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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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dunklen Tentakeln verband. Da, wo ihr Amulett glühte, wich die Dunkelheit zurück und Levarda bekam Zugang zu ihrer Macht.
    »Nehmt ihr das Amulett ab!«, rief dieselbe samtige dunkle Stimme von eben.
    Der Anführer langte nach ihrem Hals.
    Wut brodelte in Levarda hoch. Niemand würde ihr das Amulett wegnehmen. Sie verlagerte ihr Gewicht auf ihre Schultern, stützte sich auf den Mann, der ihr die Hände festhielt. Sie schwang ihre Füße hoch und trat dem Händler mit aller Kraft vor die Brust, dass er vor die nächste Hauswand geschleudert wurde. Der Rückstoß brachte den Mann, der sie hielt, aus dem Gleichgewicht, und gemeinsam stürzten sie zu Boden.
    Eine Hand griff nach ihrem Amulett, erwischte ein Stück ihres Oberteils. Der Stoff zerriss, und der Anblick ihres Dekolletés ließ die Männer für einen Augenblick innehalten.
    Levarda sprang auf die Beine und sprintete los. Sie wusste, eine solche Chance käme kein zweites Mal.
    »Verflucht! Was seid ihr für Idioten! Habt ihr noch nie einen Busen gesehen? Holt sie ein und nehmt ihr das verdammte Amulett ab!«, hörte sie die Stimme ihres unsichtbaren Angreifers hinter sich.
    Sie rannte durch die Gassen. Die Sinne zum Aufspüren ihrer Gegner noch immer von den Tentakeln blockiert, konnte sie dennoch spüren, dass diese an Macht verloren, je weiter sie sich fort bewegte. Sie hörte viele Verfolger, und sie waren so schnell wie sie.
    Ihr Atem ging stoßweise. Mit letzter Kraft erreichte sie den unteren Marktplatz. Einige Händler und Kunden befanden sich noch dort. Hier würden sie es nicht wagen, sie anzugreifen.
    Aber sie irrte sich. Die Menschen wendeten ihr den Rücken zu, packten eilig ihr Zeug zusammen und machten, dass sie vom Platz verschwanden.
    Keuchend blieb Levarda stehen, drehte sich um. Ihre Verfolger näherten sich in einem Halbkreis. Noch waren nicht alle da. Mit einem Wutschrei stürzte sie sich auf die ersten von ihnen, fackelte diesmal nicht lange, sondern schlug kraftvoll zu. Aber auch die Angreifer nahmen sich nicht zurück.
    Sie kämpfte verbissen, teilte Tritte aus, ohne Rücksicht auf Knochenbrüche, die sie hinterließ. Trotzdem musste sie jetzt bald ihre Kräfte anwenden, wenn sie am Leben bleiben wollte, bevor sie die dunklen Tentakel erneut daran hinderten. Im gleichen Moment drang ein anderes Geräusch an ihre Ohren – das Donnern von Pferdehufen.
    Levarda drehte sich um und bekam einen Fausthieb ins Gesicht, der sie von den Füßen hob. Sie fiel zu Boden, rappelte sich auf und sah Sendad auf seinem Pferd vor sich, der ihr die Hand reichte. Sie sprang auf und klammerte sich an seinen Oberkörper, während er in einer gleitenden Bewegung sein Schwert zog und dem Mann, der sie am Bein vom Pferd zu ziehen begann, einen gezielten Hieb versetzte.
    Der Kampf zwischen den Soldaten der Garde und den Angreifern war kurz, aber blutig. Am Ende lagen sieben schwarz gekleidete Gestalten getötet auf dem Marktplatz, darunter der Händler. Der Rest suchte das Weite. Levarda starrte auf das Blut, das sich über den Markplatz ergossen hatte. Ihre Schuld. Ihr Leichtsinn hatte die Männer das Leben gekostet.
    »Habt ihr noch welche lebend fassen können, Nikodis?«
    Sendads Stimme war hart und scharf wie die Klinge seines Schwertes.
    »Nein, sie sind weg, als hätte sich der Boden aufgetan und sie verschluckt.«
    »Verflucht!«
    Sendad schob sein Schwert in die Scheide.
    »Kümmert euch darum, dass die Toten in die Festung gebracht werden, Lord Otis wird sich dafür interessieren.«
    Sendad griff hinter sich und berührte sie. »Alles in Ordnung mit Euch, Lady Levarda?«
    Sie hielt immer noch seinen Oberkörper eng umschlungen und hatte ihre Wange an den rauen Stoff seiner Uniformjacke gedrückt. Durch die Jacke spürte sie die Wärme seines Rückens, ein beruhigendes Gefühl. Sie bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme und ihr Entsetzen über den Tod, der sie umgab, zu bändigen.
    »Ja, Sendad, alles in Ordnung.«
    Er wendete sein Pferd und sprengte im Galopp über den Platz.
    »Was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht?«, fragte er heftig.
    »Nicht viel, sonst wäre das nicht passiert«, gab Levarda müde zurück. Der Schock, von ihrer Energie getrennt gewesen zu sein, steckte ihr in den Knochen.
    »Ihr könnt froh sein, dass Ihr noch am Leben seid. Das waren keine gewöhnlichen Räuber.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie schwach.
    Er parierte sein Pferd durch in den Schritt. Sie hatten den Übergang von der inneren Stadt zur Festung erreicht.
    Levarda

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