Licht (Gone) (German Edition)
bis heute nichts geändert.
Manchen Kämpfen war er aus dem Weg gegangen, anderen hatte er sich gestellt.
Er hatte Caines Aufstieg und Fall erlebt.
Er hatte mit angesehen, wie Mary von inneren und äußeren Dämonen um den Verstand gebracht wurde.
Er hatte zugesehen, wie der kleine Ease von den Würmern gefressen wurde. Er hatte miterlebt, wie sich die Leute die Lunge aus dem Leib husteten. Er hatte voller Schrecken beobachtet, wie die Käfer aus den Körpern ihrer Opfer herausplatzten, nachdem sie sie von innen aufgefressen hatten.
Wie viele waren gestorben? Die Kleine in dem brennenden Haus war nur die Erste von vielen gewesen, die er nicht retten konnte.
Er hatte erlebt, wie die Namenlosen und Unscheinbaren mehr Kraft und Mut bewiesen als die meisten anderen. Dasmochte ein Klischee sein, aber wie sonst sollte er Edilio beschreiben? Den Jungen, den sie nach Honduras abschieben würden, sobald die Barriere fiel. Im Sinne von: Danke für alles, aber jetzt sieh zu, dass du verschwindest.
Er hatte gesehen, wie Quinn mit seiner Angst fertigwurde und in sich Qualitäten entdeckte, die ihn stark machten.
Lana. Allein, was sie durchgemacht hatte.
Dekka. Die furchtlose, leidenschaftliche Dekka, seine rechte Hand, seine Gefährtin im Kampf, die Schwester, die er sich immer gewünscht hatte.
Und Astrid, von Anfang an seiner Seite. Kompliziert, überheblich, klug, manipulativ, schön und voller Leidenschaft. Die Liebe seines Lebens.
Das allein war es wert, dachte er. Sie geliebt zu haben und von ihr geliebt zu werden.
Weiter vorne tauchte ein Pritschenwagen auf der Straße auf. Er hatte keinen Bodenkontakt, sondern schwebte langsam und stetig in seine Richtung und zog eine dichte Rauchschwade hinter sich her. Auf der Pritsche türmten sich Baumstämme und Reifen und Müll, und alles brannte lichterloh. Ein Inferno, das jeden Fahrer bei lebendigem Leib geröstet hätte.
Gaia ging neben dem Wagen. Eine Hand war erhoben. Sie ließ den Laster mit Caines Kraft über den Asphalt schweben.
Als sie stehen blieb, hielt der brennende Laster ebenfalls an. Gaia lächelte.
»Verstehe«, sagte sie. »Du bist bereit zu sterben.«
»Na ja, es war ein kurzes Leben. Dafür aber ein ziemlich gutes.«
»Eigentlich möchte ich dich gar nicht töten.«
»Ich weiß. Aber ich lass dir keine Wahl.«
»Warum bekämpfst du mich, Sam?« Sie musste laut sprechen, um sich über das Tosen des prasselnden Feuers hinweg Gehör zu verschaffen. Als die brennenden Baumstämme ineinanderstürzten, stoben die Funken explosionsartig nach oben und verstreuten sich auf den ausgedörrten Feldern.
»Weil du meine Freunde tötest«, antwortete Sam.
Gaia zuckte die Achseln. »Sie sind eine Gefahr für mich. Ich habe auch ein Recht zu leben. Hat nicht jedes Lebewesen dieses Recht?«
»Ich bin nicht hergekommen, um mich mit dir zu unterhalten.«
»Weißt du, wie viele es von mir gibt?« Gaia hielt einen Finger hoch. »Einen. Ich bin der Erste und Einzige meiner Art. In diesem Universum bin ich einzigartig. Deine Freunde? Von ihnen gibt es Milliarden.«
Sie schob den Laster an und ging weiter.
»Keiner von ihnen ist gleich«, sagte Sam. »Aber das verstehst du nicht.«
»Weißt du überhaupt, was ich bin?«, fragte sie ihn mit einem spöttischen Lächeln. »Ich wurde geschaffen, um Leben zu bringen. Ich war ein Samen, der in die Galaxie entsandt wurde. Erst als ich auf diesem Planeten Wurzeln schlug, ist alles anders gekommen. Ist das etwa meine Schuld?«
Sam ertappte sich dabei, wie er zurückwich. Er wollte sich auf keine Diskussion einlassen. Deshalb war er nicht hier. Er wusste aber auch, wie dieser Kampf ausgehen würde. Und sounmittelbar mit dem eigenen Ende konfrontiert, war es da nicht ganz normal, wenn man noch ein paar Sekunden rausschlagen wollte?
»Du bist ein Mörder. Und Mörder verspielen ihre Rechte.«
»Ha!« Gaia lachte laut auf. »Ihr Menschen tötet natürlich nicht. Ihr schlachtet auch keine anderen Arten ab, um sie zu essen. Oder rottet sie zum Spaß aus. Mach dich doch nicht lächerlich. Was, wenn ich dir sage, du kannst dich mir anschließen? Dass du nicht sterben musst?«
Sie kam näher. Ihre Bewegungen waren sinnlich, selbstbewusst und berechnend. Sie sollten ihn in ihren Bann ziehen.
»Sieh mich an. Ich bin auch menschlich. Das«, sie zeigte auf ihren Körper, »ist menschlich.«
»Was an ihm einst menschlich war, hast du längst kaputt gemacht.« Sam wich immer noch vor ihr zurück.
»Du wirst menschliches Fleisch
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