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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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oder emotional erschüttert war. Selbst Lesward hatte tiefsten Respekt vor Ray, wenn wieder einmal der Wahnsinn die Oberhand über ihn gewann. Damit war er die effektivste und zugleich gefährlichste Waffe des Ordens. Er kam diesem Zustand gerade gefährlich nahe. Ray musste dem ein elegantes Ende setzen. Seine Stöße wurden schneller, drängender, und nur Sekunden später kam Jil erneut. Vermutlich ahnte sie nicht einmal, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie griff nach dem Kissen und schrie aus voller Kehle hinein. Auch Ray spürte, wie sich abermals ein Höhepunkt ankündigte. Sein ganzer Körper zitterte unter dessen Wucht, für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Diesmal ließ die Erschöpfung nicht lange auf sich warten. Sie waren beide schweißgebadet, als sie sich auf das Bett fallen ließen und reglos liegen blieben. Es war vorbei. Er hatte das Schlimmste verhindern können.
    Nur Sekunden später schienen Jils Kräfte zurückgekehrt zu sein. Sie sprang auf und sammelte hastig ihre Kleidungsstücke vom Boden auf. Ray wunderte sich darüber, wie kühl und gelassen sie blieb. Bislang hatte er von Frauen immer einen ausgeprägten Sinn für Romantik erwartet. Sie schlüpfte in einem Rekordtempo, das einem Sedhar zur Ehre gereicht hätte, in Hose und Hemd und setzte sich dann zurück auf die Bettkante.
    »Scheiße«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Das war gut. Aber es war falsch.«
    Ray setzte sich auf und griff ebenfalls nach seiner Hose, die er sich über die Beine streifte. »Ja, das war falsch«, sagte er. Sie hatte ja keine Ahnung, wie gefährlich das gewesen war! »Ein Glück, dass wir jetzt sofort aufbrechen werden, damit ich dir die Erinnerungen nehmen kann«, fügte er hastig an. Und er meinte es ernst. Ray warf ihr einen kritischen Blick von der Seite zu und wartete auf ihre Reaktion. Er bereute seine mangelnde Selbstbeherrschung zweifellos, aber er konnte es nicht ungeschehen machen. Zumindest aber konnte er Jil diese Erinnerung nehmen, das spendete enormen Trost.
    Jil schlüpfte in ihre Schuhe und kämmte sich mit den Fingern durch ihr zerwühltes Haar. »Ja, das wird das Beste sein«, sagte sie mit einem Hauch Wehmut in der Stimme. »Nur irgendwie schade, dass ich mich nie wieder an die heißeste Nummer meines Lebens erinnern werde.« Sie lächelte, aber es reichte nicht bis zu ihren Augen hinauf.
    »Je eher wir es beide vergessen, desto besser. Ich danke dir aber nochmals dafür, dass du mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet hast. Diese Schussverletzung hatte mich stärker geschwächt als erwartet.«
    Jil nickte. »Bist du dir sicher, dass wir jetzt sofort gehen sollten? Es müsste helllichter Tag sein.«
    Ray knöpfte sein Hemd zu und griff nach seinem Ledermantel. Seine Beine fühlten sich immer noch an, als seien keine Muskeln mehr darin. »Ja. Meine Tanks sind randvoll, mir kann die Sonne nichts anhaben. Außerdem wird Lesward mich schon erwarten. Immerhin bin ich von den Toten zurückgekehrt.«
    Ray öffnete langsam die Tür. Kühle Luft schlug ihm entgegen. Erst jetzt merkte er, wie warm und stickig es in seinem Schlafzimmer gewesen war. Auf den Gängen blieb es ruhig. Er winkte Jil zu sich heran. Gemeinsam gingen sie den Weg, den Ray schon einmal mit ihr angetreten war. Doch diesmal würde es das letzte Mal sein. Noch einmal würde sie ihm nicht entkommen. Er bezweifelte auch, dass sie es überhaupt versuchen würde. Schweigend gingen sie nebeneinander her, jeder in seine eigenen düsteren Gedanken versunken.
    Als Ray die große Metalltür auf der anderen Seite der Meerenge in Haven öffnete, schien ihnen die Mittagssonne ins Gesicht. Ray blinzelte. Seine Augen benötigten eine Weile, bis sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Augenblicklich spürte Ray, wie das Sonnenlicht an seinen Kräften zerrte, doch er fühlte sich stark und ausgeruht. Er hatte mindestens zwei Stunden Zeit.
    Ray geleitete Jil in eine kleine Seitenstraße, in der es keine Geschäfte gab. In einem dunklen Hauseingang blieben sie stehen.
    »Es tut mir leid, Jil, aber ich halte es für das Beste, wenn wir uns außer Reichweite des Eingangs nach Varyen befinden, während ich dir das Gedächtnis lösche. Beim letzten Mal bin ich einfach nur zu schwach dazu gewesen«, sagte Ray. In Wahrheit tat es ihm überhaupt nicht leid. Er wäre froh, wenn er dieses Kapitel seines Lebens endlich beendete. Am liebsten hätte er sich selbst jegliche Erinnerung an diese junge Frau genommen, die ihn

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