Liebe auf Arabisch
unser Wille, dem Arabischen ein Wort für unseren Genuss zu entlocken. Ich wettete, dass es mir gelingen würde.
Eine Umfrage unter meinen zweisprachigen Freunden führte zu nichts, so dass ich mich an meine maghrebinischen Kollegen wandte, bevor ich auch Nora mit ins Boot holte und ihr auftrug, sich unter den Cracks ihrer Uni umzuhören. Natürlich lockte ich, wie immer, mit reichlicher Belohnung. Wenn ich ihr weiterhin so eifrig Lohn
für ihre Mühen versprach, würde ich ihr bald das gesamte saudische Königreich schulden!
Wir waren noch immer in unser Gespräch über das Liebesvokabular vertieft, als sich Joumanas Schwiegermutter zu uns gesellte. Es überraschte mich nicht, dass sie bereits von unserem Thema Wind bekommen hatte.
»Es gab eine Zeit, da waren die Araber die größten Poeten in Sachen Sex. Heute sind sie diesbezüglich so verklemmt, dass die ganze Welt an ihrer Manneskraft zweifelt! Und wisst ihr was?«, fügte sie hinzu. »Früher sprachen sie sogar in Predigten über Sex. Eine Frau konnte sich beschweren, wenn auf ihre Lust keine Rücksicht genommen wurde. Und wenn ein Ehemann sie zu ungewollten Praktiken zwang, dann ging sie vor den Kadi und warf ihm ihre Pantoffeln verkehrt herum vor die Füße, um wortlos zu zeigen, dass man ihr gegen ihren Willen Analverkehr aufgezwungen hatte.«
Ein solches Wort aus dem Mund der alten Dame ließ uns die Luft anhalten. Sie lächelte, bevor sie mit den Worten schloss:
»Der Tag, an dem es euch gelingt, die Männer wie Sexobjekte zu betrachten, wird der Tag sein, an dem ihr endlich an euch selbst denkt.«
Dann erhob sie sich und ging zum Gebet.
Tabus und Grenzüberschreitugen
Joumanas Ehemann war in den Palast beordert worden. Unsere Freudin erzaählte es uns, sobald das Dienstmäd-chen uns den Rücken zugewendet hatte.
»Das muss unter uns bleiben.«
»Vor deinem Personal kannst du eh nichts geheim halten, die wissen alles, Schätzchen.«
»Geborene Spione!«, bekräftigte Soha, die vor ihrem Dienstmädchen aus Eritrea auf der Hut war, seit sie es verdächtigte, ihrem Mann schöne Augen zu machen.
»Sei nicht ungerecht gegenüber deinem Personal«, erwiderte Farah. »Du hast dir so viel Mühe gegeben, die hässlichsten Bewerberinnen der ganzen Welt für deinen Haushalt zu finden, von ihnen hast du keine Zwietracht zu befürchten.«
Mir schwante eine neuerliche Endlosdiskussion über die Haushaltshilfen und so fragte ich Joumana schnell:
»Und warum muss er da hin?«
Anscheinend hätte ich den Grund kennen müssen, denn nun sahen mich alle schräg an. Doch noch kannte ich nicht alle Gepflogenheiten des Königreiches, so dass Soha sich dazu herabließ, mir zu erklären:
»Letzte Woche hatte Joumana sich den Frauen angeschlossen, die für die Fahrerlaubnis für Frauen demonstrierten. Und Abdallah bekommt jetzt die Quittung dafür. «
Plötzlich erinnerte ich mich, dass wir uns erst kürzlich
über die Dummheit der Männer unterhalten hatten. Joumana, die uns für einen Moment verlassen hatte, war auf einmal mit ihrem Laptop unter dem Arm aufgetaucht und hatte uns beschimpft:
»Hört auf mit eurem idiotischen Geplapper, merkt ihr denn nicht, dass sich überall sonst die Frauen emanzipieren? Helft mir lieber, das hier Korrektur zu lesen.«
Wir hatten ihr nicht allzu viel Beachtung geschenkt, auch sie selbst hatte nicht insistiert und so hatten wir das Gespräch weitergeführt. Sie hatte an den Slogans für die Demo gefeilt.
Noch am gleichen Tag erklärte Salma, die Gefallen an dem Dessousgeschäft gefunden hatte, sie wolle einen Brief an die Machthaber verfassen, in dem sie darum bat, dass die männlichen Verkäufer durch Verkäuferinnen ersetzt würden.
Was für eine Ironie! Während Joumana dafür auf die Straße ging, dass die Männerangelegenheiten endlich auch den Frauen zugänglich wären, engagierte sich Salma dafür, dass einmal mehr die Männer aus der Welt der Frauen entfernt werden sollten. So wählte jede ihren eigenen Kampf!
Wie so häufig erregte auch Farah unsere Aufmerksamkeit. Sie erzählte von ihrem gestrigen Abend, den sie an einem dieser Privatstrände verbracht hatte, dessen Mauern bis ins Wasser reichten, damit die Frauen ungesehen baden konnten. Als sie sich zum Sonnenbaden hingelegt hatte, waren ihre sämtlichen Cousinen und Nichten über sie hergezogen und hatten sie wie eine Verrückte behandelt.
»Dunkle Haut hat noch nie einer Frau geholfen zu gefallen. Wie können Sie die Ihre so leichtsinnig verschandeln, die
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