Liebe ahoi
Tränen, sondern von einer schlaflosen Nacht, in der sie abwechselnd über ihre Lage nachgegrübelt und zugehört hatte, wie Piers unruhig durch die Kabine gelaufen war. Schlaflosigkeit schien in dieser Nacht das Thema gewesen zu sein. Aber egal, die Erklärung mit den Tränen kam ihr gerade recht. Mitleid und Sorge waren genau das, was sie jetzt brauchte.
»David, ich halte es nicht mehr aus. Ich kann es einfach nicht mehr ertragen, noch einen einzigen Tag mit ihm verheiratet zu sein.«
»Das tut mit leid, Darling«, sagte er mit weicher Stimme. Darling. So hatte er sie immer genannt, als sie verheiratet gewesen waren.
Er schwieg wieder und wartete, dass sie ihm noch mehr erzählte.
»Weißt du, an dem Tag, als ich dir gesagt habe, ich würde mich gern von Piers scheiden lassen und mir einen neuen Mann suchen, war ich nicht ganz ehrlich zu dir.«
Er sah sie mit Recht verständnislos an. »Das heißt, du willst dich doch nicht von ihm scheiden lassen?«
»Doch. Aber ich möchte nicht mit jemand Neuem zusammen sein.«
Fassungslos sah sie, wie er sich zurückfallen ließ und laut lachte. »Mona, du kannst nicht allein sein, das ist unmöglich. So bist du nicht gestrickt. Ich habe nie eine erotischere, klügere Frau erlebt, und du brauchst eine Beziehung, um jeden Tag an diese Qualitäten erinnert zu werden. So bist du nun mal.«
Gut. Er hatte also gerade bestätigt, dass sie die erotischste, klügste Frau war, die er kannte. Guter Anfang. Jetzt musste sie nur noch den Rest hinbekommen.
»Ich weiß. Aber ehrlich gesagt ist mir die Vorstellung, noch einmal von vorn anzufangen, ein Graus. Ich weiß, was ich will – den richtigen Mann, der mich auf jedem Gebiet erfüllt, der mich fasziniert und der mir ähnlich ist.«
Sie vergewisserte sich, dass er ihr genau zuhörte. Ja, er starrte sie unverwandt an. Also weiter. Rücken gerade, Brust raus, Kinn nach vorn gereckt.
»David, der einzige Mann, mit dem ich zusammen sein will, bist du. Ich will keinen anderen. Du bist nicht glücklich mit Sarah, und ich bin nicht glücklich mit Piers. Ich bin sicher, dass das nur daran liegt, dass wir zwei zusammengehören. Es gibt kein besseres Team als dich und mich, das weißt du ganz genau. Ganz tief in deinem Innern weißt du das, David.«
Nichts geschah. Gefühlte Stunden saß er nur da und schaute mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin. Gerade, als sie seine Vitalfunktionen überprüfen wollte, beugte er sich endlich vor, nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände und küsste sie glücklich und erleichtert.
Um genau zu sein, geschah der letzte Teil nur in ihrer Fantasie.
In Wirklichkeit seufzte er tief, als er endlich aus seiner Erstarrung erwachte. »O Mona, das ist nicht gut. Ganz und gar nicht gut.«
Es ist gut! Es ist nicht nur gut, es ist sogar großartig!, hätte sie am liebsten gebrüllt.
Ihr Magen verkrampfte sich, und eine schreckliche Vorahnung überkam sie. Nein. Das konnte er nicht. Wenn er sie jetzt abwies, war ihr Leben zu Ende. Kein David. Kein Job. Keine Glaubwürdigkeit. Keine Zukunft.
»Mona. Ich liebe dich …«
Sie spürte die drohende Last des Abers, das nun folgen würde.
»… aber wir gehören nicht zusammen, außer im Verlag. Es gibt keine andere Frau … nein, keine andere Person, mit der ich lieber arbeite als mit dir. Aber privat haben wir unterschiedliche Vorstellungen vom Leben.«
»Nein, das haben wir nicht«, rief sie verzweifelt.
Im selben Moment war sie sauer auf sich selbst. Sie würde einen Mann nicht um seine Liebe anflehen. Keinen Mann, auch David nicht.
»Haben wir doch«, sagte er fast ein wenig bedauernd. »In den letzten Monaten ist mir klar geworden, dass das Verhältnis zwischen Job und Privatleben bei mir überhaupt nicht stimmt. Ich werde in Zukunft weniger arbeiten. Und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Und wenn ich abends nach Hause komme, möchte ich nicht mehr über aktuelle Ereignisse diskutieren oder mich sonst wie geistig beschäftigen. Ich möchte mich entspannen. Die Kinder sehen. Mit Lawrence und Lavinia spielen. Lesen. Musik hören. Ich habe das alles in der letzten Zeit viel zu sehr vernachlässigt, und das muss sich unbedingt ändern. Wir gehören nicht zusammen, Mona. Ich möchte mit dir zusammen arbeiten, bis ich endgültig Schluss mache. Im Job sind wir gut, aber nicht unter einem gemeinsamen privaten Dach.«
Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, was er nur tat, wenn er super gestresst war. Anschließend beugte er sich zu ihr und berührte
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