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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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drehte sich in seinen Armen um und schaute zu ihm auf. Müde schwarze Augen blinzelten sie aus halbgeschlossenen Lidern an. Die Zeichnung seiner wunderschönen Bestie hatte sich auf seine Brust verschoben, thronte genau über dem menschlichen Herzen.
    „Wieso bewegt sich mein Bild nicht?“, fragte sie.
    „Das ist bei jedem anders“, murmelte er, schloss die Augen wieder und malte mit seiner rauen Hand kleine Kreise auf ihren Rücken.
    „Ich dachte …“ Elín brach ab und überlegte, was sie sagen wollte. „Was bedeutet es, wenn der Körper anfängt zu glühen und diese goldenen Funken ausstößt?“
    Ju versteifte sich. „Nichts weiter“, sagte er, ohne sie anzusehen.
    „Mhm. Und ich hatte geglaubt … ich hätte dich geheilt.“
    Plötzlich riss er die Augen auf, stützte sich auf seinen Ellenbogen und blickte sie mit zusammengezogen Brauen an. „Was hast du gerade gesagt?“
    „Ach. Nur Blödsinn. Komm wieder her“, bat sie, wollte ihn berühren, doch er hielt ihre Hand fest, war auf einmal todernst. „Was –?“
    „Wie kommst du darauf, dass du mich geheilt hättest?“
    „Ich …“ Sie starrte ihn an. Von der Zärtlichkeit, mit der er sie eben gestreichelt hatte, war nichts mehr übrig. Und Elín hatte keinen Schimmer, was gerade passierte. „Als du im Sterben lagst, … hat mein Körper angefangen zu leuchten. Wie bei dir – vorhin. Und ich hatte das Gefühl, dass ich dir damit … helfe. Was ja Blödsinn ist, wie du grad gesagt hast. Aber ich bin danach so tierisch müde geworden, dass ich geglaubt habe, ich hätte dich irgendwie geheilt.“ In Jus Gesicht regte sich kein einziger Muskel. Er blickte auf sie hinab. Kälte erfasste ihren Körper, ließ sie frösteln. „Was ist denn nur los? Warum ist das auf einmal so wichtig?“
    Er presste die Lippen aufeinander und biss die Zähne zusammen. An seinem Hals trat plötzlich die Pulsader hervor. Sein ganzer Körper war angespannt. Jede Sehne zeigte sich.
    Er machte ihr Angst.
    „Ju?“
    Der Akkadier schloss die Augen, atmete langsam ein und löste sich in glitzernden Nebel auf, bis nichts mehr von ihm zu sehen war. Zwei kleine Funken fielen auf die schwarze Bettwäsche und verschwanden.
    „Ju?“ Elín zog die Decke an ihren Körper, sah sich hilflos in dem Zimmer um und bekam eine schreckliche Ahnung. Er hatte sie verlassen. Ju war fort. Hatte ihr gerade bewiesen, dass er über die sogenannte Fähigkeit der Teleportation verfügte. Etwas anderes konnte es nicht sein. Er war aus freien Stücken gegangen, aus Gründen, die Elín nicht kannte.
    Wie ich es weissagte, sprach Naham.
    „Halt den Mund!“, murmelte Elín mit einer ihr fremden Stimme.
    Sie versuchte zu ordnen und zu deuten, was in ihr vorging. Doch da war nichts. Ju hatte sie einmal zu viel enttäuscht und zurückgewiesen. Sie würde weder weinen noch nach ihm rufen. Wenn er der Meinung war, Elín nach dem, was sie in den letzten Tagen zusammen erlebt hatten, einfach so unwissend zurückzulassen, sollte er doch. Sie würde daran nicht zugrunde gehen. „Was für ein Arschloch!“
    Hinter ihr begann etwas zu rattern. Sie fuhr herum. Die Rollläden erhoben sich und gaben die Fenster und den Blick nach draußen wieder frei. Elín stand vom Bett auf und tapste hinüber. Sie schaute nach draußen auf die winterliche Landschaft und nahm doch nichts von dem wahr. Die Akkadia hasste es, sich derart verloren zu fühlen. Sie wollte endlich wieder ein Zuhause haben. Sie wollte … eine Familie.
    Aber vorerst bräuchte sie etwas zum Anziehen. Weg mit euch, befahl sie ihren Gedanken. „Ich kann euch nicht gebrauchen.“
    Elín ging zurück zum Bett, wickelte sich in eine der schwarzen Seidendecken und schlich auf nackten Sohlen zur Tür. Die verschwitzten Sachen, die sie in Island getragen hatte, wollte sie nie wieder anziehen. Sie würde sie verbrennen, ganz feierlich. Wie man das tat, wenn man sich von etwas verabschiedete.
    Vorsichtig drückte sie die goldene Klinke nach unten und öffnete die knarrende Tür. Auf dem Flur herrschte Stille. Elín verließ das Zimmer, hielt die Bettdecke mit beiden Händen fest und folgte dem schmalen Flur in Richtung Treppe.
    Sie war schön, diese Burg. Doch Elín könnte hier niemals wohnen. Kombiniert mit den modernen Möbeln würde dieses mittelalterliche Ambiente bestimmt in jeder ‚Schöner Wohnen‘ Zeitschrift als Highlight gelten. Doch Elín brauchte Freiheit. Eine kleine Holzhütte mit einem Kamin genügten ihr. Wichtig war, dass sich außen um

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