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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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Obstkorb geschmückten Laster mit der Steelband tanzen mehrere als Früchte verkleidete Schwule. Zwei Kirschen sind an den Köpfen mit einem grünen Stängel verbunden, die Bananen tragen gelbe Tangas und schwenken »Freche Früchtchen«-Fähnchen. Normalerweise fände ich das Ganze superspannend, aber wieso muss der Umzug ausgerechnet in meiner Straße starten? Und wieso ausgerechnet jetzt? Ich sehe auf die Uhr. Es ist zehn nach zwölf. Ich rufe Max an.
    »Hi, ich bin fertig. Bist du unten?«, fragt er.
    »Nein! Ich stecke in dem verdammten Gay-Pride-Umzug fest und kriege kein Taxi!«
    »Scheiße!«
    »Wir kommen noch zu spät! Was soll ich bloß tun?«
    »Okay, okay. Okay, Viv. Wir kriegen das hin. Wo bist du genau?«
    »Bei mir vor dem Haus. Auf der Hauptstraße.«
    »Wie sieht es mit der kleinen Seitengasse aus? Ist die auch abgesperrt?« Das Handy ans Ohr gepresst, stakse ich unter lautstarken Flüchen die Straße hinunter bis zur nächsten Ecke.
    »Hier stehen auch überall Polizeiautos.«
    »Geh die Straße entlang bis zur nächsten Ecke und warte vor dem kleinen Deli auf mich, okay? Das ist eine Sackgasse, die frei bleibt. Ich hole dich gleich ab.«
    »Aber mit dem Taxi kommst du nicht nahe genug ran.«
    »Geh dort hin und warte auf mich. Ich komme dich holen.«
    Mein Herz hämmert. Ich drehe mich um und laufe die schmale Gasse entlang, über Bierflaschen hinweg und an überquellenden Mülleimern vorbei. Meine Absätze bleiben in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen hängen, und ich spüre förmlich, wie der Straßenschmutz aufsteigt und mein wunderschönes empfindliches Kleid versaut. In der nächsten Gasse ist es noch schlimmer. Einer der Kartons am Straßenrand scheint zu leben. Mit angehaltenem Atem haste ich daran vorbei, biege um die Ecke und marschiere mit strammen Schritten auf das Deli zu.
    Er befindet sich an einer Kreuzung. Die Straßen zu meiner Linken sind für den Umzug abgesperrt und verwaist. Ich sehe auf mein Handy. Eine Minute ist vergangen. Ich sehe ein zweites Mal auf das Display. Nein! Nicht eine, sondern zehn!
    »Verdammt! Verdammte Scheiße noch mal!« Ein dünner Schweißfilm bedeckt meine Stirn und Wangen, und einen Moment lang überlege ich, einfach in Tränen auszubrechen. In diesem Moment ertönt das Röhren eines Motors. Ein Fahrer in schwarzer Lederkluft prescht auf seinem Motorrad um die Ecke. Er hebt den Arm und beschreibt einen kleinen Kreis, ehe er vor mir zum Stehen kommt. Max nimmt den riesigen Helm ab und strahlt mich an. Schlimmer kann es wohl kaum kommen. Er erwartet allen Ernstes, dass ich auf dieses Ding steige. Nein, noch schlimmer: Womöglich soll ich noch einen Helm aufsetzen! Ich schüttle den Kopf.
    »Nein, vergiss es.«
    »Dir bleibt gar nichts anderes übrig.«
    Er steigt ab, öffnet die Gepäckbox und zieht einen quietschgelben Helm und eine riesige Lederjacke heraus, die er mir hinhält. Ich weiche einen Schritt zurück. Er schwingt das Bein über den Sattel und startet die Maschine. »Es ist schon halb eins«, ruft er über das rhythmische Aufbrausen des Motors hinweg.
    Ich reiße ihm den Helm aus der Hand, wuchte ihn mit einem frustrierten Wimmern über meine Frisur und zerre den Gurt unterm Kinn fest – er ist so eng, dass mein Gesicht wie ein zusammengepresster Hintern aussieht. Dann schlüpfe ich in die riesige Lederjacke, die mir fast bis zu den Knien reicht und deren Stahlschutzkappen sich in meine nackten Schultern bohren. Eine Schweißspur rinnt meinen Rücken hinunter, als ich das Bein über den Sattel schwinge und meine Absätze auf den Fußrasten positioniere. Gerade als ich mein Kleid zurechtzupfen will, werde ich nach hinten katapul tiert. Das Motorrad schießt nach vorn, während ich an einer Federwolke zu ersticken drohe. Max gibt Gas und überholt einen Bus. Panisch klammere ich mich an seinen Schultern fest und versuche, an ihm vorbeizuspähen. Der Wind trifft mich mitten ins Gesicht und bläst mir allerlei Staub und Insekten entgegen. Irgendetwas ist in mein rechtes Auge geflogen. Schutzsuchend kauere ich mich hinter seinem Rücken zusammen, schlinge die Arme um Max’ Taille und klammere mich mit aller Kraft an ihn, als wäre er ein Holzstamm in einem reißenden Strom. Dieser verdammte Helm muss für ein Kind gemacht sein. Mein Kopf fühlt sich an, als wäre er in einem Schraubstock gefangen, aber unter dem Gestank nach Öl und Benzin nehme ich einen Hauch von Parfum wahr. Vielleicht gehört er ja einer Frau mit dem Kopfumfang einer

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