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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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fließen. Die Muskeln über dem Kiefer spannten sich an und Jolina widerstand dem Drang nur schwer, ihre Hand an seine Wange zu legen. Schließlich hob er den Kopf, hob die Hörner weiter in den Regen, schloss die Augen und atmete langsam durch.
    Die Halbgöttin tat es ihm gleich, ignorierte die Anspannung zwischen ihren Beinen und ging an ihm vorbei, weiter bergaufwärts, wohl wissend, dass sich der rote Seidenstoff ihrer Hose an die Rundung ihres Gesäßes geschmiegt hatte. Sollte er nur hinsehen!
    „Ich würde dir ja meine Jacke anbieten“, dröhnte sein Bass hinter ihr her, „aber ich tu´s nicht.“
    Sie ging weiter und konnte seinen Blick beinahe wie eine Berührung fühlen. Vermutlich war es nicht die beste Idee, einem ausgehungerten Sator den Hintern zuzudrehen. Doch gleichzeitig genoss Jolina das nervöse Sticheln in ihrer Brust.
    Mit einem Ächzen fiel der erste Baum hinter ihr um, erschütterte den Waldboden und ihr Herz. Sie schmunzelte und ging mit wackeligen Beinen weiter, bemüht, nicht zurückzuschauen, aus Angst, sein Anblick könnte ihr die Besinnung rauben. Ein zweiter Baum folgte. Jolina zwang sich, weiter nach vorn zu sehen. Auf dem steinigen Pfad bildeten sich kleine Bäche, die bergab huschten. Sie näherte sich der Kuppe. Am Horizont gab es nur schwarze Wolken und vom Himmel zuckende Blitze. Und als sie oben angekommen war, blieb sie unwillkürlich stehen und ließ die Aussicht auf sich wirken.
    Zu ihren Füßen lag das Reich der Satoren – ein unheilvolles Tal, über dem niemals die Sonnen aufzugehen schienen. Eingekeilt von einem Meer aus Bergen wirkte die Stadt wie ein schwarzes Loch, das alles verschluckte. Jolina erkannte alte Steingemäuer, feurige Lichtquellen und einen mächtigen Palast in der Mitte dieser riesigen Anlage. Die Stadt war von einer mehrschichtigen Mauer umgeben, auf der sich sechs Wachtürme verteilten. Die Halbgöttin konnte sich nicht vorstellen, dass die Hüter dieser Türme einen Tötungsbefehl für unerwünschte Besucher besaßen, aber sicher fühlte sie sich auch nicht.
    Neben ihr tauchte ein wild schnaufender Daman auf, der stur geradeaus starrte. Sein Shirt war von Holzspänen gezeichnet, genauso wie sein nasses Haar. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, dass er seine überschüssige Lust an hilflosen Bäumen abreagierte, empfand es als übertrieben und fühlte sich andererseits geschmeichelt.
    „Du solltest mir nicht den Rücken zukehren“, gab er drohend von sich, ohne sie anzusehen.
    Sie hob ihre Hand, wollte seinen Arm berühren, doch er hielt sie auf, packte ihr Handgelenk mit einer Kraft, dass ihr die Luft wegblieb.
    „Du täuschst dich, wenn du denkst, dass ich harmlos bin!“, spie er aus. „Meine Rücksichtnahme steht kurz davor, ihre Grenze zu erreichen, also spiel gefälligst nicht mit mir!“
    Sie sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an, unfähig, etwas zu erwidern.
    Daman ließ sie abrupt wieder los und zuckte zurück. Ein Ausdruck von Resignation huschte über sein Gesicht. Er wandte sich von ihr ab und stapfte den Berg hinunter.
    Die Halbgöttin sah ihm nach.
    Spielte sie tatsächlich mit ihm?
    Sie wusste es nicht. Sie konnte ja nicht einmal ihre eigenen Gefühle und körperlichen Reaktionen einordnen. Wie sollte sie dann wissen, was bei ihm Ernst und was Geplänkel war?
    „Behauptest du etwa, dir würde dieses Spiel nicht gefallen?“, rief sie ihm hoch erhobenen Hauptes hinterher.
    Der Sator blieb stehen – eine riesige, dunkle Gestalt im finstersten Tal Enûmas. „Ich behaupte, du verkraftest das Echos dieses Spiels nicht!“, knurrte er über seine Schulter.
    „Nun, dann belehre ich dich gern eines Besseren.“
    Er drehte sich um und verengte die silberfarbenen Augen zu Schlitzen. „Fordere mich nicht heraus!“
    „Vergiss nicht, dass du einer Göttin gegenüberstehst!“
    „Halbgöttin!“, spie er belustigt aus.
    Jolina wurde wütend. Sie hatte seine Arroganz für eine Masche gehalten, doch scheinbar war er tatsächlich derart überzeugt von seinen Kräften. „Fordere du mich nicht heraus, Sator!“
    Ein gefährliches Grinsen erhellte sein schwarzes Gesicht, während der Regen an seinen glatten Hörnern hinabperlte. „Vielleicht sollte die Halbgöttin wissen, dass Satoren es schätzen, wenn sich ihre Gespielin zur Wehr setzt.“
    Hitze schoss ihr ins Gesicht. Bilder rauschten durch ihren Verstand. Bilder, die ihr zeigten, wie ein schwarzer Körper im Schein des Feuers von ihr Besitz ergriff. In riesigen

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