Liebe auf Arabisch
es schien in phosphoreszierenden Blasen aus ihrer Kehle emporzusteigen, eine wahre Fontäne der Lust und des Wohlgefallens …
Ich musste den Begriff noch einmal erläutern: Ein Abonnement bedeutete, sich ein- oder zweimal pro Monat von einem Ausländer besteigen zu lassen, eigentlich ist es genauso simpel wie putzen zu gehen, nur eben weniger anstrengend und besser bezahlt.
Diese Praxis verblüffte meine Freundinnen vom Golf. Sie fragten sich, wie man es fertigbringen konnte, alle göttlichen Gesetze auf einmal zu brechen: unehelicher
Sex, für Geld, und obendrein auch noch mit einem Ausländer. Während die Einstellung meiner Cousine eine leichte Verstimmung auf Salmas Gesicht hinterließ, sah Farah eher amüsiert aus und Joumana versteinert. Mir wurde klar, dass diese Frauen aufgrund ihrer Wut und ihren Frustrationen die weibliche Hinterlist nicht als etwas Verabscheuungswürdiges, sondern vielmehr als eine Notwendigkeit erachteten. Die jahrhundertealte Logik der Unterwerfung ließ den Frauen gegenüber den Gesetzen der Männer nur eine einzige Handlungsmöglichkeit: sie zu umgehen. Das müsste selbst Gott einsehen. Ihre List war insofern nachvollziehbar, und je mehr man die Frauen isolierte, desto größer war ihr Einfallsreichtum.
So entdeckte ich Tag für Tag, dass in diesem Land, in dem alles in Gut und Böse aufgeteilt wurde, die wirklich wichtigen Dinge jenseits dieser Kategorien stattfanden und Gott dazu diente, die Fassade der Keuschheit aufrechtzuerhalten, die umso zerbrechlicher war, desto mehr sie auf die heimlichen Sünden schließen ließ, die sich hinter ihr abspielten.
Mit der Zeit wurden die Geschichten von Nora für meine Freundinnen zu einem wahren Suchtmittel. Meine Cousine erlebte das, wovon die Saudierinnen im tiefsten Inneren träumten. Nora wurde zu ihrer Heldin, so wie die Stars ihrer Lieblingsserien im Fernsehen. Mit dem Vorteil, dass man sie kennenlernen konnte.
»Mädels, ich würde vorschlagen, dass wir Nora zu einer Pilgerfahrt einladen.«
Das war die Gelegenheit, die Abenteurerin selbst mit lebhafter Stimme aus ihrem bewegten Leben erzählen zu lassen. Ich ging jede Wette ein, dass dies meiner Cousine ebenfalls gefallen würde. Nicht, dass ihr nicht auch
an ihrer religiösen Pflicht gelegen war. Doch wie für so viele Muslime diente auch ihr die Reise nach Mekka eher als Vorwand, um in Arabien nach Herzenslaune zu shoppen und zu flirten, als die Kaaba zu umrunden. »Möge Gott die Sünderinnen strafen!«, hätte meine Großmutter gewettert.
Ein aufschlussreicher Krankenaufenthalt
Ich hatte großes Glück, dass sich der Schmerz ankündigte, während ich bei Joumana saß. Durch eine schlimme Blinddarmentzündung lernte ich das volle Ausmaß saudischer Gastfreundschaft kennen. Meine Freundinnen sprangen alle gleichzeitig auf, als wären sie eine Person und setzten alles daran, mich so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen, das eigentlich ausschließlich Saudi-Arabern vorbehalten und äußerst modern ausgestattet war. Joumana gab vor, ich sei ihre Nichte, ihr Wort genügte, und die Krankenschwester am Empfang war nicht so vermessen ihr zu widersprechen. Das Krankenhauspersonal war ausschließlich weiblich und bestand aus einer Anästhesistin und einer ägyptischen Ärztin namens Katy.
Vierundzwanzig Stunden später standen meine Freundinnen mit versammelter Mannschaft, inklusive Anstandswauwau, zu meiner Entlassung bereit, Farahs Sohn Rachid hatte sie begleitet.
Joumana schwor, mich erst nach der OP gehen zu lassen. Also blieb ich in den nächsten zwei Tagen bei ihr und lernte zum ersten Mal ihren Ehemann kennen. Ich lag von Kopf bis Fuß verhüllt im Salon, als Abdallah von seiner Mutter angekündigt wurde. Mit einer Hand auf dem Herzen wünschte er mir gute Besserung und machte kehrt. Ich hatte kaum Zeit, seine durchschnittliche Größe zu bemerken, seine glatten Haare und seinen westlichen Anzug.
Am folgenden Nachmittag fiel Joumana zu meiner Unterhaltung nichts Besseres ein, als Soussou kommen zu lassen. Alle waren der Meinung, damit wäre Ablenkung garantiert.
Wie alle Nachbarn aus dem Viertel wusste ich, dass einzig Joumana es sich erlauben konnte, einen nicht mit ihr verwandten Mann einzuladen. Allerdings wusste jeder um Soussous Homosexualität, sie war seine Eintrittskarte zu den Frauen. Obwohl er sich damit strafbar machte, konnte man nicht umhin, den jungen Mann zu mögen, und seine besonders feminine Art führte ihn zu den Frauen wie ein Eunuch aus
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