten. Die Schnittwunden der Feldarbeiter werden behandelt, manchmal auch ein Schlangenbiss. Und dann gibt es noch die üblichen Dinge wie Malaria, Würmer, Durchfall, Bilharziose, falsche Ernährung und Typhus.
    »Deine Mutter ist vom heiligen Feuer entflammt«, sagt Vater schmunzelnd zu mir.
    »Ich kann hier doch nicht nur herumlaufen und die vornehme Dame spielen«, entgegnet sie. Sie startet ein Programm, bei dem sie mit einer einheimischen Krankenpflegerin in die Dörfer der Arbeiter fährt und deren Kinder untersucht. Sie gibt den frisch gebackenen Müttern Ratschläge über Säuglingspflege, Ernährung und Hygiene. Sie besorgt alte Auto- und Motorradreifen, die sie als Geschenk mitnimmt, damit die Frauen daraus Gummisandalen herstellen können. Es ist ein großes Problem, dass Kinder und Erwachsene in Dornen treten und sich über die Fußsohlen Würmer einfangen.
    Ich stehle mich aus dem Haus, um zu rauchen und Golf zu spielen. Ein junger Massai steht an seinen Hirtenstab gelehnt auf einem Bein und schaut mir zu, als ich abschlage. Der Ball landet im tiefen Gras, ich kann ihn nicht finden. Nachdem ich eine Weile gesucht habe, geht er direkt auf den Ball zu, hebt ihn auf und überreicht ihn mir. Ich danke ihm. Er verzieht keine Miene. Wer weiß, was er denkt?
Marcus
    KALTES GELD
    Katriina bekommt Besuch von Miriam, der britischen Dame aus der TPC . Ich habe auf Solja aufzupassen und in der Küche Tee und Sandwiches vorzubereiten. Tita ist auch hier, und ich denke an ihre Sahneschenkel.
    »Habt ihr Kinder?«, fragt Tita die britische Dame.
    »Ja, zwei Mädchen, acht und zehn Jahre alt. Sie sind in Kenia auf dem Internat.«
    »Wieso in Kenia?«, fragt Tita.
    »John und ich, wir sind beide in Kenia geboren, unsere Eltern sind Farmer«, sagt Miriam. »Und ihr, habt ihr Kinder?«
    »Nein«, sagt Tita und seufzt tief.
    »Wollt ihr keine?«
    »Mein Mann, er hat nicht …«
    »Asko hat nur Eischnee im Dotter«, sagt Katriina.
    »Nein, wirklich?«
    »Ja, leider«, seufzt Tita.
    DER PORTUGIESISCHE INDER
    Jonas kommt mit einem glatzköpfigen, fetten Goa aus dem Moshi Club, bwana D’Souza. Die Enden seines Schnurrbarts wachsen am Mund vorbei und sind an der Stelle ausgezogen, wo sie in einen gewaltigen Backenbart übergehen – auf dem Kopf hat er lediglich einen kleinen Haarkranz. Sein Bierbauch spannt das weiße Hemd, das am Hals offen steht, so dass man die Haarbüschel auf der Brust sehen kann. Der Gürtel verschwindet unter der

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