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Lichtspur

Lichtspur

Titel: Lichtspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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umgebracht«, sagte McCuen, seine Stimme nur noch ein kratziges Flüstern. »Ich habe ihr nicht geglaubt. Ich habe nicht geglaubt, dass Sie es tun würden.«
    Li schüttelte den Kopf. Ihr? Wovon redete er?
    Bella kam um die Ecke, bevor sie ihn fragen konnte. Sie sah den hingestürzten Wachmann, gab einen Würgelaut von sich, blieb stehen und wich zurück, eine Hand vor den Mund gepresst.
    »Geh den Stollen hoch und warte auf mich«, sagte Li zu ihr. »Du bist hier nur im Weg.« Und ich will nicht, dass du das hier siehst. Ich will, dass es niemand sieht.
    Bella wollte etwas sagen. Doch dann löste sich ihr Blick von Li. Sie drehte sich um und ging den Stollen hinauf, ließ Li und McCuen allein.
    Sie starrten einander an. Sein Verrat und ihr Wissen, dass er sie verraten hatte, hingen zwischen ihnen in der Luft. Er machte eine Bewegung, nur eine leichte Anspannung seiner Knöchel.
    Sie stürzte sich auf ihn, hoffte immer noch, sie könnte ihn lautlos überwältigen und nicht ihre drei anderen Verfolger alarmieren. Sie täuschte mit dem Messer einen Stoß in McCuens Gesicht an, und wie sie erwartet hatte, riss er den linken Arm hoch, um sie abzuwehren. Er hielt die Waffe dabei mehr oder weniger auf sie gerichtet, aber er verlor Zeit. Und in diesem Moment griff Li nach oben, umschloss mit der Linken sein Handgelenk und brach es.
    Er schrie. Die Waffe feuerte einen unkontrollierten Schuss in die Decke ab, fiel ihm aus der Hand und schlitterte in der Dunkelheit über den Schieferboden. Li hörte, wie sie hinter ihr zu liegen kam, fixierte die Stelle in ihrem
Festspeicher und startete eine Subroutine, die ihre genaue Lage feststellte, damit sie sie bei Bedarf an sich bringen konnte.
    Sie fluchte über ihre eigene Langsamkeit. Dieser eine Schuss konnte Kintz auf sie aufmerksam machen, bevor sie McCuen erledigt hatte. Und selbst wenn nicht, hatte sie nicht mehr das Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Jetzt wussten ihre Verfolger, dass sie ihnen auf den Fersen war.
    Sie verdrängte ihren Ärger, um sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. McCuen war angeschlagen. Nicht nur wegen des Versagens seiner internen Wetware und des gebrochenen Handgelenks, sondern auch weil Li ihre Maske zurückschieben und zumindest für ein paar Sekunden frei atmen konnte, während er weiter mühsam Luft durch das sperrige Mundstück einsaugen musste. Außerdem hatte er noch nie gegen sie gekämpft. Nicht ernsthaft. Er hatte keine Ahnung, womit er es zu tun hatte.
    Vierzig Sekunden nach Beginn des Kampfes gelang ihr ein sauberer Tritt, und McCuens Bein brach mit einem hässlichen Knirschen, das ihr verriet, dass sie ihr Ziel getroffen hatte. Sie war über ihm, bevor er auf dem Boden aufschlug, und drückte ihm mit Daumen und Zeigefinger die Luftröhre zu.
    Sie hob ihre Messerhand vor sein Gesicht, schnitt ihm die Infrarotbrille runter und machte ihn damit blind. Dann hockte sie sich mit gespreizten Beinen auf ihn, direkt in die Magengrube, während sie mit den Stiefelsohlen sicheren Halt fand. Als sie es tat, ging ihr flüchtig das Bild durch den Kopf, wie Voyt das Gleiche mit Sharifi getan hatte, und es drehte ihr den Magen um.
    »Wen hat Haas geschickt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Keine Spielchen, Brian.« Sie grub die Finger unter seine Luftröhre und drückte zu. »Wen hat er geschickt? Kintz?
Ist er derjenigen, der Mirce ohne jeden Grund die Kehle durchgeschnitten hat? Sie haben ja nette Freunde.«
    Er würgte. Sie ließ ein bisschen nach – gerade so viel, dass er sprechen konnte.
    »Ich habe nicht gewusst, dass sie Mirce umbringen wollten«, sagte er, als er wieder atmen konnte. »Ich hätte nie …« Er schluckte, und sein Adamsapfel hüpfte. »Es ist nicht so, wie Sie denken.«
    »Oh? Wie denn? Was hat Haas Ihnen bezahlt?«
    McCuen verzog wütend das Gesicht. »Niemand bezahlt mich.«
    »Dann reden Sie mit mir.«
    McCuen machte ein Gesicht wie jemand, der einem Verhör standhalten wollte. Ein kleiner Junge, der Cowboys und Cybercops spielte. Li hätte vor Frustration schreien können.
    »Ich habe keine Zeit für so was«, sagte sie. Sie hielt ihr Messer an McCuens Beatmer-Zufuhr und zog die dünne Röhre straff.
    »Mein Gott, nein!«, winselte er. Er geriet in Panik, ein in die Enge getriebenes Tier, das ganz auf Instinkt und Adrenalin zurückgeworfen war. Sie spürte das Zucken seiner Beine, als ob sein Kleinhirn glaubte, dass es mit Keramstahl verstärkte Muskeln überwältigen, fest verdrahtete

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