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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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nach.
    »Ich bin nur alt, meine Jahre sind gezählt, und so ein Fest zehrt an meinen Kräften.«
    »Darf ich Eure Hand halten?«
    Lady Eluis lächelte und reichte ihr die Hand. Levarda legte sie auf ihre linke Handfläche und bedeckte sie mit ihrer rechten. Unendlich sachte ließ sie ihre Energie in Lady Eluis einfließen.
    »Die Gemälde an Euren Wänden sind wunderschön. Woher habt Ihr sie?«, lenkte Levarda die Aufmerksamkeit der alten Dame weg von dem, was mit ihrer Hand geschah.
    »Die habe ich selbst gemalt«, verkündete die Lady stolz.
    Verblüfft sah sich Levarda die Bilder genauer an, die sie von ihrer Position aus sehen konnte. Die Farben strahlten hell und die Darstellungen erschienen so realistisch, dass sie das Gefühl hatte, sich selbst an dem jeweiligen Ort zu befinden.
    Lady Eluis begann ihr von den Orten, die sie dargestellt hatte, zu erzählen. Sie erklärte, dass es früher üblich war, an den Ehrentagen des Gottes Lethos in kleinere Burgen, die rund um die Stadt lagen, auszuschwärmen, beschrieb, wie die Männer jagen konnten, während die Frauen sich mit Spielen vergnügten. Abends habe man gemeinsam gegessen und getanzt oder es kamen Schausteller, die mit ihren Künsten den Hofstaat unterhielten. »Eine herrliche Zeit«, schloss sie ihre Ausführungen ab, »ohne Soldaten, die Frauengemächer bewachen mussten, oder Offizieren, die eine Hofdame durch die Gegend zerrten, damit die Wachen ihr Gesicht kannten und ihr Zutritt zu den ihr zugewiesenen Gemächern gewährten.«
    Bei ihren Worten errötete Levarda.
    »Er hält Euch an einer äußerst kurzen Leine, das ist selbst für Otis‘ Verhältnisse ungewöhnlich. Ich frage mich, woran das liegt.«
    Nachdenklich musterte sie Levarda, die ihren Kopf senkte, um Lady Eluis nicht in die Augen sehen zu müssen, aber die entzog Levarda ihre Hand und zwang sie zum Blickkontakt.
    Levarda spürte, dass ihre Energie bereits die Schwäche der alten Frau vertrieb. Ihr Blick war wach und das Grau aus ihrem Gesicht verschwunden.
    »Wie geht das sonst, wenn neue Hofdamen kommen?«, lenkte Levarda von sich selbst ab.
    Lady Eluis seufzte. »Früher kam eine neue Hofdame, sobald sich eine andere verheiratete. Heute gibt es zwei Tage im Jahr, an denen die Einführung eines Mädchens am Hof stattfindet. Alle Männer der Garde versammeln sich vor der Festung. Das Mädchen steigt aus der Kutsche so wie Ihr und muss die Reihen der Garde entlanggehen.
    Für die meisten jungen Dinger ist das ein furchtbarer Gang, wie Ihr Euch gewiss denken könnt. Vermutlich hat Lord Otis bei all den Vorbereitungen zur Hochzeit vergessen, dass seine Männer Euch nicht kannten. ähnlich fragwürdig ist seine Entscheidung, was Eure Unterbringung betrifft. Ich muss allerdings zugeben, mein Kind, dass ich daran nicht unschuldig bin«, sie atmete tief durch, als müsse sie Kraft sammeln, »aber das war, bevor ich Euch kannte.«
    Levarda lachte spontan auf bei dem ungewöhnlichen Geständnis ihrer neuen Freundin. »Ihr weckt meine Neugierde. Bitte, wieso seid Ihr denn daran schuld?«
    »Er fragte, ob Ihr einen meiner Räume beziehen dürftet, was ich ihm rundheraus verweigerte. Ich war fuchsteufelswild deswegen!«
    Bei der Erinnerung blitzten die Augen von Lady Eluis, ihre Faust hob sich drohend. »Wie konnte er es zulassen, dass ein unschuldiges Mädchen zur Spielfigur in den Ränken der Herrschaftshäuser wird? Er hätte es nicht akzeptieren dürfen, dass Ihr mit Lady Smira reist! Eine weitere unschuldige Seele dem Tod geweiht. Also sagte ich ihm, er könnte Euch auch gleich in den Todesturm stecken. Ich dachte nicht, dass er es wörtlich nimmt.« Zerknirscht sah Lady Eluis Levarda an.
    »Lady Eluis, ich bin keine Spielfigur. Ich habe Euch bereits einmal gesagt, dass ich aus freien Stücken hier bin, im Gegensatz zu Lady Smira, die die Wahl des hohen Lords nicht ablehnen konnte.«
    »Das weiß ich inzwischen, damals wusste ich es nicht. Dennoch finde ich irritierend, was Ihr über Lady Smira und die Wahl des hohen Lords sagt.«
    »Ich kann es auch anders formulieren, wenn es Euch mehr behagt, schließlich ist es eine Ehre, wenn der hohe Lord seine Frau wählt, nur in der heutigen Zeit nicht.«
    Levarda sah, dass Lady Eluis um eine Entscheidung rang. Schließlich sagte sie: »Ich werde Lord Otis mitteilen, dass Ihr in einen meiner Räume umziehen könnt.«
    Sie lachte. »Das braucht Ihr nicht. Mir macht es ja nichts aus, in dem Turmzimmer zu wohnen, im Gegenteil, ich habe einen wunderbaren

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