Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
Genosse der Finsternis. Seiner Stimme war die Wut nur wenig anzumerken. »Du tätest gut daran, Junge, mit dem Abgesandten der Finsternis zu verhandeln. Wenn nicht, dann kann ich Kräfte herbeirufen, die du nicht gern sehen würdest.«
    Es blitzte und grollte am Himmel, ein kurzes, helles Licht fiel auf die dunklen, tosenden Wasser in der Runde, auf den großen Baum, der die winzige Insel krönte, auf die gebeugte Gestalt in der grünen Jacke an ihrem Stamm.
    Will sagte fest: »Sie sind ein Geschöpf der Finsternis. Sie haben sich für den Verrat entschieden. Sie sind ein Nichts. Mit Ihnen werde ich nicht verhandeln.«
    Hawkins Gesicht verzerrte sich, als er ihn voller Bosheit ansah, dann ließ er den Blick über die dunkle, leere Heide schweifen und rief: »Meister!« Dann noch einmal schrill und ärgerlich:
»Meister!«
    Will stand da und wartete ruhig. Am Ufer der Insel hatte er die weiße Stute des Lichts erblickt, kaum vom Schnee zu unterscheiden, die jetzt den Kopf hob, die Luft einsog und kurz schnaubte. Sie blickte zu Will hinüber, als wolle sie ihm etwas sagen; dann drehte sie sich auf der Hinterhand und galoppierte in der Richtung, aus der sie gekommen waren, davon.
    Nun sah Will eine seltsame Erscheinung. Nichts war zu hören, außer dem Rauschen des Flusses, dem leisen Grollen des Gewitters. Was sich in völliger Lautlosigkeit näherte, war eine riesige schwarze Nebelsäule, eine Windhose, die aufrecht in großer Geschwindigkeit zwischen Land und Himmel herangewirbelt kam. Die beiden Enden schienen breit und fest, aber der mittlere Teil schwankte, wurde bald dünner, bald dicker, wiegte sich hin und her wie in einem gespenstischen Tanz. Es war wie ein Loch in der Welt, dieses wirbelnde schwarze Gespenst; ein Stück der ewigen Leere der Finsternis, die hier sichtbar wurde. Während die Nebelsäule sich schwankend und wiegend der Insel näherte, wich Will unwillkürlich zurück; alles in ihm schrie stumm nach Hilfe.
    Die schwarze Säule blieb schwankend vor ihm stehen, bedeckte die ganze Insel. Der wirbelnde Nebel veränderte sich nicht, teilte sich aber, und darin erschien der schwarze Reiter. Der Nebel drehte sich um seine Hände und seinen Kopf. Der Reiter lächelte Will an, ein kaltes, freudloses Lächeln, über dem die schweren Augenbrauen drohend zusammengezogen waren. Er war ganz schwarz gekleidet, aber überraschenderweise waren die Kleider modern; er trug eine schwere schwarze Arbeitsjacke und grobe dunkle Jeans.
    Ohne dass sich sein kaltes Lächeln änderte, rückte er ein wenig zur Seite und aus den schwarzen Nebelwirbeln trat sein Pferd, das große schwarze Tier mit den glühenden Augen, und auf seinem Rücken saß Mary.
    »Hallo, Will«, sagte Mary munter.
    Will sah sie an. »Hallo.«
    »Du hast mich wohl gesucht«, sagte Mary. »Ich hoffe, ihr habt euch keine Sorgen gemacht. Ich habe nur einen kleinen Ritt unternommen, nur ein paar Minuten. Weißt du, als ich Max nachgegangen bin, traf ich Mr. Mitothin. Papa hatte ihn geschickt, mich zu suchen, es war also wohl ganz in Ordnung. Der Ritt war herrlich. Das Pferd ist ganz prima ... und das Wetter ist so schön heute ...«
    Der Donner grollte hinter der sich türmenden grau-schwarzen Wolke. Will war ratlos. Der Reiter, der ihn beobachtete, sagte laut: »Hier ist noch ein Stück Zucker für das Pferd, Mary. Es verdient es doch, nicht wahr?« Und er hielt ihr seine leere Hand hin.
    »Oh, danke«, sagte Mary eifrig. Sie beugte sich über den Hals des Pferdes und nahm den nicht vorhandenen Zucker von der Hand des Reiters. Dann hielt sie dem Hengst die offene Hand hin und dieser leckte kurz daran. Mary strahlte: »Da!«, sagte sie. »Schmeckt das gut?«
    Der schwarze Reiter sah Will an, sein Lächeln vertiefte sich ein wenig.
    Er öffnete spöttisch seine Hand und Will sah darin eine kleine weiße Dose. Sie war aus milchigem Glas und auf dem Deckel waren Runenzeichen eingraviert.
    »Hier habe ich sie, Uralter«, sagte der Reiter mit leiser, triumphierender Stimme. »Gefangen durch die Zeichen des alten Zaubers von Lir, der vor langer Zeit auf einen Ring eingraviert wurde und dann verloren ging. Du hättest dir den Ring deiner Mutter genauer anschauen sollen, du und dieser naive Handwerker, dein Vater; und Lyon, dein nachlässiger Meister ... Nachlässig ... Mit diesem Spruch habe ich deine Schwester unter Totemzauber gebunden und dich auch. Du hast keine Macht, sie zu retten. Schau!«
    Er ließ den Deckel der Dose aufspringen und Will sah darin ein

Weitere Kostenlose Bücher