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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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beobachtete, wie die Diagnosegeräte sich langsam über die gesamte Länge ihres Körpers bewegten, Aufnahmen von ihren inneren Organen machten und gleichzeitig ihr Nervensystem grafisch darstellten.
    »Ich nehme an, dass es auf diesem Schiff keinen richtigen Arzt gibt, oder doch?«
    Corso gab ihr keine Antwort; stattdessen begab er sich zu dem Pult und dem Stuhl, wo normalerweise eine Krankenschwester saß. Sich an der Stuhllehne festhaltend, prüfte er die Analysen, die die Computer der Krankenstation mittlerweile erstellt hatten.
    »Okay, Dakota.« Er wandte sich ihr zu und sah sie an. »Ich finde, die Zeit ist reif für ein Gespräch. Was meintest du, als du sagtest, du hättest dein Schiff zerstört, um dich zu befreien?«
    »Ich sagte dir bereits, dass ich noch nicht bereit bin …«
    »Quatsch! Du willst nicht darüber reden, das ist der wahre Grund. Was du machst, ist mir weitestgehend egal, aber ich verlange eine Erklärung. Ich verdiene eine Erklärung.« Er nickte in Richtung der beiden belegten Med-Boxen. »Diese Männer wären jetzt nicht da drin, wenn sie nicht an das geglaubt hätten, was wir während der letzten paar Jahre zu erreichen versucht haben. Als wir diese Fregatte enterten, gab es Tote. Die meisten dieser Opfer waren keine schlechten Menschen, Dakota, sie taten nur ihre Pflicht, und dafür bezahlten sie mit ihrem Leben. Und jetzt komm du mir bitte nicht mit solchem Scheiß, du seist noch nicht bereit zu reden.«
    Dakota merkte, dass ihre Augenwinkel feucht wurden, und sie blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. »Ich sagte dir, dass
sich furchtbar viel verändert hat, nachdem die Weisen mich von den Toten wiederauferstehen ließen.«
    »Was genau hat sich geändert.«
    »Nun ja, jetzt bestimmt das Schiff der Weisen, wohin wir fliegen, und nicht mehr ich. Seit meiner Wiederbelebung habe ich nichts mehr zu sagen. Die Schiffe haben mich neu erschaffen, ich bin quasi ihr Erzeugnis, und das macht mich zu einem Bestandteil von ihnen. Aber ich bin ihnen immer noch nützlich, ob ich es will oder nicht.«
    »Und du hast beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Du musst wissen, dass die Schiffe der Weisen unwiderruflich darauf programmiert sind, Technologiehorte zu entdecken und zu vernichten und das Wesen aufzuspüren, welches diese Schatztruhen herstellte. Dieses Wesen kennen wir unter der Bezeichnung ›Der Schöpfer‹, richtig?«
    Corso nickte.
    »Eine definitive Programmierung, Lucas. Das heißt, dass die Suche nach dem Schöpfer für die Schiffe der Weisen höchste Priorität hat; sie ist ihnen sogar noch wichtiger, als den Kommandos ihrer Navigatoren zu gehorchen.«
    »Dann wurden die Schiffe auch von ihren ursprünglichen Navigatoren nicht wirklich kontrolliert?«
    »Etwas komplizierter ist es schon. Die ersten Navigatoren wurden eigens für diese Aufgabe erschaffen, und deshalb verfolgten sie dasselbe obsessive Ziel wie ihre Schiffe – es konnte nie einen Interessenkonflikt geben. Aber sie wurden samt und sonders ausgelöscht, und als wir dann in Erscheinung traten, verbesserte sich die Situation nicht etwa, sondern unsere Anwesenheit stürzte die Schiffe der Weisen in einen Konflikt. Einerseits sind sie darauf programmiert, unsere Befehle auszuführen, doch ihre vorrangige Weisung lautet, jeden Technologiehort zu ermitteln und zu zerstören und letzten Endes den Schöpfer zu finden.«
    »Und auf welche Weise können die Schiffe den Konflikt lösen?«
    »Sie versuchen, ihre menschlichen Navigatoren zu verändern, sie in etwas umzuformen, das mit ihrer eigenen Mission kompatibler ist. Aber es klappt nicht. Ihre Bemühungen haben zur Folge, dass sie den Geist der Navigatoren völlig zerstören, sie gewissermaßen dement machen. Manche haben noch Glück und tragen lediglich einen Gehirnschaden davon, der zwar irreversibel ist, ihnen aber noch etwas von ihrem Verstand lässt.«
    »Jesus und Buddha!«, ächzte Corso. »Sprichst du von der Taucherkrankheit?«
    Es erklang ein leiser elektronischer Glockenton; die Diagnoseinstrumente zogen sich sirrend wieder zur Decke hoch und verstummten. Dakota setzte sich aufrecht hin und schlang die Hände um ihre Knie.
    Corso streifte Lamoureaux’ Med-Box mit einem flüchtigen Blick, dann sah er Dakota schockiert an. »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass die Schiffe der Weisen unsere Navigatoren in etwas Nichtmenschliches verwandeln wollen?«
    »Der Händler sagte mir einmal, er würde mich nicht länger als einen Menschen betrachten.

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