Liebe auf Arabisch
hat sie ihn geohrfeigt. Du siehst also, dass deine Schwester gerade die Hölle durchmacht. Selbst ihre beiden Kleinen bekommen Schläge ab, wenn sie ihrer Maman helfen wollen.«
Ich küsste meine Mutter zum Abschied, als Sana völlig außer Atem zurückkam. Sie hielt mir ein goldenes Namensarmband hin.
»Das habe ich in der Tasche meines Mannes gefunden. Ich möchte, dass du es verkaufst, und auch das Armband, das du mir eben geschenkt hast. Ich brauche Geld, um die Schulausbildung meiner Kinder zu finanzieren.«
Zurück bei meinen Freundinnen in Dschidda hatte noch nichts den Liebes-Turbo von Mahmoud angeschmissen, und während wir darauf warteten, dass die magische Wirkung einsetzte, mussten wir eine schnellere Notlösung finden, zumal Salmas Ehemann nun getrennte Schlafzimmer wollte. Für seine Ehefrau bedeutete dies die schlimmste Erniedrigung überhaupt. Nicht nur würde diese Maßnahme ihr Sexleben ein für alle Mal beenden; wenn die Familie etwas bemerkte, würden sie daraus folgern, dass Salma bereits »fertig« war. Eine alte Fregatte, die auf den Tod wartete.
»Mahmoud sieht von Tag zu Tag niedergeschlagener aus. Er kommt mit hängendem Kopf nach Hause und schläft sofort ein, wenn er die Kleinen geküsst und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben hat, obwohl er doch in der Blüte des Lebens steht.«
Ich schlug Salma ein Aphrodisiakum vor. Und eines Tages kam ich aus Marokko mit einem Koffer voller Cremes, Pillen, Körnern und allen möglichen Libido-Lieferanten wieder, die selbst Joumana ihrem Ehemann unterjubeln wollte.
Vor den Augen meiner Freundinnen präsentierte ich sämtliches Wissen meines Landes in Sachen Sex, als handle es sich um ein Gesundheitszeugnis oder die guten Referenzen eines Kandidaten beim Bewerbungsgespräch.
Wir saßen um das Köfferchen herum, aus dem ich nun nach und nach jedes Mittelchen holte und sie über die Bestandteile und die Anwendung informierte. Mit ihnen
ließ sich jedes noch so müde Gemächt wecken, das hatte mir Nora geschworen. Ich zeigte ihnen Lamsakhen (basierend auf der Rinde von Muskatnüssen), Ashanouje (Schwarzkümmel) in Form von Honig, Ingwer, vorzugsweise mit einem Igel zu kochen, Sellou, eine mit Mandeln und Sesam gefüllte Torte, und nicht zu vergessen sind Kümmel und Pfeffer, die man großzügig auf die Mahlzeit streuen sollte.
Ich beobachtete die Neugier der Frauen, ihren Wunsch, ihrer Freundin und auch ihren eigenen Zweierbeziehungen auf die Sprünge zu helfen. Doch wenn ihnen auch daran lag, den Appetit ihrer Ehemänner zu schüren, so dachte keine von ihnen an den eigenen Hunger. Mal abgesehen von Farah. Und so fragte ich mich an jenem Tag, ob meine Freundinnen jenseits von ihren Fantasien ihre eigenen Wünsche kannten, ihre eigene Lust.
Jungfernhäutchen und Anstandswauwaus
Während es bei mir karrieretechnisch wunderbar lief und eine Beförderung auch mehr Lohn mit sich brachte, brauten sich dunkle Wolken am Horizont meiner arabischen Freundinnen zusammen. Nach Salmas ungewollter Flaute im Bett und Sohas bewusster Sex-Verweigerung, mit der sie künftige Liebeserklärungen erzwingen wollte, kam es nun noch dicker.
Farah verärgerte uns zunehmend mit ihrem Jean aus dem Netz, als das Drama schließlich seinen Lauf nahm. Sie musste ihre Pläne für ein Treffen auf Korsika unverzüglich aufgeben, da Iqbal ihr die schlimmste Überraschung ihres Lebens bescherte – die uns selbstverständlich alle betraf.
»Eine wahre Katastrophe«, murmelte Farah an jenem Tag, als sie, geführt von dem Dienstmädchen Aya, Joumanas Haus betrat.
Zum ersten Mal las ich in Farahs Gesicht eine tiefe Beunruhigung, entgleiste Mimik und einen fiebrigen Blick.
»Iqbal«, sagte sie, nachdem das Dienstmädchen sich entfernt hatte.
Ich dachte an das junge Mädchen, sie hatte in den letzten Monaten äußerst fröhlich gewirkt, wie ein Vögelchen hatte sie gezwitschert, sich in jedem der großen Spiegel im Salon ausgiebig bewundert, sie hatte schmatzende Küsse an uns verteilt, bevor ihre Lippen wieder an ihrem Handy klebten. So sah Liebe aus.
Salma, Soha und ich verloren kein Wort darüber, als wäre Iqbals Geheimnis einzig und allein ihrer Tante Joumana und ihrer angeheirateten Cousine Farah vorbehalten. Die starke Solidarität der Saudierinnen untereinander schien sich einzig in ihrer Schwäche gegenüber den Männern zu spiegeln.
»Was ist denn los?«
»Hat es jemand herausbekommen?«
»Sie hat das Unwiderrufliche begangen.«
Um jeden Preis mussten wir
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