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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Frau.
    „Mein Name ist Jolina, Tochter der Göttin Ishtar“, setzte sie fort. „Und du träumst gerade, liebe Elín.“
    Woher kannte sie ihren Namen? Wobei, wenn das ihr Traum war, musste Jolina ihrer Einbildung entstammen.
    „Nicht ganz, Schwesterherz. Ich habe ein wenig Einfluss auf deine Träume. Betrachte das hier als ein Treffen, das tatsächlich stattfindet. Und ich dachte, es würde dir Freude bereiten, deine Heimat kennenzulernen.“ Sie deutete mit ihrer grazilen Hand auf die Landschaft im Hintergrund.
    Zwischen riesigen Bäumen ragten imposante Sandsteingebäude auf, wie es sie wohl nur im alten Rom gegeben hat.
    Doch mit all den Verzierungen und farbenprächtigen Mosaiken an den Außenwänden erhielt das Stadtbild eine orientalische Note.
    „Enûma – das Götterreich, wovon du nun Teil bist.“
    „Ich?“
    Jolina senkte ihre blonden Augenbrauen, das Lächeln verschwand. „Du weißt es nicht mehr, richtig?“
    Elín schüttelte den Kopf.
    „Schließe deine Augen, ich zeige es dir.“
    Wollte sie das wirklich sehen? Sie musste. Elín schloss die Augen und spürte Jolinas warme Hand an ihrer Wange.
    Sie befürchtete einen Ansturm von grausamen Bildern, von Gewalt und Tod. Doch die Erinnerungen kehrten einer warmen Brise gleich zurück in ihren Geist. Vorsichtig. Und Schritt für Schritt
    Sie war gestorben. An jenem Tag im Winter war Elín mit Vinkona gestürzt und gestorben. Verblutet. Erfroren. Was auch immer zuerst eingetreten war. Eigenartigerweise jagte ihr das in diesem Moment keine Angst mehr ein. Vielleicht war es auch Jolinas Berührung, die sie tröstete.
    Vinkona trabte ängstlich davon, wahrscheinlich nach Hause, aufs Gestüt ihrer Eltern. Und Elíns Bewusstsein versank in Dunkelheit, mit jedem Tropfen Blut, das aus ihrem Kopf in den Schnee sickerte.
    Sie wachte in totalem Licht auf. Der Himmel? Sehen konnte sie nichts außer weißen Wänden aus Nebel, die alles zu verschlucken schienen. Aber … ein Schatten störte das Bild. In einiger Entfernung stand jemand. Ein Mann? Elín konnte nur dunkle Umrisse erkennen.
    Er setzte sich in Bewegung und kam auf sie zu. Seine Erscheinung wurde mit jedem Schritt heller, passte sich der Umgebung an. Ein langer, hellgrauer Mantel umspannte den athletischen Körper. Darunter lugten weiße Stiefel hervor, die trotz der Farbe kein bisschen freundlich wirkten. Die Hände hatte der Fremde hinter dem Rücken verschränkt. Seine Haut schimmerte kühl, als bestünde sie aus Marmor, und die eingefrorenen Gesichtszüge unterstrichen diesen Eindruck. In den hellen Augen funkelte ein eiserner Wille.
    Er musste Elín ihren Schock ansehen, doch er tat nichts, um dem entgegenzuwirken.
    „Steh auf!“, befahl er in markerschütterndem Tonfall.
    Elín hatte gar nicht bemerkt, dass sie noch lag. Doch als sie versuchte, sich zu erheben, fiel ihr auf, dass sie gar keinen Körper mehr besaß. Wie zum Teufel konnte sie ohne Körper an der Erde liegen?
    Ihr Gegenüber verengte die silberfarbenen Augen. „Dummes Weib! Zur Fortbewegung benötigst du keinen Körper!“
    Elín wollte ihm eine deftige Antwort entgegenschleudern. Doch ihre Stimme blieb stumm. Natürlich. Wie auch sprechen ohne Stimmbänder? Doch das würde sie nicht daran hindern, ihm ihre Meinung zu geigen.
    Pass auf, was du sagst, du Horst! Aufgeblasener Lackaffe!
    Seine Mimik versteinerte noch mehr. „Ich hoffe, du verendest. Solch ein Gör wie dich kann niemand gebrauchen!“, spie er aus und verschwand einfach so, als hätte der Nebel ihn verschluckt.
    Noch bevor Elín zu irgendeiner Reaktion fähig gewesen wäre, wurde sie von einem heftigen Sturm ergriffen. Sie fiel. Stürzte. Schlug mit dem Rücken gegen etwas Hartes. Und fiel weiter. Fühlte sich wie in einem Tornado gefangen, der mit ihr machte, was er wollte. Und landete schließlich in weichem Schnee.
    Der Aufprall war überraschend sanft und die Kälte der weißen Pracht störte Elín nicht. Im Gegenteil. Die Flocken, die vom Himmel auf ihr Gesicht fielen, fühlten sich im Kontrast zum Sturz wie eine Liebkosung an.
    Um sie herum herrschte Frieden.
    Und totale Stille.
    Bis sie ein Knurren vernahm.
    Elín drehte den Kopf und erblickte ihn – den gehörnten Löwen.
    Hier also hatte sie ihn gesehen.
    Er senkte den riesigen Kopf und betrachtete sie aus schmalen, weiß glühenden Augen. Die beiden massiven Hörner waren genau auf sie gerichtet. Würde er sie angreifen?
    Elín spürte einen eigenartigen Drang in sich. Sie wollte kämpfen. Wollte

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