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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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die Gelegenheit, den Abend an ihrer Seite zu verbringen, anstatt mit dem Geplapper der Hofdamen. Herren und Damen kamen bei Lady Eluis vorbei, und Levarda verfolgte gebannt die Gespräche über frühere Zeiten. Amüsiert bemerkte sie, wie ein älterer Mann sich aufmerksam um Lady Eluis bemühte. Auf ihr Nachfragen erfuhr sie, dass er Witwer war und in der älteren Dame eine zweite Gefährtin für sich erhoffte.
    »Geht tanzen, Kind, Ihr sitzt seit Stunden an meiner Seite, und mir geht es hervorragend. Es ist lange her, dass ich mich so munter fühlte.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe auf der Hochzeit nicht gelogen. Ich kann nicht tanzen.«
    »Unfug! Jedes Mädchen kann tanzen, wenn es den richtigen Partner hat.«
    Ehe sich Levarda wehren konnte, winkte Lady Eluis Sendad heran, der soeben an der Tür vorüberkam.
    »Sendad, tut einer alten Frau den Gefallen und nehmt Lady Levarda mit zum Tanzen.«
    Sendad lächelte ihr zu, verbeugte sich vor ihr. »Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Aber mir nicht!«, rief sie entsetzt aus. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor dem Mund, als ihr klar wurde, wie verletzend ihre Worte geklungen haben mussten.
    Sendad lachte. »Vor Räubern habt Ihr keine Angst, aber vor dem Tanz?«
    »Räubern?«, fragte Lady Eluis verständnislos nach.
    »Hat sie Euch die Geschichte etwa vorenthalten?«
    »Das hat sie allerdings. Setzt Euch zu uns und erzählt.«
    Erleichtert, vorläufig dem Tanzen entronnen zu sein, hoffte Levarda nur, Sendad wäre klug genug, nicht alles zu erwähnen, was passiert war.
    Überrascht stellte sie fest, dass er die Erzählkunst ausgezeichnet beherrschte. Er machte Pausen zur Steigerung der Spannung. Gebannt folgte sie seiner Geschichte, obwohl sie dabei gewesen war.
    Ihre Rolle beim Kampf unterschlug er, schilderte dafür, wie sie seine Wunde versorgte hatte. Allerdings ließ er die Schwere seiner Verletzung völlig unter den Tisch fallen. Die anderen Zuhörer warfen Levarda überraschte Blicke zu.
    »Ihr seid Heilerin?«, fragte eine der Damen.
    »Sendad übertreibt. Wir wohnen weit ab von einer Siedlung, und aus diesem Grunde bestand meine Mutter darauf, dass wir uns in der Verwendung von Kräutern und der Behandlung von Wunden auskennen.«
    Sie log nicht. In ihrem Land galt sie nicht als Heilerin. Nach den Maßstäben in Forran allerdings wäre sie weit mehr als das, soviel stand für sie fest.
    Die Zeit war fortgeschritten. Sendad verabschiedete sich mit einem angedeuteten Handkuss bei Lady Eluis. Bei Levarda berührten seine Lippen ihren Handrücken, wobei seine blauen Augen einen schelmischen Glanz bekamen.
    Gemeinsam mit Lady Eluis verließ Levarda die Feier.
    »Ihr mögt ihn«, stellte die alte Dame fest.
    »Sendad?«, versicherte sie sich, bevor sie Lady Eluis antwortete: »Ja, ich mag ihn.«
    »Er mag Euch auch, ich habe ihn noch nie so gesprächig erlebt wie heute Abend.«
    »Ich weiß, dass er mich mag. Worauf wollt Ihr hinaus, Lady Eluis?«
    »Er würde Euch heiraten.«
    »Zwischen Mögen und Lieben besteht ein Unterschied, das solltet vor allem Ihr wissen.«
    Levarda seufzte. Wie kam es, dass sie diesem leidigen Thema nicht für einen Abend entfliehen konnte?
    »Im Ernst, junge Dame«, sagte Lady Eluis mit Nachdruck, »es könnte Euch das Leben retten. Die Frau eines Offiziers kann vom Rat nicht so einfach zum Tode verurteilt werden.«
    »Ich habe nicht die Absicht, zu heiraten, und bevor Ihr weiter mit mir schimpft – ich habe auch nicht die Absicht, zu sterben.«
    »Manchmal ist es besser, jemanden zu heiraten, der einen mag, als auf den Menschen zu warten, der einen liebt.«
    »Es ist nicht meine Bestimmung, zu heiraten und Kinder zu bekommen, sonst wäre ich nicht hier, sondern in meiner Heimat.«
    Sie hatten die Tür zu den Frauengemächern erreicht, die Soldaten öffneten sie ihnen. Der Weg zu Lady Eluis‘ Räumlichkeiten führte über Levardas Turm. Sie begleitete die Lady bis zu ihrer Tür, bevor sie sich von ihr verabschiedete.
    »Levarda«, rief Lady Eluis ihr nach, »nur aus reiner Neugier: Was, meint Ihr, ist Eure Bestimmung in diesem Leben?«
    Sie sah die alte Dame an, bevor sie antwortete: »Den Menschen eine Zeit des Friedens zu schenken.«
     
    In der Nacht klopfte es an ihrer Tür.
    »Lady Levarda, seid Ihr wach?«, hörte sie die Stimme von Melisana.
    »Ja, ich komme.« Hastig zog sich Levarda den Umhang über das Nachthemd und nahm ihre Tasche mit.
    Lady Smira lag nackt in ihrem Bett ausgestreckt, mit rosig gefärbten

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