Licht (Gone) (German Edition)
warte, tötet sie mit meinem Licht. Ich muss selbst versuchen, sie zu erledigen.«
Edilio breitete die Hände aus, als wollte er »aber« sagen. Nur gab es kein Aber.
»Die einzige Alternative wäre … na ja, du weißt schon, sie um meine Kraft zu bringen. Vielleicht ist es ja von Vorteil, dass sie mich lebendig braucht.«
Wieder wartete Sam auf Widerspruch, darauf, dass Edilio ihm erklärte, wie falsch es war zu glauben, er müsse sterben, um Gaia zu stoppen. Aber es kam nichts.
»Sie ist stärker als du, Sam«, sagte er stattdessen. »Das ist, als wolltest du gegen dich selbst, Caine, Jack und Dekka gleichzeitig kämpfen.«
»Ich weiß.«
»Sprich mit Astrid darüber.«
»Das hab ich schon.«
»Und? Ist sie mit deiner Märtyrernummer einverstanden? Ich bin es nämlich nicht. Also: Wenn du da rausgehst, dann um zu siegen. Und nicht, weil du denkst, wir hätten was davon, wenn du dabei draufgehst.«
Sam seufzte. »Es ist das Endspiel, mein Freund.«
»Sam …« Aber mehr fiel Edilio nicht ein.
»Tu mir einen Gefallen und pass auf Astrid auf. Lass nicht zu, dass sie mir hinterherkommt. Und sorg dafür, dass ihr nichts zustößt.«
»Was das betrifft, habe ich in letzter Zeit ziemlich versagt«, murmelte Edilio.
»Nein, Mann, das stimmt nicht! Was Roger passiert ist, ist nicht deine Schuld. Dass du ihn verloren hast, ist schlimm genug. Du darfst dir nicht auch noch die Schuld dafür geben.«
Edilio sah ihn dankbar an, wirkte aber nicht überzeugt.
»Hör zu, Edilio. Wenn ich sie nicht aufhalten kann, kommt sie ohne mein Licht. Verstehst du? Sie wird aber immer noch sehr gefährlich sein. Wenn ich früher gegen Caine gekämpft habe, waren die Gegenstände, die er von oben fallen ließ, nie das Gefährlichste, weil ich sie kommen sah. Gefährlich wurde es immer dann, wenn er die Dinge horizontal warf. Dann waren sie viel schneller. Darauf musst du achten, sobald … falls … sie auftaucht.«
Edilio streckte seine Hand aus und Sam nahm sie.
»War ziemlich spannend bis jetzt, findest du nicht?«, sagte Sam mit einem halbherzigen Lächeln.
»Ja, Mann.«
»Sag ihr, es tut mir leid, dass ich mein Versprechen nicht halten kann«, fügte Sam mit bebender Stimme hinzu. »Und dass ich sie liebe.«
Sam ließ sich Zeit. Er wusste, wohin er ging. Es gab keinen Grund zur Eile.
Auf dem Highway fragte er sich, wie oft er diese Strecke schon entlanggelaufen war. Hundertmal, zweihundertmal oder sogar noch häufiger? Jetzt käme er gleich an dem demolierten Ford vorbei und ein Stück weiter vorne lag der umgestürzte Lieferwagen.
Früher oder später würde hier aufgeräumt werden. Die Erwachsenen würden mit Abschleppwagen kommen, blinkend und piepend zurücksetzen und die Hebebühne unter die ramponierten Autos schieben. Vielleicht waren ja noch ein paar Scheiben intakt, aber es waren sicher nicht viele.
Den Reifen war die Luft ausgegangen. Die Benzintanks waren bis auf den letzten Tropfen leer gesaugt.
In manchen Autos waren kleine Babys in ihrem Kindersitz verhungert. Andere Kinder waren ums Leben gekommen, weil die Autos mit hundert Sachen irgendwo gegengekracht waren, als die Fahrer verpufften. Würden die Typen von CSI anrücken und den Tathergang rekonstruieren? Was genau würden sie tun? Die Knochen identifizieren?
Eines Tages würden die Familien zurückkehren und ihre Häuser durchwühlt und geplündert vorfinden, falls diese nicht dem Erdboden gleichgemacht oder in Flammen aufgegangen waren.
Die Leute wären entsetzt über die Zerstörung. Sie würden missbilligend die Köpfe schütteln, weil sie keine Ahnung hatten, was den Kids hier alles widerfahren war.
Die Rückkehrer hätten absolut keine Vorstellung davon, mit welcher Verzweiflung sie hier um ihr Leben gekämpft hatten.
Er ging auf den Brand zu und tauchte in den dichtenQualm ein. Es war wie damals am ersten Tag, als auf der Plaza eines der Häuser brannte und die Hilfeschreie eines kleinen Mädchens herausdrangen. Da sonst niemand Anstalten gemacht hatte, das brennende Haus zu betreten, hatte er es getan und zum ersten Mal eine Grenze überschritten.
»Und von da an ging es nur noch bergab«, sagte er zu sich selbst.
Es war ihre erste Beerdigung auf der Plaza gewesen. Sam hatte Mut bewiesen und versucht, das unbekannte Mädchen zu retten. Und als ihm das nicht gelang, war Edilio derjenige gewesen, der ein Grab ausgehoben und ein Kreuz aufgestellt hatte. Edilio, der immer dann den Dreck wegräumte, wenn Sam versagte. Daran hatte sich
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