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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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einladend wirkten. Seine Augen waren wieder schwarz, ohne erkennbare Pupille, was mindestens genauso faszinierend aussah wie das strahlende Weiß.
    Alles, was sich im Wasser befand, blieb durch den Dampf verborgen. Vielleicht besser so. Je länger sie ihn betrachtete, desto mehr verschwand die Angst vor seiner und auch ihrer Nacktheit.
    „Du warst über eine Stunde weggetreten. Deswegen musste ich dich im Wasser festhalten.“
    Oh Gott! Und er hatte sie auch noch berührt. Wie von selbst fing die Unterseite ihres linken Oberschenkels an zu kribbeln, ebenso die Haut links von ihren Brüsten, als ob sie seine Hände jetzt noch spüren könnte.
    „Und … wie bin ich hier reingekommen?“ Eine dämliche Frage.
    Ju zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe dich ausgezogen und getragen“, sagte er, als ob das ganz normal wäre, doch das kurze Aufblitzen in seinen Augen verriet ihn. Er senkte den Blick. Plötzlich schien ihm die Situation unangenehm zu sein.
    „Dankeschön.“
    Ju schaute auf, schien verwundert über ihre Worte. „Danke mir nicht. Es war meine Unachtsamkeit, die dich in Gefahr brachte.“
    „Also, ganz allein warst du daran nun auch nicht Schuld!“ Elín ließ ihre Hände zur Seite gleiten und legte sie unter ihren Hintern, um das Scheuern der Kieselsteine abzumildern. „Immerhin … habe ich den Kuss ja erwidert.“
    „Ja“, stimmte er heiser zu, „das hast du.“ Sein Kiefer spannte sich an.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Bis vor kurzem waren sie Fremde gewesen und jetzt brachte allein sein Blick ihren Körper völlig zum Durchdrehen.
    Was geschehen war, ängstigte sie und warf tausend Fragen in ihrem Kopf auf. Aber alles, was sie sich momentan wünschte, war erneut in seine Arme zu sinken. Sich in dieser Kraft zu verstecken. Was angesichts ihrer unbekleideten Leiber nicht gerade die klügste Idee war. Und wenn sie ihm nicht körperlich nahe sein konnte, dann wenigstens gedanklich.
    „Erzähl mir was von dir, Ju“, bat sie. „Irgendetwas.“
    „Da gibt es nicht viel.“
    „Das kann nicht dein Ernst sein! Du führst ein mir komplett fremdes Leben, da wird es doch etwas geben, das du mir erzählen könntest. Bitte.“
    Er schaute in die Ferne, in den Himmel und schwieg eine ganze Weile. Dann hob er plötzlich seinen rechten Arm aus dem Wasser und zeigte aufwärts. „Siehst du diesen Stern? Er leuchtet beinahe golden.“
    Elín folgte seinem ausgestreckten Finger, doch einen goldenen Stern konnte sie nicht sehen.
    „Er strahlt heller als alle anderen“, setzte Ju fort und sah sie an.
    Sie kniff die Augen zusammen und nickte, auch wenn sie nicht wusste, welchen er meinte. Doch Elín bekam das Gefühl, sie würde ihn enttäuschen, wenn sie den Stern nicht sah.
    „Dieses Licht gehört … Diriri. Sie … ist gestorben. Vor kurzem. Weil sie jemand anderem geholfen hat, wurde entschieden, dass sie dafür mit ihrem Leben bezahlen musste.“
    Seine Stimme hatte einen fernen Klang angenommen und obwohl Elín seinen Worten nicht ganz folgen konnte, traute sie sich nicht nachzufragen.
    „Ich kannte sie seit meiner Kindheit. Wir sind im selben Dorf aufgewachsen, doch nachdem ich nach China verkauft und in den kaiserlichen Hof integriert wurde, hatten wir den Kontakt verloren. Bis ich sie vor hundertdreißig Jahren wiedergefunden habe.“
    Ju drehte sich zu ihr herum und betrachtete sie.
    Es klang wie ein Märchen, doch er schien es ernst zu meinen und Elín würde seine Geschichte nicht in Frage stellen. „Hast du sie geliebt?“
    „Nein. Nicht, wie du es meinst. Sie war meine beste Freundin und wie eine Schwester für mich. Doch sie selbst hat in unserer … Beziehung mehr gesehen. Und ich habe es ihr zum Vorwurf gemacht, weil ich damit nicht umgehen konnte.“ Er sah in den Himmel hinauf. „Ich glaube, ich war ungefähr neun Jahre alt. Mein Vater peitschte mich mit einem dünnen Bambusrohr aus, weil ich mir von unserem Essensvorrat heimlich ein Stück Brot genommen hatte. Er ließ mich am Waldrand liegen. Das hat er immer so gemacht. Den Weg zurück nach Haus musste ich allein bewältigen, doch dieses Mal waren meine Verletzungen so schlimm, dass ich nicht einmal aufstehen konnte. Kurz vor Anbruch der Nacht hörte ich Schritte hinter mir. Leichte Schritte, nicht zu vergleichen mit denen meines Vaters. Diriri keuchte, als sie mich sah. Ich weiß noch genau, wie sich ihre dunklen Augen mit Tränen füllten. Sie besorgte Tücher und eine Salbe von ihrer Großmutter und versorgte mich. Drei

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