Liberty: Roman
Wampe. Die Hemdkragen liegen auf der Jacke. Nadelgestreifte Gabardinehose mit Bügelfalte. Blank geputzte, hellbraune Lederschuhe. »Ich bin Portugiese und Katholik«, sagt er, wenn man ihn fragt. Er ist ein kolonialisierter Inder aus Goa, der nach Ostafrika gekommen ist, um den Neger zu betrügen.
D’Souza und Jonas verhandeln über irgendwelche Dinge. D’Souza will ihm etwas abkaufen und einen einheimischen bwana mkubwa finden, der den Rest kauft. Aber er will die Sachen nicht mit nach Hause nehmen. Bezahlung über vierundzwanzig Monate; Kühlschrank und Waschmaschine werden erst abgetreten, wenn die wazungu -Familie heimgeflogen ist.
D’Souza sieht mich im Haus. Ich gehe in die Küche, um Solja ein Brot zu schmieren. Ich höre ihn reden.
»Eurem Hausboy solltet ihr nicht allzu sehr vertrauen. Die klauen alle«, sagt er.
»Nur die Ruhe, ich lasse einfach nichts herumliegen«, sagt Jonas. Keine Handvoll Kleingeld herumliegen lassen – der Hausboy wird sie klauen, aber er darf jede Nacht auf dein Kind aufpassen, das ist ja wertlos.
Der australische Doktor Freeman macht einen Hausbesuch, um Katriina zu untersuchen. Sie ist ein Fisch auf dem Land, der nach Luft schnappt – das neue mtoto im Bauch schafft einen Ballon. Der Doktor geht direkt ins Wohnzimmer und tastet Katriina mit den Händen ab, Jonas sieht zu.
In meinem Ghetto haben die Handwerker eine Decke über dem Raum des Hausmädchens gebaut. Manchmal höre ich sie kommen, dann höre ich ihre Tür noch einmal. Ich denke: Jetzt geht sie hinaus, wo will sie wohl hin? Aber nein. Sie geht gar nicht hinaus. Es ist Jonas, der hereinkommt.
ROSIES FEST
»Lädst du uns bald mal zu einem Fest bei dir ein?«, fragt mich Rosie in der Pause. Glaubt sie etwa, es sei schwierig?
»Ja«, sage ich, »am Samstag.«
»Wirklich?«
»Ich besorge etwas zu essen und importiertes Bier. Wir können auch eine kleine Disco veranstalten«, sage ich. Als ich mit Big Man Ibrahim von der Schule nach Hause gehe, sagt er lachend: »Dieses Mädchen wird dich in große Schwierigkeiten bei deinen wazungu bringen.«
»Sie wollen von Samstag auf Sonntag ins Tanzanite Hotel in Arusha.« Ich organisiere alles. Aus der Speisekammer besorge ich Carlsberg und eine Packung dreieckige Schokolade, Toblerone. Und ich habe eine fast volle Packung von Askos Marlboro, die er irgendwann vergessen hat, als er betrunken war.
Am Samstag fahren die Larssons ins Tanzanite, und ich kaufe auf dem Markt Hühnchen und Gemüse für ein gutes Abendessen.
»Komm, hilf mir beim Kochen«, sage ich zu dem Hausmädchen.
»Du darfst das Haus nicht für deine Freunde benutzen. Wenn du wieder böse zu mir bist, erzähle ich es mama Katriina«, sagt sie.
»Ich habe dir nie etwas getan – außerdem habe ich dir ein Dach gebaut, damit du ganz für dich allein sein kannst.«
» Tsk «, sagt sie. »Du bist gegen mich, nur weil bwana Jonas mich besser leiden kann als dich. Ich erzähle es der mama .«
»Ich könnte mama Katriina auch Geschichten erzählen«, sage ich. Das Hausmädchen ist verwirrt. Glücklicherweise kommt Big Man Ibrahim, der sehr charmant sein kann.
» Eeehhh «, sagt er und schaut sie von oben bis unten an. »Dein Kleid ist sehr schön. Ich hoffe, du tanzt heute Abend mit mir.«
Nechi kommt zusammen mit Vicky – sie ist in der Schule zwei Klassen unter uns, ihr Vater und Nechis großer Bruder sind Lehrer an der Polizeischule. Nechi hilft mir beim Grill, während die Mädchen den Tisch decken und Edson zur Unterhaltung auf Händen läuft.
»Was ist in dem Schuppen?«, fragt Rosies Freundin Claire und zeigt auf die Sauna.
Ich erkläre diese schwedische Aktivität.
»Nackt? Männer und Frauen gemeinsam?« Claire ist ziemlich schockiert. Ich nicke. Big Man Ibrahim schlägt sich auf die Schenkel vor Lachen.
»Sie werden so trocken wie Zweige«, sagt er.
»Hinterher füllen sie Bier nach«, sage ich.
»Aber wieso wollen sie schwitzen?«, fragt Claire.
»Sie sagen, es reinigt den Körper.«
»Aber Schweiß ist schmutzig«, sagt Claire.
»Vielleicht ist es etwas Besonderes für die weiße Haut«, sagt Rosie.
Wir essen die gute Mahlzeit, ich habe ein Carlsberg für jeden Gast. Hinterher serviere ich die besondere dreieckige Toblerone-Schokolade und biete die Packung mit den wunderbaren amerikanischen Marlboro an, während die Musik in High-Fidelity-Qualität für unsere Ohren spielt.
Am späteren Abend landet Ibrahim unter der neuen Zimmerdecke des Hausmädchens – vielleicht zeigt sie ihm
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