Licht und Dunkelheit
durfte in sie eindringen. Sie spürte seine Überraschung, doch bevor er sie zur Rede stellen konnte, ging sie die Treppe hoch.
Prinz Tarkan
L evarda lag mit geschlossenen Augen in dem warmen Wasser. Medan und Rudmer standen vor der Tür zum Badezimmer der Hofdamen. Adrijana hatte frische Kleidung bereitgelegt. Die zerrissene, verdreckte verbrannte sie im Kaminfeuer.
Während die Diener heißes Wasser in die Wanne füllten, hatte sie still auf einem Stuhl gesessen und gewartet, dass sich das Zittern in ihrem Körper legte.
Adrijana hatte sie nur mit großen Augen schweigend angesehen.
Seit Levarda im Wasser lag, war sie allein, und das war gut so. Ihr Amulett leuchtete inzwischen nicht mehr. Mit dem Wasser hatte sie ihre Wunden geheilt. Was blieb, war ihre innere Wunde. So also fühlte es sich an, wenn man ohne Zugriff auf Energien existierte – leer und abgeschnitten von dem, was die Welt umgab. Niemals würde sie so leben können. Eher wollte sie sterben. Tränen rannen über ihre Wangen und sie ließ es geschehen. Sie hatte ihre Kräfte geschont und das Wasser nicht ein weiteres Mal erwärmt.
Seufzend stieg sie aus dem Wasser und schlang ein Tuch um sich.
Adrijana kam herein. »Ich bin froh, dass Ihr besser ausseht«, bemerkte sie.
Levarda gelang ein Lächeln. »Ja, ich auch.«
Das Mädchen half ihr beim Anziehen, bevor Levarda sich auf den Weg in ihre Gemächer begab.
Draußen warteten die beiden Soldaten.
»Mylady, Lord Otis wünscht Euch zu sprechen.«
»Natürlich.«
Sie wollte weitergehen, doch Medan blockierte ihr den Weg.
»In seinen Räumen.«
Levarda zögerte kurz, dann nickte sie.
Sie folgte den Männern durch die offiziellen Gänge in den Teil der Festung, die der hohe Lord bewohnte.
Sendad fing ihr Geleit auf dem Gang ab. »Ihr könnt gehen, ich bringe Lady Levarda zu ihrem Gemahl.«
»Tut mir leid, Sir, aber der ausdrückliche Befehl von Lord Otis lautete, dass wir Lady Levarda nicht aus den Augen lassen. Ihr habt es gehört.«
Sendad runzelte die Stirn und zog sie mit sich. Medan und Rudmer verstanden den Wink und blieben diskret ein wenig zurück.
»Egal, was er von Euch verlangt, egal was er macht, denkt daran, er macht alles nur, weil er Euch liebt.«
»Ist es so schlimm?«
»Schlimmer. Ich habe ihn noch nie so erlebt.«
Sie seufzte tief. Ihr Gemahl war anstrengend, schwierig und kompliziert. Er verlangte, dass sie sich ihm offenbarte, ohne ein Stück von sich selbst preiszugeben. Das dritte Buch von Larisan hatte er ihr nicht gegeben. Obwohl sie sich eingestehen musste, dass sie das Problem verdrängt hatte, in Anbetracht dessen, was es zwischen ihnen zu entdecken galt.
»Ihr habt Euch das selber eingebrockt, vergesst das nicht«, mahnte Sendad.
»In jeder Hinsicht, ich weiß.«
»Keine Sorge, wenn er sich beruhigt hat, ist er Wachs in Euren Händen.«
»Wohl kaum.«
Er hielt vor der Tür inne, sah ihr in die Augen. »Denkt daran, es wird nur für kurze Zeit sein.«
Er öffnete die Tür und Levarda konnte nicht mehr fragen, worauf sich seine Anspielung bezog.
Otis saß hinter dem Schreibtisch. Seine Schultern hingen herab, unterhalb seiner Augen sah sie Ränder – die Folge des Schlafmangels der letzten Tage. Seine Miene spiegelte den Druck, unter dem er stand.
Levarda wollte den Tisch umrunden.
»Nein, bleib, wo du bist«, befahl er streng.
Sie verharrte an der Stelle und fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Dies war der alte Lord Otis, wie sie ihn nur allzu gut kannte.
»Setz dich, wir haben nicht viel Zeit.«
Es klopfte an der Tür und ein Diener kam herein.
»Der hohe Lord lässt fragen, wann Ihr im Sitzungssaal erscheinen werdet.«
»Sag ihm, sie sollen fortfahren. Ich komme, sobald ich fertig bin.«
Die Tür schloss sich.
»Sendad hat mir erzählt, was passiert ist oder besser, was er von dem Vorfall weiß.«
Er unternahm keinen Versuch, in sie einzudringen, wofür Levarda ihm überaus dankbar war. Im Moment fehlte ihr das Vertrauen, irgendetwas an sich heranzulassen.
»Wieso hast du dich im Hafenviertel herumgetrieben?«
»Ich war auf der Suche nach einem Händler.«
»Weshalb?«
»Er hatte einer Frau ein Heilmittel verkauft, das nicht wirkte«, wich sie aus.
»Und deshalb bist du allein auf den Markt zurückgekehrt, obwohl du von Celina erfahren hattest, wie gefährlich es ist?«
»Ich wollte den Händler zur Rede stellen und wusste nicht, ob ich dazu nochmals Gelegenheit haben würde.«
Er sprang auf. »Levarda! Kannst du einmal auf den
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