Liebe auf den ersten Klick
zu antworten. Verdammt, wie konnte ich so dämlich sein? Der heutige Abend lag ihm so sehr am Herzen, und ich habe es nicht gemerkt. Kein Wunder, dass er nicht auf meine Anrufe reagiert. Ich spüre, wie mein Herz anfängt zu rasen.
Was auch immer passiert, ich darf ihm auf keinen Fall in die Arme laufen, solange Rob bei mir ist.
Ich sehe mich um. Abgesehen von zwei Gemälden stehen überall nur Skulpturen. Solange wir in diesem Raum bleiben, kann ich eine Begegnung mit Max vielleicht verhindern.
»Gott, ich liebe Skulpturen«, rufe ich und drücke Robs Arm, damit er stehen bleibt. Wir treten vor eine große Statue aus verrostetem Metall – sie stellt einen verzerrten Körper dar, der aussieht, als zerschmelze er und tropfe in einen Behälter aus Salz. »Unglaublich«, bemerke ich. »Ich glaube, das soll ein Statement zum Thema Menschlichkeit sein.«
»Trotzdem ist es ziemlich hässlich, finde ich. Oder würdest du das Ding im Wohnzimmer stehen haben wollen?«
»Keine Ahnung. Ich finde es jedenfalls schön.« Wieder lasse ich den Blick durch den Raum schweifen.
»Ernsthaft?« Er sieht mich an. »Ich hatte eher an ein hübsches Gemälde gedacht. Lass uns doch mal hier durchgehen.« Er deutet mit seinem Champagnerglas auf den bogenförmigen Durchgang eines weiteren Raums voller Gäste.
Ich fächle mir mit dem Ausstellungsführer Luft zu. »Puh, mir ist ein bisschen schwindlig.« Ringsum hängen »Meet the Artist«-Poster mit Fotos ausgeflippt wirkender Künstler an den Wänden. Ich lasse mich auf eine Bank sinken. »Muss wohl am Alkohol liegen.«
Rob runzelt die Stirn. »Was ist denn mit dir, Schatz? Du hast doch gar nicht so viel getrunken.«
»Ich glaube, ich brauche nur ein bisschen frische Luft«, antworte ich, während er sich umsieht.
»Lass uns da rübergehen, da ist weniger los«, sagt er und zieht mich in die Richtung eines anderen Raums. Vor einer riesigen Leinwand hat sich ein Grüppchen Sammler und Kritiker eingefunden. Robs Hand im Rücken, trete ich vorsichtig näher, während mein Blick über die Anwesenden wandert. Ein Mann in einem Tweedanzug tritt einen Schritt zurück. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich Max in schwarzen Jeans und T-Shirt und aus dem Gesicht gekämmten Locken zu erkennen glaube. Dann macht der Mann wieder einen Schritt nach vorn und blockiert mir dir Sicht. Ich stehe reglos da.
»Oh, ich glaube nicht, dass wir hier drin etwas finden. Das ist doch überhaupt nicht unser Stil.« Aber Rob packt mich am Arm und schiebt mich hinein.
»Aber schauen können wir doch trotzdem, oder?«
»Au, lass los!«
Er löst seinen Griff und legt mir stattdessen den Arm um die Taille. Der Tweed-Mann tritt erneut zur Seite. Max dreht sich um, sieht in meine Richtung und wendet den Blick wieder ab, ehe er merkt, was er da gerade gesehen hat, und sich ein weiteres Mal umdreht. Der Ausdruck in seinem Gesicht bohrt sich geradewegs in mein Herz: Schmerz, Kränkung, Enttäuschung und schließlich Wut. Er schiebt sich an ein paar Gästen vorbei und starrt mich an, als wolle er mich umbringen. Ich komme mir vor wie die schlimmste Verbrecherin auf Gottes Erde.
»Max!« Ich hebe die Hand und spüre Robs Arm, der sich fester um meine Taille legt.
»Wage es nicht, mich auch nur anzusehen, während er hier ist, Vivienne!« Seine Lippen zucken wie bei einem zähnebleckenden Wolf.
»Es ist nicht so, wie du denkst, Max. Ich habe den ganzen Tag versucht, dich anzurufen …«
»Was interessiert es dich, was ich denke? Hältst du mich für bescheuert?« Er sieht mich forschend an. Ich berühre seinen Arm, doch er schüttelt meine Hand ab.
»Sprich gefälligst nicht so mit meiner Verlobten!«, meldet Rob sich zu Wort, worauf Max sich ihm zuwendet.
»Und du hältst gefälligst die Fresse, verstanden? Sonst schlage ich dir sämtliche Zähne ein. Hier geht es nur um sie und mich.« Er sieht mich an, als hätte er ein Ungeheuer vor sich.
»Aber was habe ich denn getan?« Ich spüre Tränen in meinen Augen brennen.
»Du hast mich verraten«, antwortet er leise und sieht zwischen mir und Rob hin und her. »Viel Glück euch beiden.« Ich sehe den Schmerz in seinen Augen, als er sich abwendet und eilig in der Menge verschwindet. Völlig erschüttert sehe ich ihm hinterher.
»Tja, das war ja ein ziemlicher Auftritt«, bemerkt Rob grinsend. »Ich dachte, er sei dein Freund.«
Ich reiße mich aus seinem Griff und dränge mich an den Gästen vorbei, die ärgerlich murren.
»Warte, Max!«, rufe ich,
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