Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)
Weg auf unsere Insel, um nach Eurem Bruder zu sehen? Wie … liebenswürdig von Euch“, lächelte er mit einem vielsagenden Blick.
Jolina ignorierte es. Er konnte denken, was er wollte.
„So bin ich eben“, erwiderte sie mit einem Augenzwinkern.
Can verneigte sich erneut. „Bitte folgt mir.“ Er scherte nach links und ging einen mit Säulen gerahmten Gang entlang. Die Halbgöttin drehte sich noch einmal zum Wasserbecken um. Der Hornträger war verschwunden. Stattdessen hockte dort eine Nihr, die sich die Lippen leckte, während ihr Liebhaber mit der Zunge Kreise auf ihren Brüsten malte und mit drei Fingern immer wieder in sie hineinstieß.
Jolina spürte die Röte in ihrem Gesicht, schluckte und lief Can hinterher.
Als sie ihn eingeholt hatte, schmunzelte er hörbar. „Noch nichts gefunden, was Euch gefällt?“
„Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier.“
Can drehte sich zu ihr um. „Was für eine Verschwendung.“ Er blieb im Durchgang zum nächsten Raum stehen und deutete ihr vorzugehen.
Jolina ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken und schritt erhobenen Hauptes an ihm vorbei, wobei ihr der würzige, fast betäubende Geruch, den er ausstrahlte, nicht entging.
Die Halle hatte ein offenes Dach, wodurch man die Aussicht auf den Himmel und die drei roten Monde genoss. Doch der Raum selbst blieb weitgehend dunkel, wurde nur durch ein paar Kerzen erhellt. Die Halbgöttin konnte ein leises Flüstern vernehmen, unterdrücktes Gelächter und nasse Haut aufeinander klatschen hören. Aber sehen konnte sie absolut gar nichts, obwohl sie aufgrund der Entfernung der Geräusche vermutete, dass mindestens ein Dutzend Augenpaare auf sie gerichtet war.
Can trat neben sie. „Nicht so schüchtern, Liebes. Oder soll ich vielleicht vorausgehen?“
„Ich wäre Euch verbunden“, gestand Jolina und fühlte sich in die Enge gedrängt.
Der Nihr ging an ihr vorbei und war sogleich in der Dunkelheit verschwunden.
Fantastisch! Das hatte ja prima geklappt.
Jolina vertraute ihrem Gehör und versuchte, ihm zu folgen. Nur wenige Schritte später stieß sie mit einem nackten Körper zusammen, stammelte eine Entschuldigung und bekam eine Gänsehaut, als ihr eine tiefe Männerstimme ins rechte Ohr flüsterte, was er gern mit ihr tun würde. Sie schluckte und ging weiter, fühlte sich wie ausgeliefert. Doch die Halbgöttin würde Can diesen Sieg nicht gönnen. Sie würde nicht nach ihm rufen wie ein verängstigtes Kind, würde keine der Hände fort schlagen, die ihren Körper überall streiften, und schon gar nicht in Panik verfallen.
Plötzlich versiegten sämtliche Annäherungsversuche und eine warme, große Hand schob sich zwischen die Finger ihrer rechten. Die zweite legte sich an ihren linken Oberarm. Jolina wurde abgeschirmt. Ein kurzes Knurren hinter ihr genügte, um die anderen fernzuhalten. Sie wusste nicht, wer ihr half. Aber seine Berührung nahm ihr die Unsicherheit und schenkte dieser Situation eine fremdartige Vertrautheit. Langsam ging sie vorwärts, fühlte sich mit der Wärme im Rücken beschützt. Und wie von selbst festigte sie ihren Griff um die warme Hand.
Von Can war keine Spur. Niemand redete ein Wort, das Gelächter war verstummt und auch das eindeutige Klatschen konnte Jolina nicht mehr vernehmen. Zurück blieb nur der feste Griff des Fremden.
Sie durchschritten einen Vorhang, doch die Dunkelheit blieb. Jolina wurde nach rechts gelenkt, ein zweiter Vorhang folgte. Dann blieb der Fremde hinter ihr stehen. Sie waren allein. Dessen war sie sich sicher, denn ihr Herz begann augenblicklich zu rasen. Viel zu bewusst nahm Jolina den großen Körper hinter sich wahr, die Enge des Raumes und ihrer beider Atem, der sich gleichzeitig beschleunigte.
Heiße Luft berührte ihr rechtes Ohr. „Verzeih mein Verhalten vorhin. Du hast wahrlich Besseres verdient. Wenn du geradeaus weitergehst, findest du Elias.“ Die tiefe Stimme entfernte sich, auch seine Hände wollten sich lösen, doch Jolina hielt sie fest. Sie verstand nicht, warum sie dies tat. Vielleicht war es die Dunkelheit, vielleicht die Aufrichtigkeit, mit der er sich entschuldigt hatte, vielleicht auch einfach nur ihr inneres Verlangen, das sich in diesem Moment zu einem Höhepunkt steigerte.
Sie folgte diesem neuen Gefühl, drehte sich um und zog die fremde Hand an ihren Rücken, berührte seine Wange und – küsste ihn.
Ein Seufzer entfuhr ihr. Die Lippen, die den ihren begegneten, glühten. Der Griff an Jolinas Rücken wurde stärker. Sein
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