Liebe auf Arabisch
unseres Königreiches hing davon ab. Und Salmas Zukunft auch.
Amulette und Aphrodisiaka
Einfach war es nicht. Ich musste mich an die Megären unseres Viertels wenden – Nora wies mir den Weg – denen ich eine Kufiya und ein Foto von Mahmoud gab, die Salma mir mitgegeben hatte. Die einzige Voraussetzung, um jemanden mit einem Zauber zu belegen oder ihn davon zu befreien, um sein Schicksal zu weissagen oder ihm den richtigen Trank zusammenzubrauen, war ein Gegenstand, der ihm gehörte.
Meine Cousine Nora hatte vorgeschlagen, der von ihr auserwählten Zaubertruppe, die aus zwei uralten ehemaligen Putzfrauen bestand, ein Visum für Arabien und die Hälfte der Pilgerfahrtskosten anzubieten. Sie suchten in allen Winkeln unserer Vorstadt, dann in nahe gelegenen anderen Vorstädten, bevor ihre Suche sie an die südöstliche Landesgrenze, nicht weit von Mauretanien, führte. Sie hatten eine bekannte Sahhara aufgetrieben, eine gewisse Zineb, von der behauptet wurde, sie sei mit einem Wesen aus dem Jenseits verheiratet, der Quelle ihrer Heilmittel und Formeln, die jedem Übel gewachsen waren. Angeblich hatte sie schon die Größen des Landes unter ihrem bescheidenen Dach empfangen, selbst der Name Jacques Chirac fiel.
Nora, die sich um die finanzielle Entschädigung des reisenden Trios kümmerte, drückte einem Kollegen von Royal Air Maroc ein Paket für mich in die Hand, in dem sich zwei Amulette befanden, von denen eines mit weißem
Pulver gefüllt war. Er hatte es tief in seinem Rollkoffer vergraben und gehofft, dass der Zoll es nicht mit Drogen verwechseln würde. Außerdem befanden sich in dem Paket ein kleiner Beutel mit Körnern und eine handgeschriebene Bedienungsanleitung: »Täglich als Getränk zu reichen. Hierzu die schwarzen Körner bei Sonnenaufgang auf einem Kohleofen kochen. Restliches Pulver aus dem Amulett hinzufügen und das leere Amulett unter das Kopfkissen des Ehemannes legen.«
Der Erlös der Perlenkette reichte bei weitem für die Bezahlung. Nora gab mir sogar noch ein Bündel Geldscheine zurück, als ich einen Monat später zu Hause in Casa war. Doch sie verlangte, dass nur ihr allein die Reise nach Arabien bezahlt würde, sie würde vor Scham im Boden versinken, wenn sie dort mit zwei analphabetischen Schleuh-Berberinnen im Schlepptau ankommen würde … Sie wollte gerne meine Freundinnen kennenlernen und ein paar Dinge kaufen. Die ehrbaren Möglichkeiten, sich über das Grab des Propheten zu beugen und die Kaaba zu umrunden, erwähnte sie nicht. Die weltlichen Angelegenheiten gingen vor.
Vor dem Abschied drückte ich meiner Mutter das Bündel Scheine in die Hand – Ali wird sie dir in einer Wechselstube in Dirhams umtauschen –, ich verteilte Kopftücher an meine Nichten und Cousinen, die bei diesen Anlässen in einer solchen Vielzahl kamen, wie sie Haare auf dem Kopf hatten, und die so anhänglich waren wie Schmusekätzchen, auch wenn sie hinter meinem Rücken die Stirn runzelten und Andeutungen über die Art, wie ich mein Geld verdiente, machten. Ich gab ihnen Räucherstäbchen mit arabischem Moschus für meine alten Tanten und ließ für Großmutter einige Fläschchen Zamzam zurück, das ihr Gesundheit und Segen bringen sollte.
Als ich an diesem Tag meiner ältesten Schwester das goldene Armband gab, um das sie mich gebeten hatte, fiel mir ihre traurige Miene auf. Später sprach ich unsere Mutter darauf an.
»Deine Schwester ist mit ihrem Latein am Ende.«
»Warum?«
Sie zögerte.
»Aber Maman, ich bin erwachsen, du kannst mir alles erzählen!« Ich war sicher, dass sie mich ins Vertrauen ziehen würde, nicht wegen meines Alter – als Single spielt dein Alter keine Rolle, du hast keinen Zugang zu Sexgesprächen – , sondern aufgrund des Geldes, das ich nun für die Familie nach Hause brachte. Dies brachte mir einen neuen Platz in der Hierarchie ein, den ich weder durch meinen Beziehungsstatus noch durch mein Geburtsdatum hätte erreichen können.
»Jetzt kommen schon die Nachbarinnen an, um darüber zu reden. Sie sagen mir: ›Öffne die Augen, diese arme Sana! Sobald sie das Haus verlässt, treibt ihr Mann es mit einer anderen.‹«
Durch meinen frisch erworbenen Doktortitel in Sachen Frauenangelegenheiten fühlte ich mich dazu berufen, einen Beitrag zur Lösung dieses Problems beizusteuern.
»Sie müsste ihre Taktik ändern, ihm drohen …«
»Das hat sie doch schon längst. Sie hat ihn offen damit konfrontiert, und weißt du, wie er reagiert hat? Geschlagen hat er sie. Also
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