Licht (Gone) (German Edition)
kaum noch etwas, denn ihr war Blut in die Augen gespritzt.
Als sie auf superschnell schalten wollte, spürte sie das Versiegen dieser Kraft. Natürlich, das Mädchen mit der Kraft der Geschwindigkeit war ja tot. Sie hatte keine Wahl gehabt: Sie musste es töten. Eine Sekunde später und sie wäre selbst erledigt gewesen.
Gaia wollte losrennen, sah jedoch, dass das graue Steinmonster direkt hinter ihr war. Sie trat mit den Beinen aus und warf sich in die Luft, hob die Schwerkraft auf, um ihren Sinkflug zu verlangsamen, berührte kurz den Boden und hob wieder ab.
Sie verschwand in der Dunkelheit, gefolgt von einem durch die Luft sprühenden Blutbogen.
»Brianna! Nein!«, schluchzte Dekka.
Sie hockte neben dem leblosen Körper und hielt das verbrannte Gesicht in ihren Armen. Das Loch in der Brust blutete nicht einmal.
Briannas Auge war noch offen. In Filmen schlossen die Überlebenden den Toten die Augen, Dekka hatte es hundertmal gesehen, aber sie brachte es nicht über sich. Das hier war Brianna. Sie war nicht weg. Sie durfte einfach nicht tot sein, nicht dieses rotzfreche, witzige und erschreckend mutige Mädchen, das Dekka so sehr liebte.
» Holt Lana her! «, tobte Dekka. »Holt sofort Lana!«
»Wir holen sie«, hörte sie Edilios sanfte Stimme.
Dekka machte sich jedoch nichts vor. Lana konnte die Verletzten heilen, aber nicht die Toten zurück ins Leben holen. Briannas Herz, dieses Herz einer Löwin, war herausgebrannt worden.
Dekka hob den Blick zu Edilio, doch die Tränen strömten mit solcher Macht aus ihren Augen, dass sie ihn kaum sah.
Er kniete sich neben sie und zog sie an sich.
Dekka vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und weinte hemmungslos.
Orc jagte Gaia hinterher. Sie war aber wie vom Erdboden verschluckt und nach einer Weile auch nicht mehr zu hören. Vielleicht hatte sie sich versteckt. Vielleicht war sie auch nur zu schnell.
Jack holte ihn ein. »Wo ist sie hin?«, rief er unter Tränen.
»Ich weiß es nicht.«
Sie standen nebeneinander auf dem dunklen Highway, unschlüssig, was sie jetzt tun sollten, doch noch weniger ertrugen sie die Vorstellung, zurückzukehren und Dekka weinen zu sehen. Neben der Leiche des Mädchens, das sich so oft für sie in die Schlacht geworfen und ihr Leben gerettet hatte.
Alles, nur das nicht.
Sam war wieder bewusstlos geworden. Vielleicht auch nur eingeschlafen. Schwer zu sagen. Und die ganze Zeit über rechnete er damit, die Augen aufzuschlagen und Gaias schadenfrohes Gesicht über sich zu sehen.
Als er erwachte, erblickte er stattdessen Quinn und einen Jungen aus seiner Crew, die ihn gerade hochhoben. Taylor stand etwas abseits, erwiderte seinen Blick und verschwand.
Sam kippte weg.
Als Nächstes vernahm er das Brummen eines Motors, einPlätschern, als befänden sie sich auf dem Wasser. Er schwebte zu nahe am Rande der Ohnmacht, um die Geräusche zuordnen zu können, aber er fand sie beruhigend.
Er kam erst wieder zu sich, als sie ihn auf den Steg im Hafen hievten.
»Astrid?«, sagte er.
»Als ich sie zuletzt sah, ging es ihr gut«, antwortete Quinn.
»Dann ist ja alles gut.«
»Ich wünschte, es wäre so, alter Freund«, sagte Quinn.
Dreiundzwanzig
15 Stunden, 57 Minuten
»Auf welcher Seite stehst du eigentlich, Caine?«, wollte Edilio wissen.
Sie starrten in die Dunkelheit und brachten es nicht über sich, die immer noch bitterlich weinende Dekka von Brianna zu trennen.
Orc war unverrichteter Dinge zurückgekehrt, Jack stand etwas abseits, ein paar Schritte von Brianna entfernt, und betrachtete sie mit tränenüberströmtem Gesicht. Er wagte sich nicht näher heran.
Ihre Beziehung war von Anfang an kompliziert gewesen. Er hatte mit ihr geflirtet und auf seine tollpatschige Art sogar ein paarmal mit ihr rumgeknutscht. Daran hatten aber beide kein echtes Vergnügen gefunden. Brianna war Jack zu impulsiv, und er war ihr zu kopflastig. Er hatte sie sehr gemocht, aber so geliebt wie Dekka hatte er sie nie.
Also stand er nur unbeholfen da, ein stummer, todtrauriger Zeuge.
»Auf welcher Seite ich stehe?«, wiederholte Caine leise. Er klang erschöpft. Geschlagen. Sein Blick lag auf Brianna. »Wir haben einmal Seite an Seite gekämpft. Gegen die Käfer. Sie war unglaublich.«
Edilio räusperte sich ungeduldig. Seine Stimme bebte. »Caine, wir haben keine Zeit. Soweit wir wissen, kann dieses Ungeheuer in fünf Minuten wieder hier sein.«
»Die Wahrheit ist, sie … er … hat mich in der Hand«, sagte Caine. »Er ist stärker
Weitere Kostenlose Bücher